Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Deutsche Kleingartenkultur

Ein beliebter Baustil waren „Tiroler-Lauben“
Foto: dommodernisty.org.pl

Auf eine etwas außergewöhnliche Reise auf den Spuren der Bi-Kulturalität Oberschlesiens haben sich Mitglieder der Stiftung „Haus des Modernisten” gemacht. Sie haben sich die Kattowitzer Schrebergärten genauer angesehen.

 

Was sie gefunden haben war so interessant, dass daraus eine Ausstellung entstanden ist, die bis zum 24. November im Kościuszko-Familienschrebergarten in der ul. Barbary 23 in Kattowitz präsentiert wird.

 

Die Kattowitzer Architektur- und Geschichtsfreunde der Stiftung „Haus des Modernisten“ (Fundacja Dom Modernisty) schauten den Gärtnern nicht unbedingt auf ihre Bete, sondern haben sich ihrer Gartenlauben angenommen. Was sie herausfanden war überwältigend. Manche der Gartenlauben reichen bis ins Jahr 1906. Diese, aber auch die etwas jüngeren Architekturperlen der Gartenbaukultur, müssen für die nächsten Generationen gerettet werden, so ihr Urteil.

 

Aufklärung in der Ausstellung

 

Es wurde eifrig fotografiert und in Archiven geforscht. Das Verblüffen der „Forscher“ war groß, als es sich herausstellte, dass die oberschlesischen Schrebergartenlauben zu den ältesten Baudenkmälern dieser Art in Mittel- und Westeuropa gehören. Anna Aderek von der Kattowitzer Kunstakademie und Wojciech Siegmund vom „Haus des Modernisten“ waren sich einig, eine Ausstellung soll die Oberschlesier über ihre Schätze aufklären. Passenderweise wird diese auf dem Gelände der Anlage des Kościuszko-Familienschrebergartens in Kattowitz – dem ältesten Garten in Kattowitz präsentiert.

 

Der Name Schrebergarten kommt von Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861), einem Leipziger Arzt und Hochschuldozenten, der die Idee des Stadtgartens unter das Volk brachte. Der erste „Schreberverein“ wurde nach Schrebers Tod 1864 vom Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild gegründet und Schreber zu Ehren nach ihm benannt.

 

Schreber- und Jordangärten

 

In Oberschlesien stehen die deutsche Idee der Schrebergärten mit der durch Henryk Jordan aus Przemyśl entwickelten Gartenphilosophie im Dialog. Jordan schuf seinen ersten Kleingarten in Krakau, damals K.u.K.-Monarchie. Sein Park-Garten war speziell für Kinder und Jugendliche als ein Ort des Spielens und der Erholung gedacht.

 

Der älteste bis heute in großen Teilen erhaltene Kattowitzer Schrebergarten von 1906 entstand auf einer von der Familie von Hohenlohe gepachteten Fläche. Dieser Kleingarten wurde als „Kolonie des Oberingenieurs Hugo Tepelmann“ bezeichnet, da dieser Vorsitzender vom Kattowitzer Kleingartenverein war. In diesem Schrebergarten gab es einen allgemeinzugänglichen Erholungsplatz für Kinder mit einem Teich mit Springbrunnen, Wippen und einem Karussell sowie einem Gymnastik-Balken. Diese Erholungsfläche hat zwar nicht bis in unsere Zeit überdauert, dafür kann man heute noch die historischen Lauben, die sich an Bauten Bernhard Liebolds (1843- 1916) anlehnten, bewundern. Der Architekt, Baubeamter, Lehrer, Unternehmer und Politiker Liebold wirkte unter anderen beim Bau  der Bobertalsperre im Riesengebirge mit.

 

Die Bauart der oberschlesischen Lauben entspricht den in Leipzig entstandenen Prototypen von 1865, die heute im Deutschen Kleingartenmuseum zu Leipzig zu sehen sind. Nun muss man aber nicht nach Sachsen reisen, um die originelle und originale Bauart zu bewundern. Es reicht die Anlage des Kattowitzer Kościuszko-Familienschrebergarten anzusteuern.

K. Kandzia

Show More