Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Tiergarten Stubendorf

Was heute einfach sieben Zuchtteiche sind, war früher einmal ein umzäuntes Gelände, auf dem verschiedene Tiere lebten. All das hatte der Besitzer der Ländereien, Graf von Strachwitz aus Stubendorf, angelegt.

Zauche (Utrata) ist ein kleines Dorf, ein wirklich kleines. Auf dem Weg von Stubendorf (Izbicko) nach Kroschnitz (Krośnica) kommt man daran vorbei: auf der einen Seite der Straße einige Häuser des Dorfes, auf der anderen – Teiche. Der Zugang ist erschwert, vor allem für Autos, weil die lokalen Anglervereine die Zufahrtswege versperrt haben.
Insgesamt sind es sieben Teiche, die durch schmale Wege abgegrenzt werden. Vor dem Zweiten Weltkrieg, als Zauche den Grafen von Strachwitz aus dem nahegelegenen Stubendorf gehörte, waren es noch 13 Teiche, die alle ihren Namen hatten, u. a. Groß-Teich, Neu-Teich, Hubertus-Teich, Damm-Teich oder Alt-Teich.
Und es gab da eine Besonderheit, denn im 19. Jahrhundert ließ Graf von Strachwitz um die Teiche einen Zaun aufstellen und gründete dort einen Tiergarten. Zwar gab es da keine Elefanten, Löwen oder Tiger, wie man sie von einem Zoo erwarten würde, sondern es war der Lebensraum vieler heimischer Tierarten, von denen einige, wie Fasane oder auch Schafe, dort gezüchtet wurde.

Von den 13 Teichen sind heute sieben in Zauche geblieben und die wenigsten wissen, dass es da auch mal einen Tiergarten gegeben hat.
Foto: izbicko.pl

Der Tiergarten hatte einen eigenen Verwalter und Besucher waren im Grunde gern gesehen, wenn sie sich vorher angemeldet und eine Erlaubnis zum Betreten bekommen haben. Das Areal war aber auch Forschungsraum für Wissenschaftler der Breslauer Universität und Jagdgebiet für den Adel.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges funktionierte der Tiergarten, wenn auch in einer etwas anderen Form als ursprünglich gedacht, dann wurde er im Grunde aufgelöst. Die neuen Verwalter betrieben eine ausbeuterische Landwirtschaft, die Teiche und die Wasserläufe wurden künstlich verändert, sodass nicht nur der Tierbestand, sondern auch die Pflanzenwelt arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heute ist vom einstigen Tiergarten nichts mehr zu sehen und nur die Ältesten könnten noch erzählen, wo die einzelnen Wachhäuschen an den Einfahrten oder die Wohnhäuser der Verwalter waren.

Vor Kurzem wurden am Eingang zum örtlichen Festplatz Infotafeln zur Geschichte des Ortes und des Tiergartens aufgestellt. Foto: Rudolf Urban

Ein Tierparadies ist es allerdings heute wieder, denn nach Jahren der Ausbeutung kam Ruhe in die Teichlandschaft, wovon sich vor allem Wanderer und Radfahrer überzeugen können. Der Tierbestand hat sich erholt, was nicht nur die Fische, die hier gezüchtet werden, betrifft. Wasservögel und andere Landtiere kann man hier vom Frühling bis zum Herbst bewundern.

Und wer mehr über das Dorf Zauche und den Tiergarten erfahren möchte, der muss zur Dorfmitte fahren. Hier, am Eingang zum örtlichen Festplatz, wurden von der Dorfgemeinschaft vor Kurzem zwei deutsch-polnische Informationstafeln aufgestellt, die sowohl den Ort als auch die Teiche den Besuchern näherbringen.
Auch jetzt im Herbst, wenn es nicht gerade regnet und der Wind nicht so stark weht, sind die Teiche von Zauche auf jeden Fall einen Trip wert.

Rudolf Urban

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