Es gibt wenig Dörfer in der Woiwodschaft Oppeln, die so viele interessante Sehenswürdigkeiten haben und dabei eigentlich so klein sind. Historisch gehört Klein Lorzendorf (Woskowice Małe) allerdings zu Niederschlesien. Und dort birgt eigentlich jedes Dorf mehrere Überraschungen aus der Vergangenheit.
Das Straßendorf Klein Lorzendorf liegt 15 Kilometer östlich von Namslau. Die Ortschaft wurde zum ersten Mal bereits 1201 in einem Dokument schriftlich erwähnt und befand sich in dieser Zeit im Besitz der Familie von Spiegel, einer meißnischen Adelsfamilie. Der Name „Lorzendorf“ leitet sich vom Namen des Heiligen Laurentius von Rom ab, dem die dortige Schrotholzkirche gewidmet ist. Die Pfarrkirche wurde erstmals 1417 urkundlich erwähnt. Mitte des 16. Jahrhunderts hielt die Reformation Einzug in Lorzendorf und die bis dato katholische Kirche wurde protestantisch. 1654 wurde der Kirchenbau rekatholisiert. Die heutige hölzerne Kirche stammt aus dem Jahr 1711. Die Glocke wurde 1593 gegossen. Die Orgel wurde von dem aus Reichthal (Großpolen) stammenden Jakob Spiegel 1845 gebaut.
In dem schön restaurierten Schloss Lorzendorf (derzeit wird es wieder renoviert) befindet sich jetzt ein Drogentherapiezentrum. Der heutige Bau wurde 1800 auf dem Fundament des vorherigen Hauses errichtet. Das Gelände wurde aber schon im 17. Jahrhundert bebaut. Von 1872 bis 1874 hatte die Familie von Loesch den Herrensitz erweitert. Bekanntester Gutseigentümer war Konrad von Loesch (1899–1939). Seine Ehefrau Ingeborg Gräfin von Zedlitz und Trützschler war ein aktives Mitglied der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Auf dem Schloss lebte die Schriftstellerin Maria Frisé, die Tochter des Paares. Sie heiratete am 18. Januar 1945 ihren Cousin Hans-Conrad Stahlberg und floh noch am selben Tag mit der ganzen Familie vor der heranrückenden Roten Armee.
Bemerkenswert sind auch der Kornspeicher (Schüttboden genannt), der mitten im Hof steht und auf das Jahr 1894 zurückgeht, sowie die umliegende Parkanlage.