Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Eine Kette soll verbinden

So sollte ursprünglich die Marschallskette aussehen. Das Rodło-Zeichen in den Kettengliedern wird aber vielleicht durch Wappen der Oppelner Landkreise ersetzt Foto: Krzysztof Świderski
So sollte ursprünglich die Marschallskette aussehen. Das Rodło-Zeichen in den Kettengliedern wird aber vielleicht durch Wappen der Oppelner Landkreise ersetzt Foto: Krzysztof Świderski

Im März vorigen Jahres fasste der Sejmik der Woiwodschaft Oppeln einen Beschluss zu zwei Machtinsignien: dem Amtsstab des Sejmik-Vorsitzenden und der Amtskette des Marschalls. Insbesondere die letztere (Entwurf) sorgte für Kontroversen aufgrund des auf den Kettengliedern angebrachten Rodło-Zeichens, mit dem die Sejmik-Mitglieder aus der deutschen Minderheit nicht einverstanden waren. Jetzt ist das Thema zurückgekehrt.

 

Die fehlende Zustimmung lag nach Aussage des damaligen Fraktionschefs der Deutschen Minderheit Norbert Rasch nicht an einer Abneigung gegen das Rodło-Zeichen, ein Symbol des Bundes der Polen in Deutschland aus der Vorkriegszeit. Vielmehr ging es darum, dass die Marschallskette ein Element sein müsste, mit dem sich alle Bewohner der Woiwodschaft identifizieren könnten. Deshalb legte die deutsche Minderheit nahe, die Marschallskette mit den Wappen der zur Woiwodschaft gehörenden Landkreise zu versehen. Letztlich aber akzeptierte der Sejmik per Abstimmung den Vorschlag von Prof. Marian Molenda, dem eine Verwendung des Rodło-Zeichens zugrunde lag.

 

Thema vom Tisch

 

Es mochte den Anschein haben, dass mit dieser Entscheidung das Thema vom Tisch sei. „Das ist aber durchaus nicht der Fall, denn nach dem ersten Beschluss benötigten wir zunächst einmal die Zustimmung der Wappenkommission des Innenministeriums, sodass der Sejmik sowieso noch eine Entscheidung über die endgültige Form der Marschallskette und des Amtsstabs des Vorsitzenden treffen müsste“, teilte Norbert Krajczy, der Vorsitzende des Oppelner Sejmik, mit. Lange habe zudem die Suche nach einer Firma gedauert, die beide Insignien herstellen würde. Bis heute habe sich auch keine gefunden, die dazu bereit wäre. „Das Thema ist somit weiterhin offen und wir können noch immer darüber diskutieren, wie die Amtskette aussehen sollte“, sagt Norbert Krajczy.

 

Großes Oppeln und die Marschallskette

 

Dass die Debatte wiederaufgenommen werden sollte, entschied der Woiwodschaftsvorstand mit  Marschall Andrzej Buła an der Spitze. Im Juli dieses Jahres erging das Ersuchen an den Sejmik-Vorsitzenden um einen neuen Entwurf. „Der Woiwodschaftsvorstand hat verstanden, dass es aufgrund der Kontroversen um den ersten Vorschlag zur Marschallskette und der damaligen Meinungsdivergenzen doch geboten war, nach einer anderen Lösung zu suchen. Wir sollten in dieser ja etwas sehen, was die Region zusammenbringt“, sagt Dr. Roman Kolek, Vizemarschall und Fraktionschef der Deutschen Minderheit. Dieses verbindende Element sollen nach dem Antrag des Marschalls Andrzej Buła nun eben die Wappen aller Landkreise der Woiwodschaft werden.

 

Auch Norbert Krajczy selbst spricht das überaus aktuelle Integrationsbedürfnis in der Region an. „Wir bekommen es in der letzten Zeit mit verschiedenen Angriffen auf die Selbstverwaltung in Polen zu tun, es ist die Idee aufgetaucht, unsere Woiwodschaft um den Landkreis Rosenberg zu  zugunsten einer eventuellen neuen Woiwodschaft Tschenstochau zu beschneiden und wir befinden uns ja auch noch im Erweiterungsprozess der Stadt Oppeln. Umso mehr brauchen wir als Woiwodschaft die Integration und Kooperation“, meint Norbert Krajczy. „Ich bestreite kategorisch, dass die Wiederaufnahme des Themas angeblich von nur einer Fraktion des Sejmik ausgegangen ist. Die Entscheidung darüber ergab sich nach vielen Diskussionen, in denen es hieß, man sollte sich das Thema doch noch einmal näher anschauen.“

 

Was nun?

 

Nach dem Antrag des Marschalls frage Norbert Krajczy die Wappenkommission, ob die Kreiswappen auf die Kette dürfen, und erhielt eine positive Beurteilung. „Wir haben deshalb alle Landräte gebeten, uns ihre Wappen zur Verfügung zu stellen. Im Moment warten wir noch auf die  Antwort und ich hoffe, dass wir aus jeden Landkreis und der Stadt Oppeln diese Zustimmung auch bekommen“, so Krajczy. Dann könnte auch ein Entwurf erarbeitet und dem Sejmik vorgestellt werden. „Dies bedeutet aber nicht, dass der Entwurf mit dem Rodło-Zeichen als nicht mehr aktuell anzusehen ist. Wenn der neue Vorschlag die Zustimmung der Sejmikmitglieder nicht findet, bleibt uns dann der ursprüngliche Kettenentwurf, über den wir endgültig abstimmen werden“, erklärt Norbert Krajczy.

 

Wann kommt das Finale?

 

Wie Vizemarschall Kolek und der Sejmik-Vorsitzende Krajczy einvernehmlich betonen, gehört das Thema Marschallskette nicht zu den wichtigsten Herausforderungen in der Region und ist nur durch die in den Kettengliedern enthaltene Symbolik zu einem Politikum geworden. „Es wird also vermutlich kritische Kommentare geben und Versuche, die öffentliche Meinung zu überzeugen, dass der neue Entwurf ein Schachzug der deutschen Minderheit sei. Das ist aber nicht der Fall, hier geht es darum, die Einheit der Region und den Wunsch zur Mitwirkung zu zeigen. Ich hoffe daher, dass der Vorschlag des Marschalls bei den Sejmikmitgliedern Verständnis findet“, sagt Roman Kolek.

 

„Wenn es uns gelingt, alle Entscheidungen rechtzeitig zu treffen und einen Auftragnehmer zu finden, dann dürfte das Thema noch vor Ende dieses Jahres seinen Abschluss finden“, stellt der Sejmik-Vorsitzende in Aussicht.

 

Auf das Thema kommen wir vermutlich noch zurück.

 

Rudolf Urban

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