Mit Daniel Gora, Fuchsmajor der Akademischen Verbindung AV Salia-Silesia Gleiwitz zu Oppeln, sprach Andrea Polański über die Studentenverbindung, ihre Geschichte, Tätigkeit und Projektpläne für das Jahr 2022.
Daniel, Salia-Silesia ist ein Verein für deutschstämmige schlesische Studenten und Akademiker. Womit genau beschäftigt ihr Euch?
Wir beschäftigen uns mit der Weiterbildung unserer Mitglieder und der Entfaltung der Persönlichkeit durch Übernahme von Verantwortung. Darüber hinaus unterstützen wir aktiv die Förderung der deutschen Sprache und Kultur.
Was ist die Geschichte hinter dieser Akademischen Verbindung?
Die Akademische Verbindung Salia-Silesia Gleiwitz zu Oppeln wurde am 7. April 1992 in Zawada bei Gleiwitz gegründet. Sie ist die erste nach über 47 Jahren gegründete deutsche, katholische, apolitische und farbentragende Studentenverbindung in Schlesien. Nach vielfachen persönlichen Kontakten zwischen deutschstämmigen Studenten aus Oberschlesien und Studenten und Absolventen mit schlesischen Wurzeln aus der Bundesrepublik entstand in Oberschlesien im Jahr 1991 der Wunsch, eine Studentenverbindung in Oberschlesien zu gründen. Da die oberschlesischen Gründungsmitglieder Mitglieder des DFK Zawada waren und dort von der Idee der Gründung einer Verbindung erzählt haben, breitete sich der Gründungsgedanke wie ein Lauffeuer aus und traf dort auf große Begeisterung. 2001 haben wir unseren Verbindungssitz nach Oppeln verlegt und ein Verbindungshaus in Vogtsdorf (Wójtowa Wieś) erworben. Das Haus wurde komplett kernsaniert. Heute befinden sich dort Apartments für fünf aktive Studenten, eine gemeinsame Küche, eine Bar, für die größeren Feiern ein Saal, eine Bibliothek, ein Fitnessraum, ein Wohnzimmer und ein Gästezimmer, die von jedem Bundesbruder jederzeit benutzt werden können.
Ihr vertretet also bestimmte Werte. Was für Prinzipien sind das?
Unsere Verbindung baut auf vier den Prinzipien Amicitia, Patria, Religio et Scientia. Freundschaft, uns ist es wichtig, dass unsere Freundschaft bis zum Lebensende hält – in guten wie in schlechten Zeiten. Heimatliebe, also wir stehen zu unserer schlesischen Heimat und der friedlichen Integration Deutschlands und Polens in die europäische Völkerfamilie. Religion, d. h., wir bekennen uns zum römisch-katholischen Glauben und der christlichen Wertegemeinschaft und Wissenschaft, als Mitglieder einer Studentenverbindung streben wir verpflichtet nach Wissen.
Du bist ja als Spätaussiedler aus Schlesien nach Deutschland gekommen. Wie bist du denn auf die Salia-Silesia aufmerksam geworden?
Durch mein Studium in München, da lernte ich zum ersten Mal Mitglieder der Salia kennen. Nach dem ersten Kennenlernen und diversen Besuchen entschloss ich mich, der Verbindung beizutreten und somit wieder Kontakt zu meiner alten Heimat und der Heimat meiner Vorfahren zu knüpfen.
Aktuell bist du Fuchsmajor im Vorstand. Was sind deine Aufgaben im Verein?
Der Fuchsmajor betreut und leitet die Füchse, also Neumitglieder. Er hat die Füchse z. B. an das Wesen der Verbindung, Geschichte der Region heranzuführen oder ihnen die alltäglichen Manieren nahe zu bringen. Er nimmt die Interessen der Füchse wahr. Der Fuchsmajor ist verantwortlich für die Werbung und die Betreuung der Gäste der Verbindung.
Ihr setzt ganz gezielt auf Freundschaft und Weiterbildung, welche Projekte habt ihr in Hinblick darauf für dieses Jahr geplant?
Höhepunkt dieses Jahres ist das 30. Stiftungsfest mit einem besonderen Redner, Herrn Prof. Dr. hab. Sebastian Fikus, an dem über 150 Personen teilnehmen werden. Des Weiteren haben wir Veranstaltungen wie z. B. Kneipen oder Städtereisen, die unsere Freundschaft stärken sollen, sowie Veranstaltung wie z. B. der Besuch der Minderheitenwallfahrt, die unseren Bezug zu Heimat und Religion viertiefen sollen. Ein Blick in unser Semesterprogramm lohnt sich immer.
Euer Semesterprogramm ist also ganz vielfältig und fakultativ übergreifend. Was wollt ihr dadurch erreichen?
Zum Studium gehört nicht nur die Vertiefung des Wissens im persönlichen Fachbereich, sondern auch die allgemeine Erweiterung des Wissens. Wir wollen damit erreichen, dass unsere Mitglieder sich aktiv mit der Wissenschaft und den tagesaktuellen Themen auseinandersetzten.
Wer kann bei euch Mitglied werden und wie kann man sich anmelden?
Anmelden ist bei einer Verbindung das falsche Wort. Wenn ein potenzielles Mitglied uns kennenlernen möchte, sollte es uns am besten kontaktieren oder bei einer unserer zahlreichen Veranstaltungen vorbeikommen. Mitglied kann jeder immatrikulierte katholische Student werden, der an einer schlesischen Universität ist. Es gibt laut unserer Satzung aber auch Möglichkeiten, als Absolvent Mitglied zu werden. Frauen können bei uns Mitglieder des Damenflors werden, dies sind Damen, die regelmäßige Gäste auf den Veranstaltungen sind. Damen, die sich besonders um die Verbindung verdient gemacht haben, können Couleurdamen werden. Bei unseren Veranstaltungen sind alle Gäste willkommen und werden voll integriert. Eine Damenverbindung in der Region würde die kulturelle Vielfalt stärken. In Deutschland sowie in Warschau bestehen schon seit Langem Damenverbindungen.