Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Dorf voller Schätze

Bei einer schnellen Durchfahrt durch Pilgersdorf scheint die kleine Ortschaft ein ganz normales, nur noch wenig bewohntes und uninteressantes Dorf zu sein. Wer sich aber von diesem Schein nicht trügen lässt, kann schnell bemerken, dass der Ort einige geheimnisvolle und entzückende Ecken aufzuweisen hat.


Pilgersdorf, auch Preussisch-Pilgersdorf oder Schlesisch-Pilgersdorf genannt, ist ein kleines Dorf in der Gemeinde Leobschütz. Der Ort liegt ganz im Süden der Woiwodschaft Oppeln, direkt an der Grenze zu Tschechien im Zuckmanteler Bergland. Die ersten Erwähnungen des Dorfes gab es schon im 13. Jahrhundert. Es liegt im heutigen Grenzgebiet Polens und Tschechiens, gehörte aber früher auch zum preußischen und österreichischen Herrschaftsbereich.

Das Schloss war Sitz der Familie von Blumencron, der Pilgrimsdorf seit 1730 mehr als ein Jahrhundert lang gehörte.
Foto: A. Polański

Bei der Einfahrt erblickt man zunächst die typisch schlesischen Häuser. Trotz des traurigen Zustandes vieler Gebäude lohnt sich ein Blick hinter die Fassaden – und mit ein wenig Vorstellungskraft kann man sich den früheren Glanz der ländlichen Architektur vor Augen führen.
Wie in vielen schlesischen Ortschaften befindet sich auch in Pilgersdorf eine Schlossanlage. Etwas versteckt hinter einer alten bewachsenen Steinmauer liegt das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erstandene Schloss im barocken Stil. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Schlossbau erweitert und im klassizistischen Stil umgebaut. Das Schloss war Sitz der Familie von Blumencron, der Pilgrimsdorf seit 1730 mehr als ein Jahrhundert lang gehörte. An der östlichen Hauptfassade besitzt der Bau hervortretende Seitenrisalite und ist bedeckt mit einem Walmdach. Die Fassadenmitte ist gegliedert durch Risalite mit Dreiecksgiebeln und einem vorgelagerten Balkon auf vier Pfosten. Direkt angrenzend an die östliche und südliche Seite befindet sich der Schlosspark, welcher die angrenzende Hangböschung mit einbezieht. Dieser steht seit 1984 unter Denkmalschutz.

Das zweite historisch bedeutende Objekt des Dorfes ist die Ruine der römisch-katholischen Josefskirche.
Foto: A. Polański

Das zweite historisch bedeutende Objekt des Dorfes ist die Ruine der römisch-katholischen Josefskirche. Sie wurde zwischen 1805 und 1810 errichtet, vom damaligen Gutsbesitzer Joseph von Blumencron gestiftet und nach seinem Patron benannt. Der Bau ist heute eine Ruine, nachdem die Kirche im März 1945 während der Kriegsgefechte niederbrannte. Die Ruine steht seit 1965 unter Denkmalschutz.
1945 gelangte der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung. Am 5. August 1946 wurde die deutsche Bevölkerung des Ortes vertrieben. An ihre Stelle kamen militärische Siedler aus den Grenzgebieten und Zentralpolen.

Andrea Polański

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