Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Wille zählt

Ende letzten Jahres wurde auf Initiative des DMi-Abgeordneten Ryszard Galla beim Bürgermeister von Zülz, Edward Plicko, eine Petition zur Wiedereinführung von Deutsch als Minderheitensprache im Umfang von drei Stunden pro Woche eingereicht. Mehr als 1.700 Einwohner der Gemeinde unterzeichneten die Petition. Darunter waren sowohl DFK-Mitglieder als auch Eltern aus der polnischen Bevölkerungsmehrheit, denen die Bildung ihrer Kinder am Herzen liegt.

Die Petition fand großen Anklang, wie die Tatsache beweist, dass sich DFK-Vorstandsmitglieder und Aktivisten der Gemeindeverwaltung an der Unterschriftensammlung beteiligten. Der Bürgermeister von Zülz, Edward Plicko, hatte zuvor auf einer Versammlung mit Einwohnern der Gemeinde erklärt, dass er keine Mittel für zusätzliche Deutschstunden zur Verfügung stellen könne. Gleichzeitig sagte er, dass er nicht gegen den Deutschunterricht sei, doch eine Aufstockung der dazugehörigen Mittel würde womöglich zur Schließung von Schulfilialen in der Gemeinde führen.

Zülzer Marktplatz Foto: Markus Mierzwa

Eine wirksame Petition

Es sollte hinzugefügt werden, dass der Bürgermeister von Zülz auch in Erwägung zog, Deutsch in Kindergärten abzuschaffen, um zusätzliche Unterrichtsstunden in Schulen einzuführen. Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit sollte innerhalb von drei Monaten getroffen werden. Was nun auch geschehen ist: „Unter Berücksichtigung der von Ihnen eingereichten Petition und in Würdigung des Beitrags Ihrer Arbeit zur Förderung des Bewusstseins unserer Jugend für die multikulturelle Gemeinschaft – was unser gemeinsames Ziel ist – und in Anbetracht der Kosten für den Betrieb von Bildungseinrichtungen, mit denen wir im Jahr 2023 konfrontiert sein werden, sowie der Informationen in der Verordnung des Ministers für Bildung und Wissenschaft vom 22. Dezember 2022 über die Art und Weise der Verteilung des Bildungsanteils der allgemeinen Subvention für die Kommunalverwaltungen im Jahr 2023 haben wir beschlossen, ab März 2023 aus eigenen Mitteln eine zusätzliche Unterrichtsstunde in der deutschen Sprache, der Sprache der nationalen Minderheit, zu finanzieren, wie es der Wille der Einwohner unserer Gemeinde ist“, teilte der Zülzer Bürgermeister Edward Plicko dem DFK der Gemeinde mit. Wie man sieht, ist es möglich, man muss es nur wollen und guten Willen zeigen. Die Entscheidung des Bürgermeisters erfreute auch den Sejm-Abgeordneten Ryszard Galla, der während des letzten Erntedankfestes in Zülz ein Gespräch mit Bürgermeister Edward Plicko geführt hatte. Damals forderte er ihn auf, von sich aus einen Schritt zu tun und aus Sorge um das Wohl der Kinder ein oder zwei Stunden Deutsch als Minderheitensprache wieder einzuführen. „Zunächst deutete nicht viel darauf hin, dass dies geschehen würde. Der Bürgermeister wurde damals sehr unruhig und betonte, dass die Gemeinde Zülz nicht reich sei und sich die zusätzlichen Deutschstunden nicht leisten könne, erinnert sich Ryszard Galla.

Auch die Schüler des Vereins der Edukationsentwicklung in Grabine (Gemeinde Sülz) werden nun eine zusätzliche Stunde Deutsch als Minderheitensprache erhalten Foto: Manuela Leibig

