Unsere vorherige Wanderung führte uns durch das Anwesen der Prinzessin Marianne von Oranje-Nassau in Weißwasser (Bílá Voda). Diesmal laden wir zum Schloss in Kamenz (Kamieniec Ząbkowicki) ein, das für die Prinzessin und die Familie Hohenzollern etwas ganz besonderes war.
Vor einigen Jahren waren wir im Rahmen unserer Wanderserie bereits im Anwesen der Hohenzollern Kamenz zu Besuch. Kaum eines unserer Reiseziele hat sich jedoch so verändert. Damals hatten wir es noch mit einer vernachlässigten Ruine und einem verwilderten Park zu tun. Seit damals jedoch wird dieser ganz besondere Ort Schritt für Schritt wieder zum Leben erweckt.
Alter Glanz wiederhergestellt
Nach Kamenz kann man mit dem Zug, Bus oder Auto kommen. Je nach Verkehrsmittel sollte die Anreise aus Glatz (Kłodzko) an die 30 Minuten bzw. aus Neisse (Nysa) zwischen 40 und 60 Minuten dauern. Wer mit dem Zug kommt, muss einen 30 Minuten langen Spaziergang vom Bahnhof bis zum Eingang aufs Schlossgelände planen. Vor Ort gibt es viele Parkmöglichkeiten, auch direkt am Parkkomplex.
Seit 2012 ist das Schloss samt Park im Besitz der Gemeinde (seit 2021 Stadt) Kamenz. Jahr für Jahr wird mühsam der frühere Glanz der alten Adelsresidenz wiederhergestellt. Vor relativ kurzer Zeit handelte es sich noch um eine Ruine, die nur mit Schutzhelmen zu betreten war. Mittlerweile wurden aber Mauerwerk und Dächer abgesichert. Immer mehr Räumlichkeiten werden sauber, es erscheinen ein wenig Ausstattung und neue Ausstellungstücke, samt Kunst und Gemälden. Rund ums Schloss sind rekonstruierte Skulpturen zu sehen. Eine Besichtigung ist also empfehlenswert und ein ganz anderes Erlebnis als im vorigen Jahrzehnt.
Durch eine verlorene Welt
Ganz ohne Wandern geht es jedoch auf keinen Fall. Eine Gelegenheit für einen ordentlichen Spaziergang bietet dabei der Schlosspark. Die Anlage erstreckt sich auf vier Hügeln des Sudetenvorlandes, von denen der höchste, der Rote Stein, etwa 70 Meter hoch über dem Strom der Glatzer Neiße ragt. Es erwarten uns also einige Auf- und Abstiege. Ein Wanderweg führt vom Schloss geradeaus zum vor Kurzem restaurierten Mausoleum der Hohenzoller, das fast täglich zu besichtigen ist. Auf halber Strecke kommt man dabei an der Ruine des alten Jagdpavillons vorbei.
Zurück zum Parkplatz kann man unter anderem mit einer Route kommen, die über die Erhebungen am Ostrand der Parkanlage leitet. Hier wurden zwei Aussichtspunkte revitalisiert, darunter das „Ende der Welt“, das ein Panorama ins Tal der Neiße bietet. Der einst verwilderte Park wird Schritt für Schritt gesäubert. Dank dessen erwarten uns immer wieder Überraschungen, die jahrzehntelang von der Vegetation bedeckt waren. Man stößt auf alte Steintreppen, Quellen, Brunnen und Pferdetränken.
Der Spaziergang durchs alte Adelsanwesen kann frei gestaltet werden. Je nachdem, wie viel man sehen will und wie genau man stöbern möchte, kann man verschiedene Teilstücke der vier Spazierwege nutzen. Insgesamt kann man hier sogar 2-3 Stunden verbringen, in denen man 4 bis 8 Kilometer an Strecke und bis zu 150 Meter an Höhenunterschied bezwingt.
Łukasz Malkusz