Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der geheimnisvolle Berg

Die Sakrauer Spitze ist eine Erhebung im Annabergland. Mit 256 m ist sie der höchste Punkt in der Gemeinde Gogolin. Auf alten deutschen Karten ist der Name Sprentschützer Berg verzeichnet. Mystische Rituale, geheimnisvolle Gestalten, unheimliche Energie – was genau hat es mit der Spitze auf sich?


Der Name des Berges leitet sich wahrscheinlich von dem fünf Meter hohen Steinobelisken ab, der in Form einer Pyramide auf seiner Spitze steht. Der Obelisk wurde Ende des 18. Jahrhunderts von dem damaligen Besitzer des Geländes, Graf Strachwitz, errichtet. Er erinnert an die Übernahme Schlesiens durch Preußen. In der Nähe des Obelisken befand sich ein aus Holzstämmen errichteter Beobachtungs- oder Flugabwehrturm aus dem Zweiten Weltkrieg, der nach dem Krieg als Feuerbeobachtungspunkt diente. Als er einstürzte, wurde ein zweiter Turm, diesmal aus Beton, auf dem Hügel, etwas weiter im Wald, errichtet.

Mit 256 m ist die Sakrauer Spitze der höchste Punkt in der Gemeinde Gogolin.
Fot: ap

Der erste Schein trügt
Es ist ein wirklich stimmungsvoller Ort, der vor allem im Herbst sehr reizvoll ist. Die Luft ist voll geheimnisdurchwobener Aura und seltsamer Energie, wie die Menschen berichten. Dazu gespenstische Bäume sowie seltsame Steine mit Löchern, die mit der Durchführung geheimnisvoller Rituale in Verbindung gebracht werden könnten.
Der Legende nach handelt es sich bei dem Steinturm um die Überreste einer ehemaligen Burg, die einem reichen, aber sehr geizigen Herrscher gehörte. Ein armer Pilger, der auf dem Weg zum Geburtshaus des Heiligen Hyazinth in Groß Stein war, kam dort vorbei. Erschöpft von der Reise und der Hitze des Tages rief er am Burgtor an und bat um spärliche Nahrung und Schutz vor dem aufziehenden Sturm. Er hat nicht nur nichts bekommen, sondern auch die Jagdhunde wurden noch auf ihn losgelassen. Der verbitterte Bettler verfluchte den Herrn. Am selben Tag schlug während eines Gewitters ein feuriger Blitz in die Burg ein, die sofort einstürzte. Alles, was übrigblieb, waren verstreute Felsbrocken und ein steinerner Turmpfeiler.
Nach einiger Zeit tauchten mysteriöse Erscheinungen um den Berg herum auf – eine Weiße Frau mit einem schwarzen Hund, der zwei brennende Schlüssel zum Schloss im Maul hielt. Die Einheimischen mieden den Ort. Ab und zu erschien der Hund einem Jäger im Wald, aber wenn er ihn töten wollte, ging zwar die Flinte los, aber der Hund wurde nicht verletzt.

Das vorhergesagte Schicksal
Die Weiße Frau wurde Berichten zufolge von einer Bewohnerin von Groß Stein beim Beerenpflücken im Wald gesehen. Zur Mittagszeit erschien sie neben ihr und versperrte der verängstigten Frau den Fluchtweg. Die Erscheinung bat sie, jede Mitternacht an dem verfluchten Ort des versunkenen Schlosses für sie zu beten. Gleichzeitig versprach sie der alten Frau, sie für die Strapazen ihrer nächtlichen Streifzüge zur Spitze zu entschädigen. Die ängstliche Frau war sehr darauf bedacht, die Bitte der Weißen Dame zu erfüllen. Trotz ihres hohen Alters stieg sie von da an jede Mitternacht auf die Spitze und bat Gott um Vergebung für das Leid, das der Besitzer des Schlosses den Menschen angetan hatte. So kam es, dass die Weise Dame – die Frau des Schlossherrn – von dem auf ihr lastenden Fluch befreit wurde. Zur Belohnung nannte die Weiße Dame der alten Frau das Datum ihres Todes. Die Frau nahm die Nachricht mit großer Demut auf. Genau ein Jahr später fühlte sie sich schwach und ging zu Bett. Da erschien vor ihr ein schwarzer Hund mit offenem Maul, der Feuer spuckte und Schlüssel klimpern ließ. Der Hund sprach mit menschlicher Stimme und wollte, dass die alte Frau auch ihn von dem Fluch befreite. Die Frau war so verängstigt, dass sie bald darauf starb. Und was ist mit dem Herrn des verfluchten Hundes? Es heißt, dass er immer noch im Wald umherwandert.

Auch zu den verstreuten Felsbrocken gibt es eine Sage.
Fot: ap

Ein unterirdisches Netzwerk
Eine andere Legende erzählt von Tunneln, die unter der Burg verliefen und bis nach Dombrowka reichten. Es sollte zwei Ausgänge aus dem Tunnel im Dorf geben. Einen im Wirtschaftsgebäude eines der Bewohner, der andere in einem Brunnen ein paar Häuser weiter. Der Tunnel wurde höchstwahrscheinlich von Räubern benutzt, die vom Besitzer der Burg beauftragt wurden. Sie überfielen umherziehende Händler und flohen mit der Beute durch den Keller in die Burg.
Aber das ist noch nicht das Ende der Horrorgeschichten. Nach dem Krieg waren an der Sakrauer Spitze bis Ende der 1950er-Jahre sowjetische Soldaten stationiert. Dann wurde das Gebiet an polnische Soldaten übergeben. Und irgendwann in den 1970er-Jahren sollten dort polnische Soldaten übernachtet haben. Wie groß war die Überraschung des Kommandanten, als sich herausstellte, dass alle Soldaten nachts von der Spitze geflohen waren? Dieses Ereignis wurde angeblich in den NKVD-Akten beschrieben. Bis heute ist nicht bekannt, warum die Soldaten flüchteten. Keiner von ihnen konnte es rational erklären. Ein Hund wurde angeblich von Soldaten gesehen, die den Flughafen in Groß Stein während des Kriegszustandes bewachten. Einer der Wachmänner starb an einem Herzinfarkt, die anderen wurden mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht.

So gelangt man dorthin
In Dombrowka, auf der Woiwodschaftsstraße 409, biegt man nach der Bushaltestelle rechts ab und folgt dem Feldweg. Nach etwa 1.400 m erreicht man die Waldgrenze und biegt rechts ab, um entlang des Waldes zu gehen. Nach etwa 300 m sollte man auf der linken Seite nach einem Pfad Ausschau halten, der zum Gipfel des Berges führt.

Andrea Polański

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