Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Eigene Wurzeln entdecken“

Die „Begegnungsstättenarbeit“ ist eines der beliebtesten Projekte der deutschen Minderheit in Polen, denn es erlaubt den größeren und kleineren Organisationen und Ortsgruppen, viele Kleinprojekte auf die Beine zu stellen. Anfang März ging die diesjährige Edition mit einem Einführungsseminar für die Projektbetreuer an den Start.

Dass die „Begegnungsstättenarbeit“ auch 2022 ein Erfolg war, beweisen einige Zahlen, die Sybilla Dzumla, im Verband deutscher Gesellschaften für das Projekt verantwortlich, den Teilnehmern des Seminars präsentierte. „Insgesamt hatten wir 675 Kleinprojekte, ganz viele davon in der Woiwodschaft Oppeln: weit über 400. Fast 200 Projekte haben die DFKs in der Woiwodschaft Schlesien realisiert. In den anderen Regionen wurden 75 Projekte organisiert, was im Vergleich zu den Jahren der Pandemie ein gutes Ergebnis ist. Insgesamt haben sich an dem Projekt ‚Begegnungsstättenarbeit‘ 293 Gruppen der deutschen Minderheit beteiligt“, sagt Sybilla Dzumla.

Die “Begegnungsstättenarbeit” unterstützt die DFKs in ihrer Tätigkeit. Foto: VdG

Eigene Wurzeln
Jedes Jahr steht das Projekt unter einem anderen Motto, diesmal heißt es: „Eigene Wurzeln entdecken“. „Damit wollen wir die Teilnehmer animieren, sich mit der eigenen Geschichte, aber auch mit der Geschichte der deutschen Minderheit in Polen näher zu beschäftigen. Zum besseren Verständnis haben wir daher Referenten zum Seminar eingeladen, die die Suche nach den Wurzeln erleichtern sollen“, meint Sybilla Dzumla.

Und so sprach Pfr. Prof. Andrzej Kopiczko von der Universität Ermland-Masuren in Allenstein von Friedhöfen sowohl als Gedenkstätten wie auch als Quellen für die Ahnenforschung. Dr. Aleksandra Starczewska-Wojnar vom Staatsarchiv Oppeln, brachte den Teilnehmern näher, wie man alte Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden lesen soll. „Anders als heute beinhalten diese eine Fülle von Zusatzinformationen, u. a. über den Beruf der einzelnen Person oder ihre weiteren Vorfahren. Das erleichtert manchmal die weitere Suche“, sagte Dr. Starczewska-Wojnar. Im Weiteren waren Kirchenbücher das Thema des Referats der Übersetzerin Joanna Mrohs. Seit einigen Jahren forscht sie privat und im Auftrag in Kirchenbüchern. „Man muss dabei nicht immer überall hinfahren. Auch im Internet gibt es immer mehr Kirchenbücher einzusehen. Im Netz findet man ebenso eine Reihe von Seiten, auf denen man nach den eigenen Ahnen forschen kann“, sagt Joanna Mrohs.

Für die Erforschung der Geschichte der deutschen Minderheit eignet sich, wie beim Seminar betont wurde, vor allem das im September 2022 eröffnete Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen. Obwohl es sich im oberschlesischen Oppeln befindet, hat es den Anspruch, die Deutschen und ihr Schicksal polenweit zu präsentieren.

Weniger Mittel
Obwohl sich die „Begegnungsstättenarbeit“ großer Beliebtheit bei den Organisationen und Ortsgruppen der deutschen Minderheit polenweit erfreut, sind in diesem Jahr seitens des Bundesinnenministeriums weniger Mittel für die Kleinprojekte vorgesehen. „Wir wollen die DFKs aber nicht von ihren Initiativen abbringen. Allerding, damit ähnlich viele Projekte realisiert werden können, müssen die Antragsteller mehr auf die tatsächlichen Kosten achten und vor allem Projekte vor Ort durchführen“, sagt Sybilla Dzumla. Einige Projekte, die in den vergangenen Jahren finanziert wurden, sind zudem in diesem Jahr aus dem Programm genommen worden. „Das sind alle online-Projekte, die in der Pandemiezeit stattfinden konnten. Auch Publikationen sind in diesem Jahr gestrichen, ähnlich wie einige Studienfahrten zu Orten, die in den letzten Jahren bereits von sehr vielen Ortsgruppen angesteuert wurden. Es geht darum, dass wir neue Ideen haben und vor allem uns eben auf die eigenen Wurzeln beziehen“, erklärt Sybilla Dzumla.

Die Kleinprojekte können ab März realisiert werden. Alle wichtigen Informationen und Unterlagen kann man bei den Projektbetreuern der „Begegnungsstättenarbeit“ erhalten.

Rudolf Urban

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