Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Stück heile Welt – Neue Dokumente und Fotos über Fotograf Max Glauer

In der Familie fand Max Glauer (rechts) ein Stück Glück und heile Welt. Foto: Familienarchiv

 

Die beiden Hobbyhistoriker Andrzej Bobkiewicz (steht) und Romulad Kulik (hinten sitzend) präsentieren am 8. Januar 2018 neue Fotos und Dokumente über Max Glauer. Foto: Marie Baumgarten

 

Über Max Glauer (1867-1935) sind bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente aufgetaucht. Sie zeigen den bekannten Oppelner Fotografen als Familienmensch.

 

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Mit Porträtaufnahmen von Kaiser Wilhelm II und Feldmarschall Hindenburg machte sich Fotograf Max Glauer einen Namen. Doch nicht nur die Aristokratie des Deutschen Reiches hatte der Oppelner vor der Linse. Sein Fotostudio in der Krakauerstraße war Treff- und Angelpunkt für Oppelns geistige und künstlerische Elite. Sein Porträt von der bekannten oberschlesischen Schriftstellerin Elisabeth Grabowski kann man bis heute auf dem kommunalen Friedhof in der Wroclawskastraße an deren Grab finden. Das Grabmal des Künstlers ist selbst jedoch nicht mehr erhalten.

 

 

 

 

Bis heute bekannt

Trotzdem sei der Name Max Glauer vielen Oppelnern auch heute ein Begriff, ist Andrzej Bobkiewicz überzeugt. Und er scheint recht zu haben. Als der Hobbyhisotriker gemeinsam mit seinem Kollegen Romuald Kulik am Montag, dem 08. Januar, neue Fakten über Max Glauer präsentierte, war der Saal an der Oppelner Universität bis auf den letzten Platz gefüllt. Sie alle wollten wissen, was die unveröffentlichten Fotos und Dokumente ans Tageslicht bringen.

Die heute in der Bunderepublik lebenden Nachkommen Max Glauers hatten sie vor gut zwei Jahren in die vertrauensvollen Hände Romuald Kuliks gegeben, den sie aus einem Fernsehbeitrag des „Schlesien Journal“ zum Thema Glauer kannten und danach persönlich trafen.

 

 

 

 

Breslauer Zeit

Seitdem ackern Romulad Kulik und Andrzej Bobkiewicz die Unterlagen aus dem Familiennachlass durch, geben sie zur Übersetzung, werten sie aus. Bobkiewicz, der aus Breslau stammt, freut sich besonders, mehr über Glauers Breslauer Zeit zu erfahren, die bisher in der Wissenschaft vernachlässigt wurde. So erfahren wir, dass Glauer in der Klosterstraße geboren wurde, dass er in der Ohlaustraße in einem Fotoatelier ein Praktikum absolvierte und in der niederschlesischen Metropole auch seine spätere Frau kennenlernte.

 

Unklar bleibt jedoch, ob der Meisterfotograf ein Studium absolviert hat. Nichts deute daraufhin, so Bobkiewicz. „Die Familie entstammt einfachen Verhältnissen, sie waren Schlosser und Schuhmacher. Das war wahrscheinlich ein Ausschlusskriterium“, vermutet Bobkiewicz. Zu gern möchte er dieses Geheimnis noch lüften. Neben Urkunden über Geburt, Heirat und berufliche Auszeichnungen geben bisher unbekannte Fotos Einblick in das Leben Max Glauers.

 

 

 

 

Familienmensch

Viele der Fotos zeigen ihn im Kreis der Familie. „Er muss seine Frau sehr geliebt haben, das sieht man ihm an“, sagt Bobkiewicz und Kulik schiebt nach: „Die Familie sieht sehr harmonisch aus.“ Vor allem in den unruhigen Zeiten des Ersten Weltkrieges habe Glauer in der Familie ein Stück Glück und heile Welt gefunden, ist Bobkiewicz überzeugt. Seine beiden Kinder waren häufig Motiv seiner Porträtfotos und in aller Welt bekannt. Beide kamen übrigens weder zu Hause noch in einem Krankenhaus zur Welt.

 

Glauers Frau hatte sich entschieden, sie in einem der ersten Oppelner Hotels zu entbinden, im „Deutschen Haus“. „Das verwundert uns, weil es nicht üblich war. Und wir wissen nicht, warum. Vermutlich waren die hygienischen Umstände besser als im eigenen Haus, wo es beispielsweise keine Kanalisation gab“, erklärt Bobkiewicz. Doch nicht nur in dieser Beziehung ist die Glauer-Familie ihren eigenen Weg gegangen. Ungewöhnlich für die damalige Zeit: Die Glauers waren Vegetarier. Damit lägen sie heute voll im Trend.

 

 

 

 

Schicksalsschlag

Die Glauers führten in Oppeln ein glückliches Leben, doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. Ein besonders harter Schlag ist der Tod des bei der Geburt verstorbenen dritten Kindes, den Glauer nie verwinden konnte. Ebenso wenig wie die schwere Erkrankung seiner Frau, die einige Jahre vor ihm verstarb.

„Er war danach ein gebrochener Mann bis zu seinem Tode, das geht aus damaligen Zeitungsartikeln hervor“, so Bobkiewicz. Und noch etwas fällt ihm auf: „Glauer wirkt auf den Fotos auch immer etwas beklemmt. Ich glaube, er hat sich für seine Körpergröße geschämt.“ Glauers Familie war nämlich von Kleinwuchs betroffen. Mit einer Körpergröße von immerhin 1,65 Meter war Max Glauer aber nicht so stark davon betroffen wie andere Familienmitglieder, die als Liliputaner-Truppe im Zirkus auftraten.

 

 

Die unveröffentlichten Fotos und Dokumente wollen die beiden Hobbyhistoriker Kulik und Bobkiewicz künftig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und planen eine Ausstellung. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

 

 

 

Marie Baumgarten

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