Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Schönste im ganzen Land

Während die Weihnachtsmärkte in Deutschland bereits vor den Feiertagen wieder schließen, kann man in Breslau viele Stände noch bis zur Silvesternacht besuchen. Stadtführerin Bogna Piter zeigt uns, was dort los ist.


Wien hatte wahrscheinlich den ersten, Dresden und Nürnberg zogen nach. Die Adventszeit ohne Weihnachtsmarkt ist im deutschsprachigen Raum nicht zu denken. Schon im Mittelalter gab es an den Weihnachtsbuden Handwerkskunst, Lebkuchen und allerlei Unterhaltung. Auch hierzulande hat sich diese alte Tradition längst etabliert. Einer der namhaftesten Märkte steht in Breslau. Für viele Einwohner und Touristen ist er der schönste in ganz Polen.

Bunt und trubelig geht es auf dem Breslauer Weihnachtsmarkt zu.
Foto: Lucas Netter

Auch ihn soll es bereits seit dem Mittelalter geben. Einige drollige Männchen aus Tannengrün mit roter Zipfelmütze, wie Wächter an einem Seiteneingang vom Weihnachtsmarkt drapiert, sind mittlerweile nicht mehr von dort wegzudenken. Sind doch die Zwerge für Breslau, was der Eiffelturm für Paris ist. „Sie erinnern an die Zeit des Kommunismus, als die Studentenbewegung, genannt Orangene Alternative, sich eine Aktion ausgedacht hat, um den Kommunismus zu veralbern. Ein Symbol davon waren die Zwerge. Es kann ohne sie keinen Weihnachtsmarkt geben“, erklärt Stadtführerin Bogna Piter und verweist auf die unzähligen kleinen Metall-Zwerge, die das Stadtbild prägen.

Buntes Rummeltreiben
Piter zufolge gibt es fast 200 Weihnachtsstände, an denen man lokale Produkte kaufen kann, Handgemachtes oder Süßigkeiten. Aber auch Deftiges wie Bigos und Żurek, Pierogi oder der Bergkäse „Oscypek“ gehören dazu, eben typisch polnisch. Und typisch Polnisch ist irgendwie auch das bunte Rummeltreiben mit Karussellen und Schießbuden. Ganz anders viele deutsche Weihnachtsmärkte, die das traditionelle Konzept beibehalten haben. Stichwort: besinnlich. „Der Weihnachtsmarkt diente dazu, sich für Weihnachten mit allen wichtigen Lebensmitteln einzudecken. Später zählte nicht nur der praktische Zweck, die weihnachtliche Stimmung wurde immer wichtiger“, sagt Bogna Piter.
Eine, sagen wir mal, sehr spezielle Idee ist ein Häuschen, mehrere Meter hoch und breit, mit der Aufschrift „Lach Freu Haus“, darauf Figuren in Lederhosen und Dirndl mit einer Maß Bier, gerahmt von Bayerns Landesfarben. Breslauer Weihnachtsmarkt trifft auf Münchner Oktoberfest. Und überhaupt scheint zu gelten: je lauter und greller, desto besser, desto mehr Weihnachten. Stadtführerin Bogna Piter, ganz Diplomatin, quittiert das mit einem eleganten Lächeln. Geschmäcker sind aber bekanntlich verschieden. Besucher aus Usedom, die eigens für den Weihnachtsmarkt angereist sind, resümieren: „Es war die lange Reise wert!“

Bogna Piter ist Stsadtführerin für Ober- und Niederschlesien.
Foto: Marie Baumgarten

Der geheime Zauberspruch
Das beste Stück eines jeden Weihnachtsmarktes und bei vielen Besuchern beliebtes Fotomotiv: Der Weihnachtsbaum, Symbol für Hoffnung und Fruchtbarkeit. Die bunte Lichterkette mit den enormen Kugeln aus güldener Plastik kann man mögen, muss man aber nicht. Immer am 6. Dezember wird der Baum erleuchtet. Und das passiert durch einen magischen Spruch. Auf Deutsch in etwa: „Es ist so weit. Breslauer Weihnachtsbaum, erleuchte uns!“ Auf Polnisch klingt das viel schöner, da reimt er sich sogar und lautet so: „Wrocławskiej choinki to już czas – niech oświeci nas jej blask!“ Ein besonderer Brauch, an dem immer viele Menschen teilhaben.

Der große Trumpf
Wenn man sich auf dem Breslauer Weihnachtsmarkt verabreden möchte, dann am besten unter der großen Holzpyramide. Hier gibt es den Glühwein in origineller Zwergenschuh-Tasse. „Die höchste Pyramide mit bis zu sieben Etagen steht in Dresden, auf dem ältesten Weihnachtsmarkt Deutschlands. Die Breslauer Variante finde ich aber mindestens genauso schön“, freut sich Bogna Piter.
Breslau muss sich wahrlich nicht verstecken und kann, im Gegenteil, noch auftrumpfen: Während die Märkte im Nachbarland bereits vor Weihnachten wieder schließen, kann man viele Stände in Breslau noch bis zur Silvesternacht besuchen. Nur am 25. und 26. Dezember ist kurz Pause.

Marie Baumgarten

 

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