Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ehrenamt ist das Salz der Erde

Am Freitag tagten die Delegierten des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen bei ihrer jährlichen Verbandsratssitzung. Während der Versammlung stimmten die Teilnehmer u.a. über eine Resolution zum 30jährigen Jubiläum des Verbandes ab, sowie über einen neuen Preis, der jedes Jahr an herausragende Persönlichkeiten vergeben werden soll.

 

VdG-Vorsitzender Bernard Gaida
Foto: R.Urban

 

36 Delegierte der Mitgliedsorganisationen aus ganz Polen kamen auf den St. Annaberg. Neben dem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Bernd Fabritius, nahmen auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im Sejm Ryszard Galla, die Oppelner Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura, der deutsche Vizekonsul in Oppeln Kubilay Topal sowie Vertreter der Kommunalpolitik an der Sitzung teil.

 

Medaille

Der VdG-Vorsitzende Bernard Gaida betonte zu Beginn der Sitzung, dass die diesjährige Sitzung eine besondere ist, da der Verband sein 30jähriges Bestehen feiert. Dies wurde auch zum Anlass genommen, um dem Bundesbeauftragten Fabritius die VdG-Medaille für besondere Verdienste zu verleihen. „Sie, Herr Fabritius, haben sich besonders für die Anliegen der deutschen Minderheiten eingesetzt, weil Sie selbst als Deutscher aus Rumänien die Belange kennen. Ihnen haben wir zu verdanken, dass die deutsche Volksgruppe in den letzten Jahren eine große Förderung erhalten und damit neue Initiativen auf den Weg bringen konnten“, sagte in seiner Ansprache Rafał Bartek, stellvertretender Vorsitzender des VdG.

 

Diese Medaille erhielt Prof. Bernd Fabritius.
Foto: Rudolf Urban
Bernard Gaida, Rafał Bartek und Maria Neumann übergeben Bernd Fabritius die VdG-Medaille.
Foto: R.Urban

 

In seiner Dankesrede unterstrich Prof. Fabritius, er sehe sein Engagement als etwas selbstverständliches an und hoffe auch nach der Bundestagswahl weiter dienen zu können. „Sie alle haben sich mit großem Engagement und Enthusiasmus – generationenübergreifend – zusammengeschlossen, um das Bewusstsein für ihre deutsche Herkunft wachzuhalten und zu stärken. Es gelingt Ihnen ausgezeichnet, vielfältige und bewährte Traditionen mit Leben zu erfüllen und die deutsche Kultur und Sprache zu pflegen und zu erhalten. Zugleich gestalten Sie aktiv die Gegenwart in der polnischen Gesellschaft mit und tragen zu dem wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Leben in Polen bei. Damit schlagen Sie glaubwürdige und authentische Brücken zwischen Deutschland und Polen“, sagte Fabritius.

 

Aktivität trotz Pandemie

Über die gegenwärtige Situation des VdG sprach dann auch VdG-Vorsitzender Bernard Gaida: „In der 30-jährigen Geschichte hat die DMI vieles erlebt, aber die Erfahrung der Pandemie ist absolut einmalig und besonders schwer, menschlich als auch gesellschaftlich. Die Pandemie hat die Organisationen der deutschen Minderheit stark beeinflusst. Wir mussten viele Projekte absagen, auch solche, die ein fester Bestandteil unserer Tätigkeit sind z.B. Kulturfestival. Wir haben versucht nach Wegen zu suchen, die es ermöglichen unsere Kulturtätigkeit im Internet fortzuführen. Dort konnten wir an Konferenzen, Treffen, Konzerten und Andachten teilnehmen. In den Zeiten der Pandemie hatten diese für unsere Gemeinschaft eine noch größere Bedeutung gehabt“. Es fanden aber auch Samstagskurse statt, das Projekt Begegnungsstättenarbeit wurde genauso fortgeführt wie der zusätzliche Deutschunterricht in den Schulen im Rahmen der Deutsch AG. „Damit sind wir polenweit mit Kurzanträgen Arbeitsgeber für ca. 450 Lehrer, Referenten, Koordinatoren usw. Auf diese Weise sind unsere Mitgliedsorganisationen und ihre Ortsgruppen von vielen Aufgaben und  Bürokratie befreit“, unterstrich Bernard Gaida und fügte hinzu:

