Sie sind Hunderte von Kilometern gefahren, um in Schlesien ihr Können zu zeigen. In Guttentag ist am Freitag, den 4. Oktober, eine Jugendtheatergruppe aus Ermland-Masuren aufgetreten. Das zweisprachige Spektakel war eine der ersten Initiativen der Gruppe JugendAktiv aus Guttentag, die die Jugendlichen aus Ermland eingeladen hat.
„Die Bewegung auf der Bühne oder einfach die Vertrautheit mit dem Mikrofon ist dieselbe hier bei uns wie dort im Norden. Doch wir tauschen auch Erfahrungen aus. Wir, die Jugendlichen, erleben vielleicht manche Sachen anders. Zum Beispiel haben wir hier die schlesische Mundart, was unser zusätzlicher Vorteil ist. Sie haben auf jeden Fall auch etwas Besonderes und wir werden es dank dieses Besuches herausfinden,“ meint Mattheus Czellnik, Vorsitzender der Gruppe JugendAktiv in Guttentag.
Die Jugendlichen aus Ermland haben beim DFK Guttentag das Märchen „Struwwelpeter“ präsentiert. Es wurde eine Geschichte von Kindern, die nicht brav sind und nicht auf ihre Eltern hören und daher ein schreckliches Schicksal erleiden, erzählt. Mit viel Emotionen und Kreativität wurde die Geschichte vom Struwwelpeter in einer modernen Version gezeigt. „Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen eine andere Funktion der deutschen Sprache sehen als nur ein Unterrichtsfach Deutsch. So erfahren sie, dass in der Sprache auch Gefühle ausgedrückt werden können, dass es möglich ist, mithilfe der deutschen Sprache zu kommunizieren. Und das nicht nur beim Einkaufen, sondern auch auf der Bühne. Und deshalb taucht die deutsche Sprache in unseren Stücken auf. Ich gebe ehrlich zu, dass die ersten Stücke sehr wenig Deutsch beinhalteten, es kamen sogar nur einzelne Wörter vor. Heute werden die Aufführungen jedoch fast zur Hälfte zweisprachig geschrieben,“ gibt Ewa Huss Nowosielska, Schatzmeisterin und Projektkoordinatorin des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, zu.
Die Theatergruppe heißt „Spiegel“, weil sich wie in einem Spiegel verschiedene Sprachen und Kulturen widerspiegeln. Dies ist das jüngste Kind der Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Warmia“ in Heilsberg. Die Jugendlichen planen, weiter in Kontakt zu bleiben. Und wer weiß, vielleicht folgt auch ein Gegenbesuch der Guttentager.
Dominika Bassek