Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Komponist wird neu entdeckt

Quelle: Joanna Lusek
Quelle: Joanna Lusek

Bevor Joanna Lusek vom Oberschlesischen Museum Beuthen ihr Interesse für den aus Beuthen stammenden Komponisten Heinrich Schulz fand, war dieser in Schlesien fast völlig vergessen. Die Kuratorin musste also wie ein Detektiv die einzelnen Lebensstationen des Komponisten erforschen. Ihre Forschungen krönte sie mit einer Buchveröffentlichung über Schulz-Beuthen.

 

„Auf Heinrich Schulz-Beuthen war ich bei der Vorbereitung der Ausstellung „Das Alte Beuthen” im Jahr 2014 gestoßen. Ein Jahr später jährte sich der Tod des Komponisten zum 100. Mal, und so schrieb ich an die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit einen Antrag auf Förderung eines mit ihm verbundenen Kulturprojekts. Und vermutlich, weil Schulz-Beuthen keinen umstrittenen Lebenslauf hatte und dazu noch drei Staaten – Deutschland, Österreich und die Schweiz – verband, wurde der Antrag positiv beschieden“, erklärt Joanna Lusek. Im Rahmen des Projekts entstand nicht nur eine umfangreiche Ausstellung über das Leben und Werk des Komponisten, sondern es fand auch eine Reihe von Konzerten statt, man drehte einen Bildungsfilm und organisierte viele Workshops und Treffen sowie einen Stadtspaziergang auf den Spuren des Komponisten. Das Museum gab zudem ein zweisprachiges Buch von mir unter dem Titel „Heinrich Schulz-Beuthen. Życie – twórczość – inspiracje” (Heinrich Schulz-Beuthen. Leben – Werk – Inspirationen) heraus.

 

Wieso „Beuthen”?

 

In ihrer Publikation beantwortet Joanna Lusek u.a. eine ihr am häufigsten gestellte Frage: Warum hat der Komponist den Beinamen „Beuthen” angenommen? „Heinrich Schulz-Beuthen verbrachte in Beuthen nur die ersten elf Jahre seines Lebens. Ich vermute jedoch, dass er diese Zeit als eine besonders glückliche und familiäre in Erinnerung hatte, dass es für ihn eine Art Arkadien war. Und da Schulz damals ein sehr populärer Familienname war, gab er sich einen Beinamen, der mit seiner Heimatstadt verbunden war“, sagt die Buchautorin. Der Komponist wurde in eine Apothekerfamilie hineingeboren. Apotheker waren sein Großvater, sein Vater und dann Heinrichs Brüder. Auch er selbst wurde für diesen Beruf vorbereitet. „Ein Beweis dafür dürfte die Tatsache sein, dass er in Breslau Chemie studierte. Aber auch dort gab er die Musik nicht auf. Er lernte das Klavier- und Orgelspiel u.a. bei Johann Zeidl. Zu einem Jubiläum der Breslauer Alma Mater verfasste er das Singspiel „Friedolin”, das öffentlich gezeigt wurde. Es war ein großer Erfolg für den jungen Komponisten“, so Joanna Lusek.

 

Wiedergewonnene Erinnerung

 

1862 beginnt Heinrich Schulz-Beuthen ein Studium am Konservatorium in Leipzig. Nach dem Studienabschluss nimmt er den Beinamen Beuthen an und heiratet. 1865 schafft er „Psalm 29“. Sein Klavierlehrer Carl Riedl zeigt die Komposition seinem Lehrmeister Franz Liszt, der das Werk als hervorragend bewertet. „Heinrich Schulz-Beuthen wird nun zu einem Komponistentreffen nach Dessau eingeladen. Von nun an stehen die Musiksalons Europas für ihn offen. 1866 zieht er nach Zürich. „Es ist eine schwierige Zeit für ihn, es sterben zwei seiner Kinder und einer von seinen Brüdern. Seine Musik ähnelt nun zunehmend der Wagnerschen, sie wird schwerer und finsterer. Er lernt dann die von Wesendoncks kennen und lehrt ihre Kinder das Klavierspiel. Ihre Mutter Mathilde ist Wagners Muse“, sagt Joanna Lusek. 1880 zieht er nach Dresden. Dort entstehen „Die Paria” und „Die Verschollene”, zwei Opern. Heinrich Schulz-Beuthen stirbt 1915. Sein Grabmal wurde bei den Bombenangriffen auf Dresden zerstört.

 

Die Ausstellung über Heinrich Schulz-Beuthen im Oberschlesischen Museum ist nur noch bis zum 3. April zu sehen. Danach zeigt sie das Oberschlesische Landesmuseum Ratingen. „Das Interesse an Heinrich Schulz-Beuthen ist aber so groß, dass dies wahrscheinlich nicht das Ende meines Abenteuers mit dem Komponisten ist“, sagt Joanna Lusek.

 

Anna Durecka

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