Bereits in der „Chronik des Preußenlandes“ des Peter von Duisburg, eines Chronisten des Deutschen Ordens, aus dem 14. Jahrhundert gibt es Hinweise darauf, dass die Pruzzen Zeidlerei betrieben – die Nutzung und Zucht von Waldbienen. Am 18. Januar gab es in Allenstein einen Vortrag dazu.
In der Reihe der Baltischen Werkstätten des Museums für Ermland und Masuren in Allenstein in Kooperation mit der wissenschaftlichen Gesellschaft „Pruthenia“ gab es einen Vortrag mit dem Titel „Pruzzen und Bienen“. Dr. Alicja Dobrosielska von der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn brachte den Zuhörern die mittelalterliche Zeidlerei auf dem Gebiet Preußens näher.
„Deren Bedeutung schlägt sich in den Namen von Häuptlingen und Siedlungsregionen nieder“, so Dr. Dobrosielska. Der Name der Region Barten etwa leitet sich von dem Wort „barć“ her, das ist ein Baumloch, das für ein Bienenvolk hergerichtet wurde.
Diese Löcher oder „Beuten“ wurden meist in hohlen Bäumen eingerichtet, in über drei Meter Höhe, damit die Bären nicht herankamen. Ein Zeidler zog sich an einer Konstruktion aus einigen langen Seilen und einem Brett (leziwo) dort hinauf. Von einem Netz geschützt konnte er so relativ einfach Honig und Wachs ernten. Die Bäume markierte er mit seinem Zeichen als sein Eigentum beziehungsweise das des Stammes. Der Raub von Beuten wurde nämlich bei den Pruzzen mit einer ebenso grausamen Todesstrafe geahndet wie das Entweihen heiliger Orte. Bienen lieferten schließlich neben Honig als damals einzigem Süßstoff auch Wachs für Kerzen und Grundstoffe für die Medizin. Der Deutsche Orden erhob später Steuern unter anderem in Form von Wachs; auch das Siedlungsrecht wurde nicht selten, wie vor 650 Jahren für Johannisburg, zusammen mit dem Recht auf Zeidlerei verliehen.
Uwe Hahnkamp