Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein lang erwartetes Tool

Das Denkmal in Rogau gehört zu den am besten erhaltenen in der Region
Das Denkmal in Rogau gehört zu den am besten erhaltenen in der Region

Schon seit einigen Jahren sahen es der Oppelner Woiwode Ryszard Wilczyński und die deutsche Minderheit im Oppelner Teil Oberschlesiens als notwendig, ein Verzeichnis der Erinnerungsobjekte zu erstellen. Dieses würde Denkmäler, Gedenktafeln oder auch Stätten u.a. in Zusammenhang mit der sog. Oberschlesischen Tragödie katalogisieren. Das geschichtliche Potenzial der Region hat nun letztendlich den zuständigen Diensten des Woiwoden erlaubt, die interaktive Oppelner Erinnerungsdatenbank aufzubauen. Mit ihrer Einrichtung ist die Arbeit daran keineswegs abgeschlossen – vielmehr ist es erst der Anfang, zumal für die Oppelner Deutschen.

„Ich freue mich, dass es diese Datenbank nun gibt. Damit wird erkennbar, dass wir in der geschichtlichen Narration in eine Phase der Normalität eingetreten sind“, sagte der deutsche Fraktionsvorsitzende im Oppelner Sejmik Norbert Rasch auf die Frage nach dem Vorstoß des Woiwoden. Es war u.a. Norbert Rasch, der 2014 bei einer Tagung zur Oberschlesischen Tragödie die Schaffung einer Datenbank über Stätten anmahnte, die an Verbrechen der Roten Armee und des kommunistischen Sicherheitsapparates an deutschen Zivilisten im Jahr 1945 erinnern. Eine ähnliche Idee kündigte bei einer Gedenkfeier zur Oberschlesischen Tragödie der Minderheitenbeauftragte des Oppelner Woiwoden Marek Mazurkiewicz an. Nach dem Konzept des Woiwodschaftsamtes sollte die Datenbank jedoch nicht nur Stätten in Verbindung mit Morden an deutschen Zivilisten umfassen, sondern auch Orte des Leidens des polnischen Volkes, Orte der Erinnerung an Opfer des Ersten Weltkriegs, des Deutsch-Französischen Krieges oder sogar der napoleonischen Kriege.

Über 700 Objekte

Während um das Thema herum lange Zeit eine mediale Stille herrschte, sammelte das Woiwodschaftsamt in Zusammenarbeit mit den Oppelner Gemeinden Daten von sage und schreibe 762 Objekten quer durch die Region. An diesem 20. Oktober ist die Datenbank nun an den Start gegangen. Unter www.upamietnienia.opole.uw.gov.pl findet man die Objekte in 13 Kategorien eingeteilt: Tafeln, Steine und Obelisken, Grabstätten und Massengräber, Kapellen, Friedhöfe und Soldatenfriedhöfe, Kriegs-Gedenkstätten, Grabhügel, Kreuze und Büsten. Sie beziehen sich nicht nur auf die vorgenannten Geschichtszeiträume, sondern auch auf 14 andere, darunter auf die neueste Geschichte. Die Datenbank arbeitet im Suchmaschinenmodus, d.h. jeder kann seine Ortschaft, Landkreis oder Gemeinde eintragen, um eine Erinnerungsstätte in seiner Gegend zu finden. Die Orte sind garniert mit Fotos, Kartenstellen, einer historischen Beschreibung und sogar mit Zitaten von Denkmälern, darunter Inschriften in deutscher Sprache.

Denkmäler mit Geschichte

Viele der Objekte, die bereits ihren Platz in der Oppelner Erinnerungsdatenbank haben, sind untrennbar mit dem historischen Gedächtnis der Oppelner Deutschen verbunden. Eine dieser Stätten ist das Denkmal für Opfer des Ersten Weltkriegs und ermordete deutsche Zivilisten am Ende des Zweiten Weltkriegs in Rogau: „An dieses schöne Denkmal knüpft sich eine tragische Geschichte. Einer der dort verewigten Namen gehört dem Ortspfarrer, dem es möglich war, vor der Roten Armee zu fliehen, doch er entschied sich, seine Pfarrgemeinde nicht zu verlassen. Der Priester wurde zusammen mit mehreren Dutzend Rogauern von sowjetischen Soldaten erschossen, nur weil diese bei einem Jungen Reste einer deutschen Uniform entdeckten“, erzählt der aus Rogau stammende Dr. Norbert Honka.

Noch immer viel zu tun

Damit auch andere für die deutsche Minderheit wichtige Objekte so gut in der Datenbank beschrieben sind wie das Rogauer Denkmal, ist allerdings die Initiative der Minderheit selbst gefragt. Wie der Woiwode Wilczyński betonte, ist die Arbeit an der Datenbank noch nicht beendet und seine Behörde erwartet nun Hinweise auf weitere Stätten, die „mitunter abseits liegen: Einzelne Kreuze und kleine Gräberfelder sind Orte, die häufig die Oberschlesische Tragödie markieren.” Doch es sind nicht die einzigen Orte, um die die Erinnerungsdatenbank vervollständigt werden müsste. Wie Dr. Honka anmerkt, gibt es in Oppeln-Malino ein Denkmal für „Helden der Sowjetischen Armee, die für die Freiheit der slawischen Völker gefallen sind”. Dieses Denkmal ist in der Datenbank zwar verzeichnet, aber es fehlt die Information, dass es sich dabei um ein deutsches Denkmal handelt, das nach dem Zweiten Weltkrieg umgearbeitet wurde, um den polnischen Charakter Schlesiens zu festigen. Genau wegen solcher Beispiele ist, so sagt Norbert Rasch, beim Vervollständigen der Datenbank auch die Komponente der gemeinschaftlichen Aktivität wichtig. Die Mitarbeiter des Woiwoden sollten sich nicht damit begnügen, was sie bereits katalogisiert haben. „Um die Informationen aber zu komplettieren, brauchen sie Hinweise von unseren Mitgliedern“, betont Rasch.

Die Oppelner Erinnerungsdatenbank ist somit ein Tool, auf das Angehörige der deutschen Minderheit und Geschichtsinteressierte jahrelang gewartet haben. Ihr wahres Potenzial wird sie aber erst dann entfalten, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten.

Łukasz Biły

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