 

„Trotz unerwarteter Schwierigkeiten schließen wir das Jahr 2020 mit einer positiven Bilanz unserer Tätigkeit. Dies haben wir uns selber, aber auch unseren vielen Partnern zu verdanken. Deswegen möchte ich mich bei allen für das Engagement bedanken, vor allem bei denen, die ihre Zeit ehrenamtlich zugute der deutschen Gemeinschaft in Polen geopfert haben oder unsere tausenden Aktivisten dabei polenweit unterstützt haben. Das Ehrenamt ist das Salz der Erde und das Salz der DMI“.

 

Bernard Gaida sprach aber auch das kommende Jahr an, wenn der VdG seinen neuen Vorstand wählt. „Lassen Sie mich am Ende des Berichtes in die Zukunft des VdG schauen. Ich habe die Ehre schon 11 Jahre als Vorsitzender des Vorstandes zu dienen. Wir haben vieles als Vorstand erreicht, ich als Vorsitzender und wir als Volksgruppe sind auf einem guten Weg, um weiter zu wachsen, aber dafür brauchen wir viele Kompetenzen und Energie. Das braucht auch der Vorstand des Verbandes, der im nächsten Jahr in dieser Besetzung seine Kadenz beenden wird. Bitte machen Sie sich schon Gedanken, wer in euren Organisationen diese Kompetenzen hat und bereit ist, nicht sich selber, sondern der Volksgruppe zu dienen. Solche Personen müssen nächstes Jahr als Delegierte geschickt werden, um uns die Chance zu geben, einen noch besseren Vorstand zu wählen“, appelierte Bernard Gaida.

 

Neue Mitglieder und Preise

Während der Sitzung wurden auch drei neue Mitglieder aufgenommen. Zwei – der Bund der deutschen Bevölkerung aus Gdingen und der Bund der Bevölkerung deutscher Abstammung in Stuhm – wurden ordentliche Mitglieder des VdG und der Verein für kreative Bildung, der die zweisprachige deutsch-polnische Schule in Goslawitz bei Guttentag, wurde als assoziertes Mitglied aufgenommen.

 

Abstimmung bei der Verbandsratssitzung des VdG
Foto: R.Urban

 

Unter den Beschlüssen haben die Delegierten auch eine Resolution zum 30. Jahrestag des VdG angenommen. Unter Verweis auf den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag stellen die Delegierten fest, die in dem Dokument festgeschriebenen Rechte vor allem im Bezug auf den Deutschunterricht werden nicht ganz realisiert.

 

„Angesichts dieser Situation appelliert die Delegiertenversammlung des VdG an die Parlamentarier und die Regierung der Republik Polen, im Geiste des gutnachbarschaftlichen Vertrages und der europäischen Werte, die im Leitspruch “In varietate concordia” verankert sind, ständige und dynamische Bemühungen  zu unternehmen, um die Rechte, die in dem Vertrag und insbesondere in der ratifizierten Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen begründet sind und die für die Bewahrung der nationalen, kulturellen und sprachlichen Identität der deutschen Minderheit unverzichtbar sind, voll zu verwirklichen“,

 

heißt es in der Resolution.

Außerdem wenden sich die Delegierten auch an die Europäische Kommission, die vor einigen Monaten die Europäische Initiative für die Rechte von Minderheiten (MSPI) abgelehnt hat, andere Förderformen und -instrumente zu schaffen und die Unterschiede beim Schutz der Sprachen und Kulturen der in der Europäischen Union lebenden Minderheiten auszugleichen.

 

“Gratias agimus” ist der neue Preis des VdG, den die Delegierten vergeben werden.
Foto: R.Urban

 

Mit einem Beschluss stifteten die Delegierten auch einen neuen Preis „Gratias agimus“. Während die VdG-Medaille der Vorstand des Verbandes vergibt, wird der neue Preis von der Verbandsratssitzung an herausragende Persönlichkeiten vergeben, die sich für Toleranz, Akzeptanz und Versöhnung engagieren. „Gratias agimus“ wird von nun an jährlich vergeben. Die erste Preisträgerin wird in diesem Jahr Bundeskanzlerin Angela Merkel sein.

 

Rudolf Urban

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