Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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“DIAMENT” – Eine Gesellschaft, die Völker zusammenbringt

In der Nähe von Allenstein im Ermland gibt es ein Dorf, in dem die Geschichte lebendig wird und die Kontakte und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den heutigen und ehemaligen Bewohnern von Nattern (poln. Naterki) und der Umgebung gepflegt werden.

 

Ein Beispiel dafür sind die Fußballspiele “Polen – Deutschland”, die seit über 30 Jahren ausgetragen werden. Der Beginn der Geschichte dieser Treffen wird auf das Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts datiert. Zu dieser Zeit wanderten viele Familien mit ermländischen Wurzeln nach Deutschland aus. Sie hatten in der Regel dort Verwandte, vor allem in Nordrhein-Westfalen, wohin die Ermländer bereits im davor liegenden Jahrhundert ausgewandert waren. Es war nicht leicht, sich von dem Land der Familie zu trennen,denn nachbarschaftliche Vertrautheit und Freundschaften bliebenzurück. Besonders stark war das bei den Kindern, die mit ihren Eltern auswanderten.

 

Treffpunkt Waldlichtung

Anfänglich war der Kontakt aufgrund der trennenden Grenzen und der politischen Spaltung schwierig. Die Situation änderte sich nach 1990, als es leichter wurde, in die Region zu fahren und alte Freunde und Bekannte zu treffen. In Nattern war solch ein idealer Treffpunkt eine Waldlichtung, auf der in der Vergangenheit Fußball gespielt wurde. So entstand die Idee der Fußballspiele, die im Verlauf der Zeit nicht nur zu einem Sportereignis, sondern auch zu einem gesellschaftlichen Ereignis wurden, zu einem Treffpunkt für alte und neue Ermlandbewohner.

 

Nach dem Fußball wird gemeinsam gefeiert.
Foto: Diament

Zunächst wurde um die sprichwörtliche “Kiste Bier” gespielt, die in der Regel von den Gästen gesponsert wurde, doch dabei blieb es nicht. Durch die veränderte politische Situation fühlten sich beide Seiten als Partner, auch im wirtschaftlichen Sinne.

Im Jahr 2000 fand die erste organisierte Reise der Fußballmannschaft von Nattern nach Deutschland statt. Das Zentrum der Zusammenarbeit war die Stadt Rietberg, wo Ella und Henrik Schulz und andere ehemalige Bewohner von Nattern und Umgebung lebten. Die Herzlichkeit und die wunderbare Atmosphäre des Treffens haben auf polnischer Seite den Wunsch geweckt, die Treffen in einer feierlicheren und besser organisierten Form fortzusetzen und ihnen einen höheren Stellenwert zu geben. So entstand die Gesellschaft “Diament”, deren wichtige Aufgabe es ist, die Beziehungen zu den ehemaligen Bewohnern Ermlands zu pflegen, Traditionen zu bewahren und Verbindungen zwischen den neuen Bewohnern und denjenigen herzustellen, die ihre Wurzeln hier haben, aber im Ausland leben.

 

Nicht nur Fußball

Die Idee der Fußballtreffen hat perfekt funktioniert. Es ist natürlich ein Ort für sportliche Wettkämpfe, aber auch eine Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, alte Bekanntschaften aufzufrischen und neue Freundschaften zu schließen. Unabhängig vom Ausgang der Spiele gibt es danach lange Gespräche, Erinnerungen und Spaß bis in die Nachtstunden in einer schönen Waldumgebung.

Es ist anzumerken, dass bereits die zweite oder vielleicht die dritte Generation die Tradition der Treffen übernimmt, um die Geschichte zu begreifen und die Atmosphäre der Vergangenheit zu bewahren.Nattern hat sich in dieser Zeit verändert. Die meisten Einwohner sind Einwanderer, die sich an diesem Ort niedergelassen haben. Solche Begegnungen sind eine hervorragende Lehrstunde in Sachen Geschichte, gegenseitigem Verständnis und Aufbau freundschaftlicher Beziehungen in einem gemeinsamen Europa.

30 Jahre Begegnungen in Nattern sind nur ein Teil unserer gegenseitigen Beziehungen. In dieser Zeit wurde Rietberg mehrmals von einigen Dutzend Personen von polnischer Seite besucht. Es waren die Einwohner, die die Last auf sich nahmen, solch eine große Gruppe zu empfangen. Die polnischen Gäste waren jedes Mal begeistert.Auch die lokalen Behörden waren an der Organisation der Treffen beteiligt. Ein großer Verfechter der Freundschaft zwischen unseren Gemeinden war der verstorbene Bürgermeister Werner Bohnenkamp. Auf polnischer Seite unterstützten die Ratsmitglieder der Gemeinde Dietrichswalde (Gietrzwałd) und das Landratsamt die Initiative nachdrücklich.
Aber am wichtigsten sind die einfachen Menschen, die auf beiden Seiten Freunde wahrnehmen, die erst auf dem Spielfeld gegeneinander antreten und sich dann bei einem Bier zusammensetzen und eine europäische Mannschaft sind. Die Pandemie hat viele Pläne durchkreuzt. Das Wichtigste ist, dass der Geist der Zusammenarbeit erhalten geblieben ist. Wir bereiten uns bereits auf das Treffen in Deutschland vor, das unser 30. Jubiläumstreffen sein wird.

Die Gesellschaft “Diament” wird sich dafür einsetzen, dass die Idee der Begegnung zwischen neuen und alten Bewohnern im Geiste der Freundschaft und des gegenseitigen Respekts weiterlebt.

 

Zbigniew Kukuć
Vorsitzender der Gesellschaft “Diament”

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