Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

30. Sonntag im Jahreskreis – C

1. Lesung: Sir 35, 15a-17.20-22a
2. Lesung: 2 Tim 4, 6-8.16-18
Evangelium: Lk 18, 9-14

Als die Wende 1989 einsetzte, waren wir froh, endlich in Freiheit leben zu können. Mit dem Klang der Freiheitsglocke wurde am 3. Oktober 1990 vor dem Berliner Reichstag die Teilung Deutschlands beendet. Inwieweit in den vergangenen über 30 Jahren am Tag der Deutschen Einheit an die Deutschen im Ausland gedacht wurde, habe ich nicht nachgeforscht. Allerdings, in den letzten Reden des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier wie in diesem Jahr in der Rede der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas habe ich die Solidarität mit den deutschen Minderheiten in anderen Ländern schmerzlich vermisst. Eine nationale Minderheit steht in Verbindung zu ihrem Vaterland und schöpft daraus ihre Bezeichnung und Identität. Ausschlaggebend sind dabei die geschichtlichen Verflechtungen, die Sprache und Kultur. Wie soll eine deutsche Minderheit existieren, wenn sienicht zum Vaterland gehört? Wie sollen uns die jeweiligen Mehrheiten in den einzelnen Ländern respektieren, wenn uns das Vaterland verschweigt? Wie sollen wir unseren Mut bewahren, wenn wir aus der Familie der Deutschen weggedacht werden?

Bei der Krisenbewältigung, bei der Integration von Geflüchteten wie beim Vorgehen gegen Rechtsradikalismus und Populismus ist die BRD ein Vorreiter. Die Minderheiten schauen zum Vaterland hin; darunter auch die deutsche Minderheit in Polen. Wir werden finanziell von der BRD unterstützt, was dankbar angenommen wird. Hiermit konnte viel Sehenswertes vor Ort erreicht werden. Dennoch sollen die oben gestellten Fragen darauf aufmerksam machen, dass wir die öffentliche Zugehörigkeit zum Vaterland sehr vermissen. Frau Bärbel Bas sagte in der genannten Rede: „Es hätte unserem Land gutgetan, die demokratische Begeisterung der Wendezeit mehr zu pflegen. In allen Teilen unseres Landes“ – und wohlmöglich auch in den Regionen weltweit, wo die Deutschen leben (?!).

Woher diese Überlegung? Weil man sich als deutsche Minderheit in Polen allein gelassen sieht. Die Deutschen sind hier Christen. Mehrheitlich sind wir Katholiken, die mit den evangelischen Schwestern und Brüdern gut zusammenarbeiten. Die polnische Regierung kürzt den Kindern und Jugendlichen der deutschen Minderheit den Deutschunterricht. Die Opposition geht gegen den Religionsunterricht in den Schulen und einige der christlichen Werte vor. Wenn du ein Christ und dazu ein Deutscher bist, wird dir die Beheimatung in der polnischen Gesellschaft verweigert. Du hast das Gefühl, aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt zu sein.

Nichts Neues. Der Apostel Paulus beklagt in seinem Brief an Timotheus: „Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden. Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft. Der Herr wird mich allem bösen Treiben entreißen und retten.“ In den schwierigen Situationen ist ersichtlich, wie wichtig die Zuwendung Gottes ist. Was bleibt und rettet, ist der Glaube. Lassen wir uns diesen niemals nehmen und fördern ohne Vorwände ein: „Zusammen wachsen“.

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