Auf der Bühne des Kulturzentrums in Oberglogau wurde am Samstag, den 23. November, Theater in deutscher Sprache gespielt. 120 Jugendliche der Jugendbox-Gruppen aus den Deutschen Freundschaftskreisen in Zülz, Oberglogau, Raschau, Cosel, Rosenberg, Waldenburg und Tost hatten monatelang eigene Theaterstücke vorbereitet, die vor dem Finale in Oberglogau zuerst vor Ort im jeweiligen eigenen DFK aufgeführt wurden.
Der Ansatz des Projektes Jugendbox ist, dass Jugendliche sich regelmäßig mit ihrem Betreuer treffen und gemeinsam ein Theaterstück in deutscher Sprache erarbeiten. Auch die Verantwortung für Bühnenbild, Kostüme etc. liegt bei den Jugendlichen. Nicht zuletzt bereiten sie zur Erstaufführung vor dem örtlichen DFK-Publikum ein Plakat vor.
Das sind Themen, die Jugendliche betreffen, es sind ihre Beobachtungen der Realität.
Mit Musik
„Unsere Deutschlehrerin sprach mich an, ob ich mitmachen will. Da habe ich zugesagt, wir hatten richtig viel Spaß beim Erarbeiten des Stücks. Während unserer Treffen bekam ich eine recht wichtige Rolle im Stück zugeteilt. Stress auf der Bühne hatte ich nicht so viel, weil ich von Kind an oft vor Publikum singe“, erzählt der 13-jährige Filip Osadnik vom DFK Tost, der in dem Stück „Himmlische Hölle“ den Heiligen Michael spielte. Michael singt für gewöhnlich in Polnisch, doch bei dem Erarbeiten des Stücks lernte er zahlreiche deutsche Songs kennen, deren Fragmente die Szenen abrundeten. Auch durch Tanz wurde vieles auf der Bühne ausgedrückt.
Von Treffen zu Treffen erarbeiten
Die jungen Schauspieler aus Rosenberg erarbeiteten meistens in kleinen Gruppen die Szenen, die immer wieder zu einem Ganzen zusammengefügt wurden: „Es ist schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bringen, den roten Faden zu finden, aber wir haben uns erfolgreich bemüht“, berichtet Monika Giesa-Köhler, die Betreuerin des Stücks „Mein Traum“ aus Rosenberg, welches dieses Jahr als Gewinner des Theaterfestivals nach Hause fahren durfte. „Wir hatten am Anfang keine Idee, man steht halt vor so vielem und gleichzeitig vor nichts. Aber mit der Zeit nahm unser Stück immer mehr Gestalt an. Zuerst trafen wir uns im DFK einmal pro Woche, aber als der Stress immer größer wurde trafen wir uns zwei oder drei Mal in der Woche und übten, was das Zeug hält. Ich glaube es ist ganz gut, dass wir zuerst bei uns im DFK auftreten, das ist so eine absolute Generalprobe“, erzählt die 16-jährige Clara Dzielawski aus der Rosenberg-Gruppe, die das zweite Mal bei Jugendbox dabei ist.
Zwischen den Generationen
Die Gruppe vom DFK Zülz stützte sich in ihrem Stück „Jung sein das ist schön? Alt sein noch viel schöner?“ auf Klischees und Vorurteile. „Wir wollten auf humoristische Art und Weise zeigen, wie diese zu Stande kommen. Bei uns lernen sich die junge und ältere Generation auf eine magische Art und Weise kennen. Erst dieses Kennenlernen löst Verständnis aus und tilgt die Vorurteile“ ist Diakon Marek Dziony, Betreuer der Zülzer Jugendbox Gruppe, überzeugt. „Die Einübung der Texte haben die Teilnehmer selbst übernommen, doch strickte sprachliche Übungen machten wir bei den Proben, da konzentrierten wir uns auf das, was Schwierigkeiten bereitete“, so Marek Dziony. Eine der Größten Schwierigkeiten war es, einen Termin für die Proben zu finden: in der Gruppe waren Grundschulkinder und Oberschüler aus Zülz und der Umgebung versammelt. Auch ein Teilnehmer aus dem 50 Kilometer entfernten Czarnowanz machte in der Zülzer Gruppe mit. „Meine Eltern haben mich zu den Proben gefahren, es ist so ein tolles Projekt, dass ich erneut mitmachen wollte. Da es bei mir in der Umgebung keine Jugendboxgruppe gibt, habe ich mich wieder in Zülz angemeldet“, erzählt Dawid Baron. Die Gruppe aus Zülz wird ihr Stück bei der Weihnachtsfeier des örtlichen DFK vorstellen. Die zweite Einladung zur Aufführung ist im Januar beim Neujahrstreffen des DFK Zelasno.
Was weh tut
Auf der Bühne wurden die gegenwärtigen Probleme thematisiert, wie zu hoher Internetkonsum, Missverständnisse zwischen Kindern und ihren Eltern und sogar Politik: „Das sind Themen, die Jugendliche betreffen, es sind ihre Beobachtungen der Realität. Das ist eine weitere Besonderheit an dem Projekt Jugendbox, dass die Jugendlichen ein komplett eigenes Stück erarbeiten und es auf der Bühne zeigen, mit allem Drum und Dran. In vielen Gruppen übten wir dieses Jahr Kritik an den Fortschritten der Technik, denn alle modernen Kommunikationsmittel führen nicht unbedingt zum persönlichen Gespräch. Des Weiteren erlebten wir Unverständnis zwischen den Generationen, dass Eltern zu viel von ihren Kindern verlangen und nicht auf die Talente der Kinder achten. Ich saß im Publikum und habe als Erwachsener und als Vater viel gelernt“ sagt Sebastian Gerstenberg, Koordinator des Projektes Jugendbox.