Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Würdiger Ort zum Gedenken

Am 10. Januar wurde in der Innenstadt von Allenstein (Olsztyn) der Park der Erinnerung (Park Pamięci Śródmieście) feierlich eröffnet. Er verbindet als Umsteigepunkt die Eisenbahnhaltestelle Allenstein-Stadtmitte mit der Partisanenstraße (ulica Partyzantów), erinnert an den dortigen früheren evangelischen Friedhof und die dort bestatteten ehemaligen Einwohner – und bietet so Geschichte im Vorübergehen. Nach einem Jahr intensiver Bauarbeiten sind die entsprechenden Zugänge nun offen.

Vor etwa einem Jahr, am 26. Januar 2022, hat der Stadtrat von Allenstein der Anbringung von Gedenktafeln mit einer bestimmten Beschriftung und Form zugestimmt, die im damals konzipierten kleinen Park am Umsteigepunkt Allenstein-Stadtmitte angebracht werden sollten (siehe „Wochenblatt.pl“, Nr. 8/2022). Seit Mitte Dezember sind die gestaltenden Arbeiten nun abgeschlossen, die offizielle Freigabe erfolgte am 10. Januar 2023.

Der Park der Erinnerung in der Allensteiner Stadtmitte
Foto: Uwe Hahnkamp

Einsatz für den Friedhof

Bei der Eröffnung war der Pastor der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Allenstein, Łukasz Stachelek, anwesend und erinnerte sich an die ersten Entdeckungen: „Das war Anfang 2018, kurz nach meiner Amtseinführung. Arbeiter stießen im Rahmen der Entwässerungsarbeiten an der Partisanenstraße bei der Kommandantur der Woiwodschaftspolizei auf menschliche Überreste. Ich habe umgehend mit dem Stadtpräsidenten Kontakt aufgenommen.“

Das Kreuz mit dem Lapidarium
Foto: Uwe Hahnkamp

Trotz der abgeschlossenen archäologischen Untersuchungen, bei denen 27 Gräber nachgewiesen werden konnten, stolperten Teilnehmer eines Stadtspaziergangs mit Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne (Muzeum Nowoczesności) in Allenstein im Juli 2018 dort zufällig über frei liegende Knochen. Infolge der öffentlichen Empörung darüber stellte die katholische Gesellschaft „Święta Warmia“ einen Antrag auf Eintrag des Friedhofs ins Denkmalregister.

Wand mit einigen Namen der hier beerdigten Menschen, darunter auch Oskar Belian (1832-1918), einst Bürgermeister von Allenstein
Foto: Uwe Hahnkamp

Im Rahmen einer dreiseitigen Vereinbarung zwischen der Stadt Allenstein, „Święta Warmia“ und der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde wurde der Antrag zurückgezogen; die Stadt verpflichtete sich dafür zum pfleglichen Umgang mit den Gräbern und sterblichen Überresten sowie zu einem Gedenken an die Bestatteten.

Blick auf den Park der Erinnerung vom Haus Kopernikus, Sitz der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM)
Foto: Uwe Hahnkamp

Von fehlender Pietät zu würdigem Gedenken

„Der Friedhof war von 1873 bis 1886 der evangelische Hauptfriedhof“, erklärt Pastor Stachelek. „Bis 1947 wurden dort mehr als 1.300 Menschen beerdigt.“ Sein späterer Abriss in den 1960er-Jahren, als alle konfessionellen Friedhöfe aufgelöst wurden, erfolgte ohne Fingerspitzengefühl. „Zwar wurden durchaus einzelne Verstorbene umgebettet, aber der Friedhof wurde einfach oberflächlich eingeebnet, die Grabsteine entfernt und es gibt keinerlei Dokumente zu irgendwelchen Exhumierungen“, so Rafał Bętkowski. Er trug im Auftrag der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGMD) die Namen der dort Beerdigten zusammen; Hauptquelle war dabei das Evangelische Zentralarchiv in Berlin.

Das Gelände am 12.02.2022
Foto: Uwe Hahnkamp

Während er sich eine bescheidene Form des Gedenkens vorstellte, ist die jetzt umgesetzte Konzeption großzügiger. Über einen Erinnerungspavillon, an dessen Wänden Tafeln mit Namen zu finden sind, sowie ein Kreuz mit einem umgebenden Lapidarium von Überresten früherer Gräber hinaus ist auf dem östlichen Teilgelände des ehemaligen Friedhofs ein weitläufiger öffentlicher Park entstanden. Bepflanzte Gabionen, Konstruktionen aus Draht und Steinen, wechseln sich mit weiteren Namenstafeln ab, die übersichtlich alphabetisch geordnet sind und eine Suche nach den Verstorbenen erleichtern.

Das Gelände am 12.03.2022
Foto: Uwe Hahnkamp

Es steckt die Arbeit eines Jahres in der nun fertiggestellten schönen Form – der Abriss der dort zuvor stehenden Garagen etwa, oder die Verlegung der Entwässerung und weiterer unterirdischer Infrastruktur. „Dabei folgten die Planer der früheren Hauptallee des Friedhofs, die heute noch erkennbar und mit neuen Bäumen markiert ist“, erkennt Rafał Bętkowski an. Außerdem entstanden dort ein Kurzzeitparkplatz und Stellplätze für Behinderte.

Blick auf den Park der Erinnerung vom Bahnsteig gegenüber (am 20.01.2023)
Foto: Uwe Hahnkamp

Fehlt nur noch die Wärme des Frühlings, die die Pflanzen im Park der Erinnerung ergrünen lässt. Die Passanten am Umsteigepunkt Allenstein-Stadtmitte jedenfalls werden Pastor Stachelek sicher zustimmen, der vor einem Jahr prophezeite, dass dieser Park „nicht nur ein angenehmer Ort zum Gedenken, sondern auch eine Visitenkarte der Stadt an dieser Stelle“ sein werde.

Uwe Hahnkamp

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