Vor über einem Monat kam es zum massiven Fischsterben in der Oder. Seitdem gibt es schon einige Erkenntnisse. Nun ist die Frage, wie mit dem Ereignis umgegangen wird und wie die Zukunft des Flusses aussieht.
Anfang August erreichte die Behörden in Deutschland die Nachricht über ein ungewöhnliches Fischsterben in der Oder. Sofort wurde die Bevölkerung gewarnt und unter anderem dazu aufgerufen, den Kontakt mit dem Wasser zu vermeiden.
Die deutsche Seite kritisierte das langsame Handeln in Polen. So soll dort schon Ende Juli das Problem bekannt gewesen sein. Wegen der späten Übermittlung der Informationen konnten die Behörden Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung erst mit einer Zeitverzögerung einleiten. Auch die Ermittlung der Ursachen wurde so erschwert. Die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht dies als eine Lehre: „Die künftige Kommunikation muss hier schnell, klar und transparent sein.“
Es gibt auch Sorge um die Folgen für die Ostsee. Anwohner sind dazu angehalten, auf Fischen und die Wasserentnahmen aus dem Binnenmeer zu verzichten. Proben sollen Klarheit über die Gefahr liefern.
Die Goldalge
Inzwischen sind sich die Experten einig, dass das Gift der Algenart Prymnesium parvum für das Massensterben verantwortlich ist. Satellitenaufnahmen zeigten eine Algenblüte. Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) bestätigten die Vermutung.
Prymnesium parvum, auch Goldalge genannt, sondert einen Giftstoff ab, mit dem sie einzellige Organismen betäubt. In großen Mengen sind diese aber auch für höhere Lebensformen gefährlich. Doch zu der Giftigkeit der Alge gäbe es laut IGB noch Forschungsbedarf. So sei noch nicht geklärt, welche weiteren Organismen neben Fischen und Weichtieren betroffen sein könnten und ob es auch Auswirkungen auf Menschen haben könnte.
Normalerweise kommt die Algenart nicht in der Oder vor und schon gar nicht in dem gemessenen Ausmaß. Diese Entwicklung sei laut IGB-Wissenschaftler Dr. Jan Köhler durch verschiedene Aspekte bedingt: „Vermutlich wurde sie ermöglicht durch Salzeinleitungen, reichlich Nährstoffe, hohe Wassertemperaturen und lange Verweilzeiten in Staustufen und im ausgebauten Fluss.“
Ungewisse Zukunft
Bei einer Untersuchung der IGB wurden 550 gesunde Fische von 14 Arten in der Oder entdeckt. Darunter auch zum Beispiel der empfindliche Steinbeißer. Lars Dettmann, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Brandenburg-Berlin, war auch bei der Begutachtung dabei: „Die Oder erholt sich, aber bis das ausgeheilt ist, was kaputtgegangen ist, das wird Jahre dauern.“
Für Bundesumweltministerin Steffi Lemke steht das Reparieren der Umweltkatastrophe im Vordergrund. Der Deutsche Naturschutzring fordert zudem einen Stopp des Oderausbaus. Es gibt die Sorge, dass dieser erneute Algenblüten begünstigen könnte. Wie genau es jetzt mit der Oder weitergeht, steht also noch nicht fest.
Louisa Hoffmann