Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wir wollten einfach helfen“

In einem ehemaligen Baumarkt am Oppelner Shoppingcenter Turawa-Park befindet sich eines der größten Versorgungszentren für ukrainische Flüchtlinge in Polen. Seit Beginn des Krieges werden dort täglich Kleidungs-, Hygiene- und Nahrungsmittelspenden abgegeben und an die Geflüchteten verteilt. Auch die Mitarbeiter des in Stuttgart angesiedelten Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) haben für die bedürftigen Menschen aus der Ukraine gesammelt. Vor Kurzem wurden die Spenden nach Oppeln gebracht.


Babynahrung, Hygieneartikel, Unterwäsche – der Kleintransporter des ifa ist bis unter das Dach mit Hilfsgütern beladen, als er am Montagabend vergangener Woche das Versorgungszentrum am Oppelner Turawa-Park erreicht. Hinter dem Steuer sitzt Karoline Gil, Leiterin des Bereichs Integration und Medien am ifa und Initiatorin der Betriebsspendenaktion. Mehr als 800 Kilometer Fahrt liegen hinter ihr: Von der Stuttgarter ifa-Zentrale ging es über Dresden und Bautzen direkt bis nach Oppeln.

In einem ehemaligen Baumarkt werden jetzt Spenden gesammelt und verteilt.
Foto: Lucas Netter

Jeden Tag eine Warteschlange
Nun steht sie auf der Ladefläche des Transporters und hievt die in etwa fünf Dutzend Kartons verpackten Hilfsgüter mit tatkräftiger Unterstützung einiger Feuerwehrmänner und freiwilliger Helfer auf eine Europalette, die rasch in die riesige Halle des zivilgesellschaftlich organisierten Versorgungszentrums gebracht wird. Am Haupteingang des Zentrums reihen sich täglich mehr als 500 Flüchtlinge aus der Ukraine – hauptsächlich Frauen mit ihren Kindern – in die Warteschlage ein. Nach der Registrierung dürfen sie sich einmal in der Woche mit Kleidung, warmen Decken oder sonstigen Dingen des täglichen Bedarfs eindecken. Für die Jüngsten stehen Spielzeug, Kinderwagen, kleine Bettchen, Windeln, Schnuller und Babyflaschen bereit. Zur Stärkung werden sogar warme Mahlzeiten für die Geflüchteten zubereitet.
Auch die Kartons aus Stuttgart stehen nun inmitten der unzähligen anderen Hilfsgüter. Die Männer und Frauen, die sich hier freiwillig engagieren, packen sie aus und sortieren das Spendenmaterial. Ein Teil ist für die bedürftigen Flüchtlinge vor Ort bestimmt, der Rest wird weiter in die Ukraine gebracht.

 

Nur 48 Stunden
„Wir wollten einfach helfen“, erklärt Karoline Gil die Motivation der Mitarbeiter des ifa. Erst einige Tage zuvor hatte sie in der Zentrale der deutschen Mittlerorganisation für den internationalen Kulturaustausch den Spendenaufruf gestartet. Die zahlreichen Kollegen vor Ort – aber auch viele private Spender – mussten sich nicht lange bitten lassen: Innerhalb von 48 Stunden haben sie eingekauft, gesammelt, eingepackt und beschriftet. Dann machte sich der vollgepackte Transporter auch schon auf den Weg gen Oppeln.
Doch warum werden die Hilfsgüter ausgerechnet hier abgegeben, wenn es doch auch in jeder größeren Stadt in Deutschland entsprechende Sammelstellen gibt? Karoline Gil erklärt, dass in Oppeln letzte Woche auch das jährliche Mitarbeitertreffen für die nach Polen, Tschechien und die Slowakei entsandten ifa-Kulturmanager und -Redakteure sowie deren Gastinstitutionen – darunter auch das Wochenblatt.pl – stattgefunden habe. Auch die Leitungs- und Koordinationsebene des für die Förderung der deutschen Minderheiten im östlichen Europa zuständigen ifa-Bereichs Integration und Medien ist bei diesen Treffen traditionell vertreten. Die Fahrt nach Oberschlesien war also ohnehin geplant – konnte nun aber mit einer Hilfsaktion verbunden werden.

Lucas Netter

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