In Raschau bei Oppeln fand vor kurzem ein außergewöhnlicher Rap-Workshop statt, der Jugendliche aus der Region zusammenbrachte. Unter der Leitung deutscher Künstler von der Rapschool NRW kamen insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse aus Raschau, Oppeln-Malino und des 2. Lyzeums in Oppeln zusammen, um an einem spannenden Musikprojekt teilzunehmen.
Vom Beat über die Punchline zu Bridge und Refrain: Unter dem Motto „Freundschaft“ entwickelten die Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Woche einen Deutschrap-Song, den sie anschließend im Musikvideo filmisch umsetzten. Für viele der Jugendlichen war dies die erste intensive Begegnung mit dem Musikstil Rap – vor allem in deutscher Sprache. „Ich bin nicht sehr musikalisch und habe hier eine ganze neue Seite an mir entdeckt“, sagte Julia Noglik vom 2. Lyzeum. „Es war auch eine schöne Abwechslung zum Schulalltag, weil wir hier so viel praktisch gearbeitet haben.“ Auch Daniel Schneider, Leiter der Rapschool NRW, zeigte sich beeindruckt von der Motivation der Teilnehmenden. Es war für ihn und sein Team das erste Mal, dass sie an einer Schule in Polen arbeiteten.
Die Jugendlichen erhielten Einblicke in die Entstehung eines Rapsongs: Von der ersten Idee über das Texten bis hin zur Aufnahme im mobilen Tonstudio. Michelle Kurz von der Grundschule in Raschau berichtete begeistert von ihren Erfahrungen: „Zuerst haben wir in der Gruppe Wörter zum Thema ‚Freundschaft‘ aufgeschrieben und dazu passende Reime gesucht. Daraus entstand anschließend der Songtext.“ Alle schrieben jeweils einen Reim auf, in dem sie ihre Emotionen und Gedanken zum Ausdruck brachten.
On Air
Nach der intensiven Textarbeit ging es an die Aufnahmen. Das mobile Tonstudio, das die Musiker der Rapschool NRW mitgebracht hatten, ermöglichte den Teilnehmenden eine professionelle Aufnahme ihrer selbstgeschriebenen Texte. Für viele Jugendliche, darunter auch Emilie Mrachatz vom 2. Lyzeum, war es eine neue und spannende Erfahrung, die ihre Begeisterung für Musik weiter entfacht hat. „Da ich privat viel singe, war rappen für mich gar nicht so einfach“, erzählt sie. „Trotzdem hat es unheimlich viel Spaß gemacht, weil wir vom Songtext bis zum Video alles gemeinsam gemacht haben.“
Parallel zur Aufnahme des Songs begannen die Dreharbeiten am Musikvideo. Dennis Reimer, Videoproduzent der Rapschool NRW, übernahm die Kameraführung. „Das Video ist wie ein klassisches Musikvideo aufgebaut, so, wie man es von großen Künstlern kennt“, erklärte Reimer. Trotz der anspruchsvollen Arbeit hatten die Jugendlichen viel Spaß und konnten ihre kreativen Fähigkeiten ausbauen.
Vorhang auf
Die Ergebnisse des Projekts stellten die Schülerinnen und Schüler am vergangenen Freitag bei einem Konzert vor. Neben dem fertigen Song präsentierten sie auch das Musikvideo, das den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in die kreative Arbeit der Jugendlichen ermöglichte. Die Veranstaltung war ein großartiger Erfolg und zeigte, wie stark Musik als verbindendes Element zwischen Kulturen wirken kann.
Gabriela Burczek, Betreuerin vom Verein Pro Liberis Silesiae, betonte die positive Wirkung des Workshops auf die Teilnehmer. „Die Jugendlichen konnten nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch einen Einblick in die Musik- und Filmbranche gewinnen“, so Burczek. „Besonders nach der Pandemie sind solche Projekte wichtig für die Jugendlichen, damit sie wieder zusammenkommen und gemeinsam kreativ werden.“
Unterstützt von verschiedenen Organisationen
Nur durch die Unterstützung der Zentralstelle für Auslandsschulwesen, des Vereins Pro Liberis Silesiae und des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit war das Rap-Projekt möglich. Das fertige Musikvideo kann in den sozialen Medien des Vereins Pro Liberis Silesiae angesehen werden und zeigt, wie Rap als moderne und kreative Form des Sprachunterrichts Begeisterung und Engagement bei Jugendlichen auslösen kann. Mit diesem Projekt haben die Jugendlichen aus Raschau und Oppeln gezeigt, dass Musik keine Grenzen kennt und kreative Projekte wie dieses nachhaltig wirken und wichtige Kompetenzen fördern können.
Verena Handtke/ews