Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Deutsch im Alltag leben

Foto: Klaudia Kandzia
Foto: Klaudia Kandzia

Die deutschsprachige evangelische Sankt-Christophorie-Gemeinde ist als Ort der Begegnung in Breslau bekannt. Kein Zufall also, dass das erste Treffen mit Eltern, die nach einem passenden Kindergarten für ihre Kleinen suchen, in den Räumen des Gemeindehauses in Breslau-Zimpel stattfand.

 

International ging es am vergangenen Sonnabend beim Elterntreff zu. Doch eins verband die polnisch-deutschen, deutsch-deutschen, slowakisch-polnischen oder deutsch-niederländischen Familien – nämlich die deutsche Sprache. Eben diese Sprache soll auch Umgangssprache im Projekt deutsch-polnischer Kindergarten sein. „Meine Frau ist aus Breslau, hat hier zusammen mit Freunden ein Jobangebot bekommen. Da ich im öffentlichen Dienst tätig und gerade in Elternzeit bin, haben wir entschieden nach Breslau zu ziehen“, so Volker Huwe, der das Kindergarten-Projekt vorstellte. Familie Huwe hat vier Kleinkinder.

 

Eines schönen Tages, beim Spaziergang durch Zimpel, begegnete Volker einem Paar mit Kinderwagen, dass sich auf Deutsch unterhielt. „Seid Ihr Deutsche?“, fragte der offene und fröhliche Pfälzer und erfuhr, dass die angesprochenen van Beuningens eine niederländisch-deutsche Familie mit zwei Kindern sind. Aus der zufälligen Begegnung im Park erwuchs eine Freundschaft. Bald schon stellte sich die Frage nach einem geeigneten Kindergarten für die Kleinen. Nach gründlicher Recherche mussten sie feststellen, dass es in ihrer Nähe kaum Kindergärten mit Deutsch gibt, und die vorhandenen nur wenige Deutschunterrichtsstunden anbieten. So entschlossen sich Victoria van Beuningen und Volker Huwe die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

 

Bei Sankt-Christophorie gestrandet

 

„Nach Schlesien komme ich quasi mein ganzes Leben lang. Meine Familie stammt aus dem Dorf Werben (Wierzbno) bei Ohlau (Oława) und wir sind sehr oft hier gewesen. Auch mein holländischer Mann ist oft mitgekommen. Wir sind beeindruckt von der Dynamik Breslaus. Unternehmungslustig wie wir sind, haben wir entschieden hierher zu ziehen“, so Victoria.  Die van Beuningens sind evangelisch und so fand Victoria schnell den Anschluss zur Sankt-Christophorie-Gemeinde. „Wir sind zum Sonntagsgottesdienst gekommen und sind hier auf viele interessante Menschen getroffen. Nach dem Gottesdienst gab es Kaffee und rege Unterhaltung. Wir wurden gefragt, ob wir schon eine Wohnung gefunden haben, ob wir Hilfe brauchen. Wir wurden hier freundlich aufgenommen und so sind wir in die Gemeinde reingewachsen“, so Victoria.

 

In der Gemeinde arbeitet Roy Häuslein als Küster. Der Schwabe lebt in Breslau seit neun Jahren und hat mit seiner polnischen Ehefrau eine 2,5-jährige Tochter. Auch er ist an einem deutschen Kindergarten interessiert. „Es gibt viele Familien die aus dem deutschsprachigen Raum nach Breslau kamen. Ich kenne aber auch polnische Eltern, die daran interessiert sind, dass ihre Kinder deutsch sprechen“, so Küster Häuslein, der sich bereit erklärte, bei der Suche nach passenden Räumen für den Kindergarten zu suchen.

 

Zweisprachigkeit

 

„Wir möchten uns auf die vielfältig erprobte Immersionsmethode stützen. Dabei werden die Kinder in der Tat in die Sprache eintauchen, da diese Sprache ihr ständiger Begleiter bei allen Aktivitäten wird“, erklärte Volker Huwe die Philosophie des Kindergartenprojekts. Dieser deutsch-polnische Kindergarten soll eine zweisprachige Einrichtung sein, in der beide Sprachen voll in den Tagesablauf integriert werden. Die Kinder können sich dabei in der ständigen Obhut zweier Erzieher entfalten, von denen der oder die eine ausschließlich Deutsch, der oder die andere nur Polnisch sprechen werden. „Bei uns werden die Sprachen im Alltag gelebt und nicht im Unterricht gelernt“, versicherte Huwe.

 

Der erste Schritt ist getan, das Interesse der Eltern wurde geweckt. Nun können die Pläne umgesetzt werden. Als Ansprechpartner steht Volker Huwe (volkerhuwe@yahoo.de) zur Verfügung.

 

Klaudia Kandzia

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