Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Sprung aus dem Fenster

Mitten in der Sperrzone um das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze bei Rastenburg lag der Sitz der Familie von Lehndorff, Schloss Steinort. Heinrich von Lehndorff gehörte zur Gruppe des Attentats am 20. Juli 1944 und floh nach dessen Misslingen durch ein Fenster seines Schlosses. Unter dem Stichwort „Fenster“ wird in Schloss Steinort in diesem Jahr daran erinnert – und das kulturelle Programm dieses Sommers eingeläutet.

BU: Dr. Bettina Bouresh von der Lehndorff-Gesellschaft erklärt den Fluchtweg von Heinrich von Lehndorff.
Foto: Uwe Hahnkamp

 

Als das Führerhauptquartier eingerichtet wurde, quartierte sich im Westflügel von Schloss Steinort, das nur 17 Kilometer vom Quartier entfernt liegt, der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop ein. Das zwang Heinrich und Gottliebe von Lehndorff zu einem Doppelleben, aber dadurch fielen häufige Besuche der am Attentat beteiligten höheren Angehörigen der Armee nicht auf. Dies und die Nähe zur Wolfsschanze machten das Gebäude geradezu ideal für die Verschwörung.

 

 

Ein Fenster zur Flucht

Heinrich von Lehndorff sollte am Tag des Attentats unter der Tarnung eines Ausritts über seinen Besitz nach Königsberg fahren und dort bei entsprechendem Signal tätig werden. Als aber keine Neuigkeiten gemeldet wurden und später durchsickerte, dass Hitler überlebt habe, kehrte von Lehndorff nach Hause zurück und nahm Abschied von seiner Frau. Als am nächsten Morgen die Gestapo vorfuhr, sprang Heinrich von Lehndorff aus einem Impuls heraus aus einem Fenster im ersten Stock auf der Rückseite des Ostflügels, in dem die Familie wohnte. Er lief durch den Park des Schlosses, durch einen Bach zur damaligen Anlegestelle der Familie von Lehndorff am Mauersee und entkam so den Häschern und ihren Hunden. Kurze Zeit später stellte er sich selber, wurde in einem Schauprozess verurteilt und am 4. September 1944 hingerichtet.

 

 

Fenster als Einladung zum Kennenlernen

„Dieses Fenster sollte am 20. Juli im Mittelpunkt einer Veranstaltung für Kinder stehen – als erlebte Geschichte“, erklärt Dr. Bettina Bouresh, die Vizevorsitzende der Lehndorff-Gesellschaft, die die neue Nutzung von Schloss Steinort vorantreibt, „aber wegen Corona ging das nicht.“ Stattdessen wurde das Gedenken an Heinrich von Lehndorff, das Attentat und das Ende des Zweiten Weltkriegs am Gedenkstein für Lehndorff und hinter dem Ostflügel des Schlosses von einer life-stream-Kamera begleitet. „Diese Kamera ist auch jede Woche am Freitag ab 14 Uhr im Einsatz. Dann berichten wir im Life-Stream aus dem Info-Zentrum in Schloss Steinort“, so Dr. Bouresh. Geplant sind Gespräche mit Gästen vor allem aus der Region sowie aktuelle Informationen zur Vorbereitung des „Steinort-Festivals“ Mitte August.

„Unser diesjähriges Motto ´Fenster´ hat einen doppelten Sinn“, verrät Dr. Bettina Bouresh, „wir öffnen mit kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten und Kabarett vor Ort die vielen Fenster von Schloss Steinort für Gäste. Und wir öffnen virtuelle Fenster mit Beiträgen verschiedener Menschen zum Schloss, sodass man bereits im Internet Eindrücke von hier sammeln kann.“

 

 

Uwe Hahnkamp

 

 

Live online hinein schnuppern in Steinort:
Die Website mit allen laufenden aktuellen Nachrichten zum „Sommer Festival Steinort 2020“:
https://2020.stnort.org
Auf Facebook der Zugang zum „Live stream“:
https://www.facebook.com/stnortfest/live/

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