Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Die Gemeinde Ujest steht zu Deutsch

Mit Hubert Ibrom, dem Bürgermeister von Ujest, sprach Manuela Leibig über das vergangene und die Pläne für das laufende Jahr.

Wie sehen Sie das Jahr 2022?

Das letzte Jahr war sicherlich ein sehr anspruchsvolles Jahr, denn als der Haushalt Ende 2021 aufgestellt wurde, hat niemand von uns erwartet, dass es in der Ukraine einen Krieg geben würde, dass es Flüchtlinge geben würde, dass es eine so hohe Inflation geben würde. Wie wir berechnet haben, mussten wir letztes Jahr zwei Millionen Złoty zu den laufenden Ausgaben zusetzen. In diesem Betrag ist auch ein Anstieg der Kosten für Kreditzinsen und Kreditbedienung enthalten. Außerdem wurden uns die 300.000 Złoty, die wir als zusätzliche Subvention für den Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache eingeplant hatten, gestrichen. Auch diese Lücke mussten wir irgendwie ausgleichen.

Soweit ich weiß, hat die Gemeinde Ujest die gestrichenen Deutschstunden aus ihren eigenen Mitteln übernommen?

Ja, natürlich, das stand nicht einmal zur Diskussion. Ich traf mich mit den Deutschlehrern aus unserer Gemeinde, die besorgt fragten, ob sie sich eine andere Arbeit suchen sollten. Ich habe ihnen dann versichert, dass wir die Sache nicht aufgeben werden. Trotz der Entscheidung von oben wollten wir den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache auf dem Niveau halten, das er hatte. Wir hatten in den letzten 30 Jahren eine Infrastruktur für den Deutschunterricht aufgebaut, wir haben hervorragende Deutschlehrer. Wir durften dieses Potenzial nicht vergeuden, also haben wir beschlossen, die beiden fehlenden Stunden aus unserem Budget zu finanzieren, damit die Kinder wie vor dieser unglückseligen Reform Deutsch lernen können. Dieses Jahr sind es 600.000 Złoty aus unserem Budget. Ich glaube, dass Bildung auf höchstmöglichem Niveau in der Verantwortung der Gemeinde liegt. Ohne Sprachkenntnisse ist es schwierig, auf dem heutigen Arbeitsmarkt einen Platz zu finden, erst recht ohne Deutsch in unserer Gemeinde Ujest. Wir haben eine Reihe von Unternehmen, die Mitarbeiter mit deutschen Sprachkenntnissen suchen, und wir dürfen nicht zulassen, dass diese Unternehmen unsere Gemeinde aus Mangel an qualifizierten Mitarbeitern verlassen.

Hubert Ibrom  Foto: Gemeindeamt Ujest

Bleiben wir bei den Schulen. Wie sieht es mit der Thermomodernisierung aus?

Als Gemeinde haben wir dieses Stadium bereits hinter uns. Jetzt konzentrieren wir uns auf ästhetische Fragen, wie zum Beispiel den Anstrich der Schule in Ujest oder die Ausbesserung des Daches der Schule in Olschowa. In den letzten vier Jahren haben wir alle Dächer der Schulen in unserer Gemeinde saniert, schon im Hinblick auf die Photovoltaik. Eine weitere wichtige Aufgabe für die Gemeinde ist der Bau von Sportplätzen an der größten Schule der Gemeinde Ujest, also in Ujest. Dies ist eine Investition von rund 4,5 Millionen Złoty. Im Frühjahr dieses Jahres möchten wir diese von unseren Bewohnern lang ersehnten Sportplätze in Betrieb nehmen. Es ist uns gelungen, EU-Fördermittel für all diese großen Vorhaben zu erhalten, sowohl für die Sportplätze als auch für die Revitalisierung der Marktplatzes. Wir sind nämlich die sechste Gemeinde in Polen, die in den letzten Jahren die meisten dieser EU-Mittel für abgeschlossene Investitionen erhalten hat.

Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2023?

Wenn wir Pläne machen, haben Investitionen immer Priorität. Als ich das Amt des Bürgermeisters übernommen habe, habe ich den Einwohnern gesagt, dass die Gemeinde meiner Träume 100 Millionen Złoty kostet. Bei der derzeitigen Inflationsrate werden es wahrscheinlich schon 150 Millionen Złoty sein. Wenn ich eine Million Złoty pro Jahr investiere, wird selbst mein 14 Monate alter Sohn das nicht mehr erleben. Wenn wir aber 10 bis 15 Millionen Złoty pro Jahr investieren, können wir unsere Traumgemeinde bald verwirklichen. Für all diese Investitionen haben wir in dieser Legislaturperiode bereits 70 Mio. Złoty bereitgestellt. Gemessen an der Einwohnerzahl ist dies der zweite Platz in der Woiwodschaft Oppeln, gleich nach der Stadt Oppeln. Es ist bekannt, dass Oppeln unter anderem durch sein Kraftwerk viel Geld verdient hat. Obwohl wir kein Kraftwerk haben, versuchen wir, viel zu investieren. In diesem Jahr stellen wir mehr als 15 Millionen Złoty für Investitionen bereit.

Was möchten Sie in diesem Jahr für diesen Betrag umsetzen?

Viele Projekte sind uns wichtig, wie die Wiederherstellung des Teichs in Alt Ujest und die Fertigstellung der Sportplätze an der bereits erwähnten Schule. Wir tragen auch 1,5 Mio. Złoty zu den Kreisstraßen bei, was in der Woiwodschaft vermutlich einzigartig ist. Ich bezweifle, dass irgendeine Gemeinde in unserer Woiwodschaft so viel Geld für eine Aufgabe bereitgestellt hat, die nicht ihre eigene ist, wie die Kreisstraßen. Wir investieren auch in kommunale Straßen, das Wasser- und Abwassernetz sowie in den Austausch von Wasserzählern durch elektrische. Wir renovieren weiterhin alle Pumpstationen in der Gemeinde Ujest, die zu 99 Prozent kanalisiert ist. Unsere 40 Pumpstationen sind im unterschiedlichem Zustand, sodass wir sie sanieren wollen. Bei der Planung des Budgets berücksichtigen wir zwei Faktoren: Investitionen und den sozialen Aspekt. Deshalb wollen wir so viel Geld wie möglich an NGOs, Verbände und die Freiwillige Feuerwehr geben. In diesem Jahr handelt es sich um eine Rekordsumme, die an diese Organisationen fließen wird, die mit diesen Mitteln viele interessante Projekte durchführen können. Wir haben wahrscheinlich den höchsten Dorffonds pro Kopf in der gesamten Woiwodschaft. Die größten Dörfer haben mehr als 55.000 Złoty allein aus dem Dorffonds zur Verfügung.

Warum geben Sie Geld für Kreisstraßen aus?

Weil sie sich in einem agonalen Zustand befinden. Der Landkreis hat auch seine eigenen Probleme und ohne den Zuschuss von unserem Gemeindeamt hätte die Bauaufsicht sie vielleicht schließen müssen. So aber versuchen wir, sie in einem guten Zustand zu erhalten. Den Einwohnern ist es egal, ob sie auf einer Gemeinde-, Kreis- oder Woiwodschaftsstraße fahren. Die Straße muss eben in gutem Zustand und sicher sein. Das ist der Grund für unser Handeln.

Show More