Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Deutsch ist Sprache und Lebenshaltung

Der Universitätsprofessor Joachim Piecuch liest seit 25 Jahren an Sonn- und Feiertagen die  deutschen Messe in seiner Heimatstadt Gogolin. Am 10. Oktober wurde ihm dafür gedankt.
Der Universitätsprofessor Joachim Piecuch liest seit 25 Jahren an Sonn- und Feiertagen die deutschen Messe in seiner Heimatstadt Gogolin. Am 10. Oktober wurde ihm dafür gedankt.

Mit dem Pflanzen einer Eiche begann am 10. Oktober in Gogolin die Feier des 25. Bestehens des Deutschen Freundschaftskreises. Im Kulturhaus wurde engagierter Menschen gedacht.

 Das tanzende Pärchen: Karolinka und Karlik – Symbol des immerwährenden Polentums unter dem oberschlesischen Volk – schien an diesem Tag ein besonderer Störkörper in Gogolin zu sein. Denn im Kulturhaus hinter diesem Denkmal versammelten sich die Gogoliner Deutschen, um das 25-jährige Jubiläum der Anerkennung ihres Deutschseins zu feiern. Für die jüngeren Gäste erinnerte ein Filmbeitrag an die Männer und Frauen der ersten Stunde, die den Mut aufbrachten und viel riskierten, um der Welt zu zeigen: Es gibt sie doch noch – die Deutschen in Oberschlesien (Mehr zu der Veranstaltung lesen Sie auf S. 10.).

An diesem Abend wurden Menschen ausgezeichnet, die vor 25 Jahren vielleicht nicht in der ersten Reihe der Aktivisten standen, aber einen ebenso wichtigen Beitrag zur Gründung des Deutschen Freundschaftskreises leisteten. Unter ihnen: Willibald Jelitto, der 1990 unentgeltlich ein Haus renovierte, das zur ersten Begegnungsstätte für Deutsche in ganz Nachkriegspolen wurde, und wo sich auch der von der ebenfalls geehrten Erika Radwan gegründete Chor „Heimattreu“ treffen und proben konnte. Als Dritter wurde Professor Dr. Joachim Piecuch geehrt. Seit 25 Jahren liest er jeden Sonn- und Feiertag die Frühmesse in der Gogoliner Herz-Jesus-Kirche in deutscher Sprache. Ebenfalls seit 25 Jahren begrüßt der Geistliche Besucher aus Nah und Fern zu deutschen Maiandachten an der sog. „Bagno-Kapelle“. Er war auch derjenige, der die Unterschriftenliste mit 40.000 Namen zusammen mit Johann Kroll nach Warschau brachte – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. „Mit klopfendem Herz – man wusste nicht, wie es ausgeht – aber auch mit viel Hoffnung und großer Begeisterung fuhr ich damals mit. Es war ein Wunsch von Herrn Kroll Senior, der ein sehr herzlicher Mensch war und mit soviel Begeisterung für die Sache stand, dass ich ihm dieses nicht abschlagen konnte und wollte“, erinnerte sich Professor Piecuch. Er wusste, dass er als Priester den Menschen helfen und durch sein Beispiel auch Mut machen konnte. „Ich habe damals schon keine Unterschiede zwischen Nationalitäten gemacht, aber die Gogoliner Deutschen standen mir natürlich besonders nahe. Kam ich doch aus dem gleichen Umfeld und wusste, dass sie Hilfe brauchten. Immer, wenn man in einer Minderheit ist, hat man es schwer sich zu etablieren. Es war für mich eher ein pastoraler Impuls helfen zu wollen, denn ein kultureller oder politischer“, so der Geistliche, der von den Gogolinern auch für seinen Humor geliebt wird. Diesen bewies er in seiner Dankrede am Jubiläumsabend, in der er betonte, ohne die deutschen Messen, auf die er sich seit 25 Jahre lang besonders gut vorbereiten muss, wäre er nicht so fromm geworden.

Professor Joachim Piecuch lehrt Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Oppeln, doch er fühlt sich seinen Gogoliner Landsleuten stets verbunden. „Das Deutschtum lebt nicht nur in der Sprache, es ist auch eine Haltung. Ich wünsche mir, dass die Menschen mit mehr Mut, Freude und einem Gerechtigkeitsgefühl aus meinem Gottesdienst nach Hause gehen. Dass sie durch das Singen deutscher Lieder und die Predigt wieder Freude an der deutschen Sprache finden und diese Freude auch an die Kinder und Enkel weitergeben“, hofft Professor Piecuch.

Klaudia Kandzia

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