Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Der Bedarf an Hilfe ist riesig“

Mit Agata Baron, Geschäftsführerin der Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien, sprach Anna Durecka über die Tätigkeit der Organisation während der Pandemie

 

Wie haben sich die Aktivitäten Ihrer Wohltätigkeitsgesellschaft durch die Pandemie verändert? Sicherlich mussten einige der Pläne bereits im letzten Jahr überarbeitet werden.

Die Situation älterer Menschen hat sich im Zusammenhang mit der Pandemie sicherlich verschlechtert. Im vergangenen Jahr haben wir einer größeren Anzahl von Menschen und mit größeren Geldbeträgen geholfen. Dies betraf finanzielle Unterstützung, also Sozialhilfe und die Mitfinanzierung von Medikamenten. Außerdem gab es im Zusammenhang mit der Pandemie neue Förderrichtlinien und wir konnten größere Geldsummen dafür bereitstellen. Die Mittel kommen vom deutschen Innenministerium. Als Verein organisieren wir auch Rehabilitationsaufenthalte, von denen wir allerdings einen beträchtlichen Teil absagen mussten. Immerhin aber haben wir es geschafft, 60 bis 70 Prozent der geplanten Aufenthalte durchzuführen. Wir haben uns auch an der Food Bank beteiligt. Zudem gewähren wir Hilfe in Notfällen. Die Mittel dafür erhalten wir u. a. aus 1 Prozent Steuern, die wir als gemeinnützige Organisation bekommen. So war es auch im letzten Jahr, als wir mehr Mittel bewilligt bekamen, leider war der Zuschuss in diesem Jahr geringer. Das hat uns ehrlich gesagt überrascht, zumal der Bedarf ja größer geworden ist. Vielleicht gelingt es uns noch vor Ende des Jahres, zusätzliche Mittel zu erhalten.

 

Agata Baron
Foto: A. Durecka

Welche Auswirkungen hat diese Entscheidung auf Ihre Tätigkeit?

Wir werden sicherlich die Zahl der Reha-Aufenthalte deutlich einschränken und die finanzielle Unterstützung deutlich reduzieren müssen. Es wird 150 Aufenthalte geben, und zwar nur in Groß Stein. Dennoch haben wir einen kleinen Erfolg zu verzeichnen, denn es ist uns gelungen, mit den Mitteln weitere zehn Betreuerinnen im Rahmen des Projekts „Der Oppelner Senior“, an dem wir gemeinsam mit der Oppelner SKGD und dem Regionalen Zentrum für Sozialpolitik in Oppeln beteiligt sind, bereitzustellen. Im letzten Jahr wurde das Projekt allein in der Woiwodschaft Oppeln von 40 Betreuerinnen umgesetzt. Jetzt wird es das ganze Land abdecken, wobei diese zusätzlichen Betreuerinnen in den Woiwodschaften Schlesien und Oppeln arbeiten werden und wir haben nur für ein Jahr die Mittel dafür zugesichert bekommen. Im Rahmen des Projekts unterstützen wir die sogenannte Erlebnisgeneration, also Menschen, die vor 1956 geboren wurden. Dies gilt eigentlich für unsere gesamte Tätigkeit. Die Betreuerinnen leisten folgende Nachbarschaftshilfe: Kochen, Putzen, Einkaufen, Spazierengehen, Rechnungen bezahlen, etc.

 

Gibt es einen großen Bedarf an dieser Art von Hilfe?

Der Bedarf ist enorm. Es gibt sehr viele ältere, alleinstehende Menschen. Die Kinder sind im Ausland. Sie brauchen jemanden, der ihre Medizin kauft, sie zur Kirche bringt. Im Grunde würden Hunderte solcher Betreuerinnen benötigt werden. Diese älteren Menschen waren ohnehin auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen, auch schon vor der Pandemie. Wir haben das ein bisschen systematisiert und natürlich werden die Betreuerinnen auch bezahlt.
Unsere verschiedenen Formen der Hilfe werden aufgrund der begrenzten Ressourcen in diesem Jahr etwa 500 Menschen zugutekommen, im letzten Jahr waren es etwa 1.000. Der Bedarf ist jedoch viel größer und wächst, auch aufgrund der Pandemie.

 

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