Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler ist verstorben
In der vergangenen Woche ist der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, dem ich den heutigen Kommentar widme, im Alter von 81 Jahren verstorben. Dieser Politiker gilt als Mann der Tat, denn als hoher Beamter im Finanzministerium war er maßgeblich an den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung und den Vertrag von Maastricht beteiligt. Horst Köhler war Diplom-Volkswirt und begann seine Beamtenlaufbahn 1976 im Wirtschaftsministerium. Nach verschiedenen Stationen wurde er 1990 Staatssekretär im Finanzministerium, das damals von Theo Waigel (CSU) geleitet wurde. 1993 wechselte er in die Finanzwelt, zunächst als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dann als Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London und im Jahr 2000 an die Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Foto: Roosewelt Pinheiro/Agência Brasil/Wikipedia
Im Jahr 2004 wurde er der neunte Bundespräsident Deutschlands und löste Johannes Rau in diesem Amt ab. Die Bundesversammlung wählte ihn 2009 erneut zum Bundespräsidenten, doch nur ein Jahr später trat er mit sofortiger Wirkung von diesem Amt zurück, ein beispielloser Vorgang in der deutschen Geschichte. Grund für seinen Rücktritt war ein Interview, das Horst Köhler dem Deutschlandradio Kultur während eines Fluges nach einem Besuch deutscher Soldaten im afghanischen Mazar-i-Sharif gab. Darin begründete er den Einsatz deutscher Streitkräfte im Ausland auch mit der Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen. Kritiker warfen ihm vor, den Militäreinsatz in Afghanistan zu rechtfertigen, was Horst Köhler zurückwies. Er räumte jedoch ein, dass die Kritik seinem Amt irreparablen Schaden zugefügt habe und zog die Konsequenzen. Erwähnenswert ist, dass Horst Köhler in der Innenpolitik immer wieder für Überraschungen und Unmut im Regierungslager gesorgt hat. So verweigerte er 2006 seine Unterschrift unter das Gesetz zur Privatisierung der Flugsicherung und später unter das Verbraucherschutzgesetz.
Bemerkenswert ist auch ein Kondolenzschreiben des amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, in dem er unter anderem hervorhebt, dass Horst Köhler ein äußerst umgänglicher Mensch war, der von Lachen und Optimismus angesteckt war und an die Stärke Deutschlands sowie an die Energie und Kreativität seiner Mitmenschen glaubte. Frank-Walter Steinmeier schrieb zudem, dass Horst Köhler mit seinen nicht immer bequemen Reden Anerkennung in der deutschen Gesellschaft gefunden habe, die ihn auch für seine große Liebe zu Afrika schätzte. Diesem Kontinent, den er außerordentlich gut kannte, schenkte Horst Köhler sein Herz. Er war der festen Überzeugung, dass Europa die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln muss, um sich gemeinsam mit ihnen den globalen Herausforderungen zu stellen, und obwohl er dies vor Jahrzehnten gesagt hat, ist das Thema meiner Meinung nach immer noch aktuell.