Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zu Weihnachten von Bischofsvikar Peter Tarlinski

Wochenblatt – Wort zum Sonntag – Weihnachten/Neujahr – 25.12.2022/01.01.2023

Weihnachten – Umbruch und Neubeginn

Mit Sehnsucht und Hoffnung gehen wir auf Weihnachten und das Neue Jahr zu. Hinter uns liegen die zwölf Monate von 2022. Ein schweres Jahr in vielerlei Hinsicht, auch wenn wir, dank Gott und freundlicher Menschen, dieses gut überstanden haben. Die Frage, welche uns bewegt, ist: Wie wird es im kommenden Jahr weitergehen? Einen Umbruch und Neubeginn wünschen wir uns schon, um aus unseren Nöten herauszukommen. Wer hilft uns? Wer geht mit uns? Wer zeigt uns den Weg? Mit wem schaffen wir den Durchbruch? Wer öffnet unsere Herzen und Sinne für einen Neubeginn?

Lasst uns gemeinsam vor die Krippe treten mit den leuchtenden Augen unserer Kindheit. Lasst uns hören, schauen und denken in biblischen Bildern. Diese sind zwar alt, aber keineswegs fremd und fern. Sie gehören zu uns genauso wie zu den Generationen zuvor. Sie waren und sind immer zeitgemäß, modern und lebensnahe.

Gott wird Mensch. Das ist neu und bahnbrechend.Die passenden Bilder dazu liefern die Bibelstellen, welche in den Heiligen Messen der Weihnachtstage und am Neujahr in den katholischen Kirchen gelesen werden. Die gleichen Texte erklingen auch in den evangelischen Abendmahlfeiern. Im Evangelium nach Lukas heißt es: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ Im Brief an Titus finden wir die Worte vom „Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.“ Der Prophet Jesaja kündet um 730 vor Christus das besondere Kind an, das die Namen erhält: „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ Dem großen Glaubensbekenntnis, auf welches man sich während der ökumenischen Konzile in Nizäa (325) und Konstantinopel (381) geeinigt hatte, entnehmen wir die Überzeugung: Ich glaube „an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Bis heute hat sich nichts geändert. Jesus, der Christus (der Messias), ist Gott und Mensch zugleich. Gott in seiner Gnade hat sich entschieden, unter uns Menschen zu leben. Der Sohn des lebendigen Gottes ist gekommen,um alle aus der menschlichen Zerbrechlichkeit herauszuführen und zu retten. Das beeindruckende Bild dazu ist der Neugeborene. „Und das soll euch als Zeichen dienen“ – lautet die Botschaft des Engels an die Hirten – „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“

Quelle: Fra Bartolommeo: Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben (um 1490; Alte Pinakothek, München)

Christ, der Retter, ist da.An diesen Festtagen dürfen und sollten wir uns die Frage stellen: Glauben wir daran? Unsere derzeitige Öffentlichkeit scheint das vergessen zu haben, dass wir die Geburt des Gottessohnes feiern. Das wird übersehen und verschwiegen. Unser Blick wird auf was anderes gelenkt: den Tannenbaum, die Weihnachtsmärkte, die Beleuchtung, die Speisen und Geschenke, die Wohlfühl-Atmosphäre und Freizeit. Gott ist zu den Menschen gekommen und nicht alle haben zu ihm gefunden. „Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden,aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ – lesen wir im Johannesevangelium. Unsere Weihnacht verwandelt sich schrittweise zu einem Fest des vergessenen und verlassenen Gottes. Das kann und wird nicht gut gehen. Ohne „Ehre sei Gott in der Höhe“ wird es keinen „Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ geben.

Den Sinn der Weihnachtsereignisse schildert der schon genannte neutestamentliche Brief an Titus: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben.“ Christus Jesus „hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.“

In dieser Hinsicht wird uns ebenfalls das Kind vor Augen geführt. Der Prophet Jesaja kündigt an: „Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. (…) Seine große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich.Erfestigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit.“Paul Gerhard (1607-1676), der evangelische Theologe und Dichter, ermutigt: „Drum, frommer Christ, wer du auch bist, / Sei gutes Muts und laß dich nicht betrüben! / Weil Gottes Kind dich ihm verbind’t / So kann’s nicht anders sein, Gott muß dich lieben.“

Christus, das Licht im Wort. Die weihnachtlichen Texte heben, neben dem Kind, sehr stark die Lichtsymbolik hervor. Die Ankündigung des Propheten Jesaja ist eindeutig: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf. Du mehrtest die Nation, schenktest ihr große Freude.“ Christus durchbricht das Dunkle unserer Existenz und unserer Gegenwart. Das Licht Christi bringt Einsicht, Zuversicht und Trost. Der Evangelist Johannes schreibt: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.Und das Wort ist Fleisch gewordenund hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.“ Die Lebenskraft zum Umbruch und Neubeginn liegt in den Worten Jesu. Sie schaffen neues Leben.

Daher lasst uns aufs Neue den menschgewordenen Gott annehmen, auf seine Worte hören und die finsteren Stellen in uns und unserer Zeit mit Christus, dem Licht im Wort, zu erhellen.„Gott lässt sich finden von denen, die ihn aufrichtig suchen; er kommt bei denen an, die ihn mit Freude erwarten.“Gesegnete Weihnachten und ein gnadenreiches Neues Jahr.

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