Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Geheimnisse des Kalk-Berges

Unsere erste Wanderung im Jahr 2022 führte uns auf eine angenehme Weise aus der Altstadt von Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) fast bis an die Spitze des Kalk-Berges. Der zweite Teil des Spazierganges wird auf keinen Fall schwieriger, es bleibt dafür weiter interessant.

Sobald wir am Waldrande ankommen, ist es wirklich nicht weit bis zum Höhepunkt des Tages. In wenigen Minuten kommen wir in die Nähe des Gipfels des 398 Meter hohen Hügels. Die Spitze selbst werden wir nicht besteigen, denn viel interessanter ist, was sich unmittelbar unter ihr befindet. Vom Wanderweg aus sind meterhohe Wände aus Kalkgestein sichtbar. Geht man etwas näher, bekommt man den Eingang ins Höhlensystem der Stolzer Stollen zu sehen.

 

Am Eingang der Stolzer Höhlen

Es handelt sich um ein bis zu 600 Meter langes System von Korridoren und Kammern, die im 18. und 19. Jahrhundert durch Bergarbeiter geschaffen wurden. Gefördert wurden Silber und Kalkstein. Einige der Kammern sind mehrere Meter hoch und etwa die Hälfte davon ist überschwemmt, wobei sich interessante unterirdische Seen gebildet haben. Die Stollen sind Heim für zehn, teilweise seltene, Fledermausarten geworden. In den anliegenden Dörfern wird davon gesprochen, dass 1945 ein ganzer Konvoi von Lastwagen im Höhlensystem verstaut wurde. Beweise dafür gibt es jedoch keine.
Man sollte die Stollen auf keinen Fall auf eigene Faust erkunden – erstens ist dies ein großes Risiko und zweitens bilden sie ein Naturschutzgebiet. Rund um den Eingang gilt es, auch unter die Füße zu gucken – die Lichtung, die wir betreten, wird von hohem Gras bewachsen, das Unterschlupf für mehrere Schlangenarten bietet. Aufmerksam sein und auf dem Pfad bleiben reichen aber auf jeden Fall, um unangenehme Treffen zu vermeiden.

 

Eine Reise durch die Jahrhunderte

In der nächsten Viertelstunde führen uns die gelben Zeichen sanft nach unten. Kurz geht es noch durch den Wald, danach zwischen Feldern. Es öffnen sich dabei schöne Aussichten aufs Warthagebirge, das Sudetenvorland und das Dorf Stolz (Stolec), das das letzte Ziel des Tages bildet.  Die Ortschaft zieht sich mehrere Kilometer entlang einer Hauptstraße. Wir kommen etwas von der Seite hinein und sind praktisch gleich im Zentrum von Stolz und gleichzeitig in der Nähe einiger interessanter Gebäude.
Eine Dorfbesichtigung wird zur Reise durch die Epochen, denn es gibt hier etwas aus praktisch jedem Zeitalter. Die Kirche der Heiligen Maria und Susanna wurde im 13. Jahrhundert erbaut, danach im 16. und 18. Jahrhundert gründlich umgebaut. Das Gutshaus wurde 1607 durch Franz von Burghaus errichtet, das Schloss von Stolz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Heinrich Graf von Churschwandt – beide Adelsresidenzen wurden im 19. Jahrhundert erneuert. Letztendlich die neugotische Filialkirche St. Johannes von Nepomuk, die aus dem Jahr 1911 stammt. Im Inneren befindet sich ein Hauptaltar, der durch den Landecker Bildhauer Aloys Schmidt geschaffen wurde.

Nach Frankenstein zurück kann uns ein Bus bringen. Diese fahren aber, besonders an Wochenenden und in den Ferien, sehr selten. In etwa zwei Stunden führen uns auch die gelben Zeichen weiter zum Bahnhof in Kamenz (Kamieniec Ząbkowicki) – von hieraus geht es mit dem Zug zurück. In die andere Richtung ist es mit dem gelben Wanderweg sogar einfacher – in zwei Stunden sind wir wieder am Fuße des Schiefen Turms, jedoch bedeutet das, dass wir unsere bisherige Route zurückverfolgen.

Łukasz Malkusz

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