Mit Optimismus ins neue Semester

Dieser Ansatz und die Tatsache, dass das Thema ungelöst blieb, ließ dem Abgeordneten der deutschen Minderheit keine Ruhe. Deshalb suchte er das Gespräch mit Vertretern des Stadtrats und der Gemeinde Zülz. Insbesondere mit den örtlichen Vertretern der deutschen Minderheit und den lokalen DFKs, die er bei gemeinsamen Treffen ermutigte und motivierte, in dieser Angelegenheit die Initiative zu ergreifen. Dabei hatte er vor allem die Einwohner, die Eltern der Kinder und die Lehrer im Blick, die er aufforderte, den nötigen Druck auf die Zülzer Gemeindeverwaltung auszuüben, damit zusätzliche Stunden für Deutsch als Minderheitensprache wieder eingeführt werden. Die Folge: Es entstand die Idee, die oben erwähnte Petition einzureichen. „Wie die Praxis gezeigt hat, hat sich diese Taktik als wirksam erwiesen. Das beweist die Zahl der Unterschriften unter der Petition. Vor allem aber hat sie dazu geführt, dass der Bürgermeister zugestimmt hat, ab dem 1. März dieses Jahres, also mit Beginn des neuen Schulsemesters, eine zusätzliche Stunde Deutsch als Minderheitensprache wieder einzuführen“, sagt Ryszard Galla und fügt hinzu: „Das ist eine gute Richtung. Die Aufstockung des Unterrichts in Deutsch als Minderheitensprache von einer auf zwei Stunden hat Akzeptanz gefunden. Ich möchte allen danken, die dazu beigetragen haben – den Einwohnern, den Vertretern der deutschen Minderheit und natürlich dem Bürgermeister von Zülz, Edward Plicko, für diese Entscheidung.“ Bemerkenswert ist auch, dass die deutsche Minderheit in der Gemeinde Zülz sofort nach Bekanntwerden der Kürzung der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache die entsprechenden Maßnahmen ergriffen hat.

Man sieht Potenzial im Lernen

„Wir fanden, dass wir nicht tatenlos zusehen durften, was geschah, und das taten auch alle in Polen, die direkt oder indirekt von dieser Verordnung betroffen waren. Gemeinsam mit dem DFK-Gemeindevorsitzenden Marek Dziony haben wir Gespräche mit dem Bürgermeister aufgenommen. Wir haben versucht, konfliktfreie Lösungen zu finden, wir haben appelliert, wir haben als Gemeindevorstand zwei Briefe geschrieben“, sagt Justyna Czaja, stellvertretende DFK-Vorsitzende im Gemeindevorstand von Zülz. Der Gemeindevorstand hat die Petition mit Unterstützung des Abgeordneten Ryszard Galla verfasst. Dieser hat die einzelnen DFK-Vorsitzenden zudem um eine Unterschriftensammlung gebeten. „Sie gingen mit großem Engagement von Haus zu Haus. Es ist bemerkenswert, dass ein großer Teil der Gemeinde Zülz, neben DFK-Mitgliedern auch Nichtmitglieder und sogar Menschen, die nicht mit der deutschen Minderheit sympathisieren, diese Initiative unterstützt haben! Niemand ist auf eine negative Haltung gestoßen. Wenn jemand nicht unterschreiben wollte, hat er nicht unterschrieben. Unsere Mitbürger sehen im Sprachenlernen ein Potenzial für ihre Kinder und damit für unsere Gemeinde“, freut sich Justyna Czaja, die als DFK-Chefin in Altzülz auch in ihrem Ort Unterschriften gesammelt hat. Auf diese Weise wurden in der Gemeinde Zülz, in der Deutsche 42,7 Prozent der Bevölkerung ausmachen (Daten der Volkszählung von 2002), mehr als 1.700 Unterschriften von Erwachsenen gesammelt. Die Petition und ein Anhang mit 59 Unterschriftenlisten wurden vom Zülzer DFK-Gemeindevorstand dem Sekretariat des Gemeindeamtes übergeben. „Unsere Gemeinde ist eher auf Investitionen und auf Anlagegüter, nicht auf ‚weiche‘ Maßnahmen, ausgerichtet. Ich freue mich daher sehr, dass unsere Initiative zur Einführung einer zusätzlichen Stunde Deutsch als Minderheitensprache aus Eigenmitteln der Gemeinde erfolgreich war. Ich denke, die Zahl der Unterschriften war beeindruckend, mehr als 1.700 Unterschriften bei 12.000 Einwohnern in der Gemeinde. Wir hätten sogar noch mehr Unterschriften sammeln können, doch sicherlich haben wir nicht alle Haushalte erreicht bzw. waren gerade in jemandes Abwesenheit gekommen“, so Justyna Czaja.

Manuela Leibig/Krzysztof Świerc

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