Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Palmsonntag von Pastor Wojchiech Pracki

Lesungen: Jesaja 50,4-9; Brief an die Philipper 2,5-11
Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach. Johannesevangelium 12,19


Der König fährt ein!
Ein fröhlicher Text über den Einzug Jesu Christi in die Hauptstadt Jerusalem. Die Massen, die Zeugen der Auferweckung des Lazarus waren, jubelten, als Jesus auf dem Rücken eines Esels einzog. Hättej er sich nicht ein Pferd oder ein Kamel nehmen können? Diese Frage habe ich mir oft als Kind gestellt. Warum denn so bescheiden?!
Es geht hier nicht um Bescheidenheit. Ein Esel ist ein Lasttier, das schwer arbeitet. Ein König auf einem Pferd zeigt, dass er kampfbereit ist und bald im Krieg teilnehmen wird. Ein König auf einem Esel dagegen zeigt durch die Wahl seines „Fahrzeugs”, dass er für Frieden und Wohlstand sorgt. Dazu kommt noch die Geschichte in Bethanien – mit Lazarus. Das jubelnde Volk versammelte sich auf der Trauerfeier, einige Tage nach seinem Tod. Sie erlebten aber eine großeÜberraschung mit der von Jesus verursachten Auferweckung. Jemand, der mit Kraft lehrt, Leben bringt, muss doch irgendwieein Gesandter Gottes sein. Ein guter Kandidat, um König zu werden und das unterdrückte Volk von der römischen Besatzung zu befreien. Er wird auch wie ein richtiger König begrüßt – Palmenblätter und Mäntel werden vor die Hufe des Esels gelegt, damit der König weniger Straßenstaub um sich hat.

Die Gegner sind enttäuscht…
Alle Welt läuft ihm nach… Die Pharisäer stellen es mit Bedauern fest. Der Enthusiasmus ist nicht zu stoppen. Da zieht man sich lieber zurück und wartet ab. Nicht lange… Als Kind konnte ich einen anderen Punkt der Geschichte auch nicht verstehen. Waren es nicht die gleichen Menschen, die da so gejubelt haben, die dann aber am Karfreitag laut schrien: Ans Kreuz mit ihm!?! Es waren nicht die Gleichen. Die Massen vom Palmsonntag haben sich innerhalb der Woche aufgelöst. Am Karfreitag waren es dann die Mitarbeiter und Freunde der Pharisäer, Sadduzäer, Mitglieder des Hohen Rates und die Priester und Hohenpriester – fast 100% Feinde Jesu Christi. Eine völlig andere Gruppe eben. Und sie erlebten ihren Erfolg im Kreuzestod des Lehrers aus Nazareth. Zu 100%? Letzten Endes nicht! Vielleicht wurde nicht das ganze Volk zu Anhängern von Jesus. Aber das Christentum fing an, zu wachsen und sich zu entwickeln.

Alle Welt läuft ihm nach…
Heute bleibt es nurein Traum der gegenwärtigen Christenheit. Die Welt läuft Jesus nicht nach, wobei es nicht seine Schuld ist. Die Christen tragen enorm viel dazu bei, dass die Welt Jesus nicht nachläuft. Christliche Besserwisserei und Missachtung, Zwang und Gewalt. Sowohl die eigene Unfähigkeit, ein Schuldbekenntnis abzugeben. Christen haben viel von Jesus gelernt. Manchmal aber auch mehr von den Pharisäern. Das ist leider ein ökumenischer Fehler – er wird in jeder Konfession begangen.
Die ganze Welt und die Christenheit können wir nicht ändern. Aber wenn wir ganz klein bei uns selbst anfangen, wenn wir versuchen, Jesus nachzufolgen, werden der Palmsonntag, die Karwoche mit Karfreitag und der Auferstehungssonntag nicht umsonst sein. Wenn wir auf unser “Pharisäertum” verzichten und von Jesus lernen, wird zumindest ein kleiner Teil unserer Welt ihm nachlaufen. Amen.

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