Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Zeiten sind schwieriger geworden

Gestern (5.07.) kamen Vertreter des Verbandes deutscher Gesellschaften, die deutsche Konsulin in Oppeln Birgit Fisel-Rösle sowie Mitglieder der deutschen Minderheit aus den beiden oberschlesischen Woiwodschaften auf dem St. Annaberg zusammen. Sie gedachten der Opfer der Kampfhandlungen um Oberschlesien im Jahr 1921, in den Reden wurde aber auch der Bogen in die heutige Zeit gespannt.

 

Die Kampfhandlungen im Zusammenhang mit den sog. Schlesischen Aufständen endeten genau am 5. Juli 1921 und dieses Datum nahm die deutsche Minderheit zum Anlass, um der Opfer zu gedenken. „Es lohnt es sich gerade an diesen Tag zu erinnern, an dem wieder Frieden herrschte. Und auch wenn bestimmt nicht alle mit dem Ergebnis zufrieden waren, denn dieser Friede führte zu einer Teilung Oberschlesien, mit der viele nicht einverstanden gewesen sind, wurde letzten Endes kein Blut mehr vergossen und deshalb erinnern wir ganz bewusst an diesen Tag“, sagt Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen.

 

 

An der diesjährigen Feierlichkeit nahmen nur wenige Mitglieder der deutschen Minderheit teil, was aber nach Meinung Barteks nicht ausschlaggebend ist. „Es geht darum ein Zeichen setzt und nicht in erster Linie Massen zu bewegen. Es ist wichtig, dass wir uns treffen und für die Opfer beten. Dabei sind wir aber auch die Einzigen, die an beiden Gräbern, sowohl der polnischen als auch deutschen  Kämpfer, Kränze niederlegen und an die Opfer beider Seite erinnern“, betont Rafał Bartek.

 

 

Bei der vorangegangenen Heiligen Messe in der St. Annaberger Basilika betonte auch Bischofsvikar Peter Tarlinski die Bedeutung des Friedens und der Versöhnung. Er erinnerte aber auch daran, dass dieses Jahr in vielerlei Hinsicht schwieriger für die deutsche Minderheit ist, als man es sich bei der letztjährigen Gedenkveranstaltung hätte ausmalen können. In den vergangenen Monaten fiel nicht nur die deutsche Sprach der Diskriminierung der polnischen Regierung zum Opfer, es brach auch der Krieg in der Ukraine aus und schließlich trat auch im Juni das Gesetz in Kraft, dass nur die polnische Sichtweise auf die sog. Schlesischen Aufstände in Betracht ziehe. Daher, so sagte Pfr. Tarlinski: „Wichtig ist es, dass man die Wahrheit auch über die Ereignisse in Oberschlesien weiter in Erinnerung behält. Es ist wichtig, dass man sich einsetzt, die Ukraine und die Menschen in der Ukraine sowie die Geflüchteten unterstützt. Und es ist wichtig sich neu zusammenzufinden, um die deutsche Kultur und Sprache zu pflegen und sie vor der Marginalisierung zu bewahren. Da steht uns auch Christus mit seiner Gnade und seinem Vertrauen zu Seite“.

Das Gedenken an die Opfer der Kampfhandlungen um Oberschlesien wurde letztes Jahr erstmals organisiert.

Rudolf Urban

 

 

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