Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

„Transferraum Heimat“

In der sächsischen Stadt Knappenrode, einem Ortsteil von Hoyerswerda, befindet sich auf einem postindustriellen Gelände die Erinnerungs-, Begegnungs- und außerschulische Bildungsstätte „Transferraum Heimat“. In dem roten Backsteingebäude überlagern sich Ausstellungs- und „Konferenz-Räume, sodass selbst der servierte Imbiss in diesen Industrieräumen vor der Kulisse eines authentischen Waggons der Deutschen Reichsbahn Oppeln 1558 Ghs eingenommen wird. Diese Aufschrift ist kein Zufall, denn es handelt sich um genau einen der Waggons, mit denen die Schlesier aus Oberschlesien abtransportiert wurden.

Aber dieser Ort erzählt nicht nur die tragische Geschichte dieses Teils Deutschlands, sondern auch die von Pommern oder dem ehemaligen Ostpreußen. Die Geschichte der „Wolfskinder“, deren Weg aus Ostpreußen zu litauischen Familien führte, wurden hier bereits festgehalten. „Transferraumist, seinem Namen entsprechend, immer noch ein Ort in Bewegung. Heute wörtlich und für die Zukunft auch im übertragenen Sinne. Wörtlich, denn er ist erst nach zwei Entstehungsphasen und vor der dritten Phase der Bauarbeiten, die weitere Räume des Gebäudes zur Verfügung stellen wird. Dieser Raum ist wichtig, denn eines der Ziele dieser Einrichtung ist es, Erinnerungsstücke zu sammeln, die jahrzehntelang von Heimatvertriebenen in ihren Wohnungen oder in Heimatstuben aufbewahrt wurden und für die es nach dem Tod der Erlebnisgeneration oft keinen anderen Platz mehr gibt.

All dies dient jedoch nicht dazu, ein statisches Museum zu schaffen, sondern einen Ort, der an die Geschichte erinnert und sich bewusst ist, dass sie mit dem Tod derer, die sie erlebt haben, nicht aufgehört hat, in der Gegenwart präsent zu sein. Es lebt mit dem Trauma der nachfolgenden Generationen, es lebt mit dem Bedürfnis, die deutsche Gesellschaft zu verstehen, die im 20. Jahrhundert nicht nur durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg, nicht nur durch den Zusammenbruch der Demokratie und den Totalitarismus der Nazis, sondern auch durch den Verlust der Ostprovinzen und den größten Bevölkerungstransfer in der Geschichte der Menschheit geprägt wurde. Im Laufe der Jahre haben die Deutschen diese Geschichte aufgearbeitet, was oft darin bestand, sie aus dem Gedächtnis, der Bildung oder der Politik zu verdrängen. Dies geschah in der DDR auf völlig dauerhafte Weise. Es gibt immer noch einige deutsche Politiker, die diese Tendenz vertreten, obwohl selbst Wissenschaftler darauf hinweisen, dass ein Teil des sozialen Verhaltens der Deutschen ohne sie nicht zu verstehen ist. Sogar die Haltung, Waffen zur Unterstützung der Ukrainer zu schicken, die sich gegen die russische Aggression verteidigen, kann damit erklärt werden.

In Knappenrode wissen wir das und deshalb schaffen wir diesen Ort, damit er neben dem Gedenken auch ein Ort der Begegnung ist, um aus den tragischen Erfahrungen der Vergangenheit bewusst eine bessere, europäische Zukunft zu gestalten. Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass wir solche Orte brauchen. Es ist gut, dass ich die Möglichkeit hatte, das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen mit Sitz in Oppeln zu initiieren und mitzugestalten, und ich bin froh, dass ich eingeladen wurde, im Transferraum-Kuratorium in Knappenrode zu arbeiten.

Bernard Gaida

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