Einen einwöchigen Besuch in Oberschlesien haben der Kulturreferent für Oberschlesien, Dr. David Skrabania und der Vorsitzende der Stiftung Haus Oberschlesien, der Ratinger Ratsherr Sebastian Wladarz, absolviert. Wie berichtet, stellen sich die Stiftung und das Oberschlesische Landesmuseum neu auf. Dabei ist die Komponente der grenzüberschreitenden, europäischen Zusammenarbeit sehr wichtig.
Die Gespräche seien von großer Offenheit und einem starken Interesse geprägt gewesen, heißt es in einer Medienmitteilung der Stiftung. „Wir wollten uns einerseits als Partner ins Gespräch bringen, andererseits aber auch konkrete Projekte vorantreiben“, sagt Wladarz. Ganz „nebenbei“ wurden auch Exponate für die neue Sonderausstellung im Höseler Museum abgeholt.
Internationale Konferenz in Ratingen geplant
Ein Projekt dabei ist eine internationale Konferenz zum Thema „100 Jahre Volksabstimmung in Oberschlesien“ in Ratingen (Hösel). Skrabania: „Die Ereignisse der Jahre 1919 bis 1922 waren einschneidend für Europa. In Oberschlesien ist das bis heute sicht- und spürbar. Die Volksabstimmung war für Oberschlesien ein zentrales Ereignis, begleitet von Aufständen und politischen Auseinandersetzungen. 1922 kam es dann zur Teilung dieser historisch gewachsenen, multikulturellen Region.“ Mit der Konferenz, an der Historiker aus Deutschland, Polen, Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn teilnehmen werden, wolle man den objektiven Blick auf die Ereignisse von damals schärfen und den Bogen in die heutige Zeit spannen. Details hierzu werde es zum späteren Zeitpunkt geben. „Wir konnten namhafte Partner, wie das Institut für Nationales Gedenken in Kattowitz, das Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, das Gerhart-Hauptmann-Haus und die Landeszentrale für politische Bildung NRW gewinnen. Es wird zum Thema auch ein Bildungsfilm produziert und eine Sonderausstellung ist in Planung“, sagt David Skrabania, der Geschichte und Slawistik in Bochum studierte. Ein weiterer Partner dabei ist das Museum in Gleiwitz.
Perspektiven für Städtezusammenarbeit
Apropos Gleiwitz. Ein Besuch bei alten Freunden habe hier neue Perspektiven eröffnet, sagen die beiden. „Wir haben bei Gelegenheit meinen Freund Marek Pszonak getroffen. Er ist zurzeit Vorsitzender des Gleiwitzer Stadtrates und zeigte sich interessiert an einer Zusammenarbeit mit Ratingen“, sagt der gebürtige Gleiwitzer Wladarz. Die Stadt beschäftige sich sehr mit ihrer eigenen Geschichte und baue auf die Jugendarbeit. „In Sachen geschichtliche Bildung hat Gleiwitz viel zu bieten. Mit dem Sender Gleiwitz, der als bekannteste Grenzprovokation vor dem deutschen Überfall auf Polen gilt oder dem Gedenkhaus der Oberschlesischen Juden bietet die Stadt einiges an, was Jugendliche aus Deutschland sehen sollten, bevor sie zur Gedenkstätte nach Auschwitz fahren“, ist sich der Ratinger Ratsherr sicher. Eine Schulpartnerschaft zwischen Ratingen und Gleiwitz gebe es ja schon. Zudem sei Gleiwitz in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Sport höchst interessant. Unter der Berücksichtigung des Formats „Regionales Weimarer Dreieck“ (Deutschland, Frankreich, Polen) würde eine Zusammenarbeit viel Sinn machen. Man wolle daher an den Bürgermeister mit dem Vorschlag einer Kontaktaufnahme mit Gleiwitz herantreten.
Hilfe der Partner
Weitere Gespräche gab es im Oberschlesischen Museum in Beuthen, wo konkrete Projektvorschläge erörtert wurden und auch mit der deutschen Minderheit. „Die Brücke nach Oberschlesien und zur polnischen Mehrheitsbevölkerung führt unmittelbar über unsere deutschen Landsleute vor Ort“, sagen Skrabania und Wladarz. Partner seien hier die Sozialkulturelle Gesellschaft der Deutschen, aber auch Institutionen wie das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Dafür bieten die Jubiläumsjahre eine gute Gelegenheit.
Stiftung Haus Oberschlesien