Am 2. und 3. Juni 2024 trafen sich die Vertreter der deutschen Minderheit und die Schlesischen Regionalpolitiker mit der Beauftragten der Bundesregierung für nationale Minderheiten und Aussiedlerfragen Natalie Pawlik, dem Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit Dietmar Nietan und dem Mitglied des Deutschen Bundestages, Stefan Seidler, der selbst ein Vertreter der dänischen Minderheit ist und im Bundestag den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) vertritt.
Am Sonntag gab es in Leschnitz Gespräche über die aktuelle Lage der Deutschen Minderheit, aber vor allem auch über das neue Schild „Schlesische Regionalpolitiker“ bei den letzten Selbstverwaltungswahlen in Polen.
Workshop
Am 3. Juni fand ein Workshop zum Thema “Welche Rolle kann die DMi vor Ort und in den deutsch-polnischen Beziehungen spielen und was ergibt sich daraus resultierend für einen Handlungsbedarf bei der DMi?” statt, an dem sowohl die oben genannten Gäste aus Deutschland als die Vertreter der deutschen Minderheit teilgenommen haben. Auch Vertreter des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMi) sowie der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, Martin Kremer, und der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln, Peter Herr, waren dabei. Dort wurden u. a. ganz konkrete Projekte, Partnerschaftsmaßnahmen und notwendige Unterstützungen – die die Minderheit braucht um in manchen Bereichen stärker zu werden – besprochen, bestätigt Natalie Pawlik: „Wir haben bei dem Workshop darüber gesprochen, wie die Minderheit ihren Beitrag dazu leisten kann, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen sich in der Zukunft positiv entwickeln. Wie junge Menschen wieder zusammengebracht werden, wie sie auch in Polen motiviert werden, Deutsch zu lernen. Was wären Wünsche für die Zukunft und wie können wir das Ganze unterstützen.“
Eingelöstes Versprechen
„Wir haben schon vor mehr als einem Jahr gesagt, dass wir uns einmal Zeit nehmen, nicht nur mit den Angehörigen der deutschen Minderheit hier, sondern auch mit Kommunalpolitikern darüber zu sprechen: Was macht Oberschlesien aus? Nun haben wir das Versprechen eingeloest. Wir wollen damit auch zeigen, dass uns das Thema ‚Welchen Beitrag können Minderheiten für die Gesamtgesellschaft leisten?‘ wichtig ist“ betont Dietmar Nietan. Stefan Seidler, MdB, ist Abgeordneter der Partei der Dänischen Minderheit und der Friesen. Er ist zudem Leiter eines Parlamentskreises, der sich mit Minderheitenfragen beschäftigt: „Es war uns wichtig zu erfahren, welche Nöte und welche Sorgen die Minderheit hier hat, um sich vielleicht auch gegenseitig ein paar Ratschläge zu geben und zu erfahren, dass weder die deutsche Minderheit noch unsere Minderheit mit diesen Sorgen und Nöten allein ist”, sagt Seidler, dem der Erfahrungsaustausch bei der Visite wichtig war.
Brückenbauer
„Die deutsche Minderheit ist Brückenbauer zwischen den beiden Ländern, weil die Menschen sowohl das Deutsche kennen, aber auch das Polnische vermitteln, und Brücken bauen zwischen den Menschen. Und das nicht auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene, sondern auf der ganz kleinen, zivilgesellschaftlichen Ebene. Wobei sie gar nicht so klein ist, wenn man sich die vielfältigen Bereiche anguckt, in denen zusammengearbeitet wird“, unterstrich Natalie Pawlik. „Die deutsche Minderheit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht gewünscht, dass sie Teil eines Verhandlungsgegenstandes wird. Das waren die beiden Regierungen, die, sozusagen, das miteinander vermischt haben“, sagte Dietmar Nietan am Montagabend bei einem Treffen mit Medienvertretern. „Die spannende Frage ist, ob wir jetzt zu einer anderen Politik kommen. Ob Deutschland sagt, ich fördere die polnische Sprache in Deutschland, nicht, weil ich etwas für die deutsche Minderheit in Polen will, sondern weil die 2 Millionen Menschen, die in Deutschland leben und polnischer Abstammung sind, eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind. Weil 2 Millionen Menschen, die im Idealfall gut Polnisch und Deutsch sprechen können, ein Glücksfall nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Kultur und Wissenschaft sind. Das ist die spannende Frage: müssen wir verhandeln, oder erkennen wir in Deutschland und in Polen, dass Minderheiten etwas Positives sind, und unsere Gesellschaft bereichern?“ so der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Dietmar Nietan.
ews/Manuela Leibig