Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Eine kleine Familie

1992 eröffnete das Deutsche Konsulat in Oppeln. Seitdem ist von Hochwassern bis zur Stadterweiterung Oppelns viel passiert. Über die Arbeit im Konsulat und die Aufgaben haben wir mit der ehemaligen Konsulin und einigen Angestellten gesprochen.

Zum 30. Jubiläum des Deutschen Konsulats in Oppeln statten wir der zu dem Zeitpunkt amtierende Konsulin einen Besuch ab. Bei Sonnenschein und 28 Grad kommen wir am Gebäude an und werden gleich von dem großen, gelben Berliner Bären empfangen. Wir treffen Birgit Fisel-Rösle in ihrem Büro an. Gerade noch bei der Arbeit begrüßt sie uns herzlich, bietet ein Wasser an und dann geht unser Interview mit ihr auch schon los.

„Das Aufgabenspektrum des Konsulats Oppeln umfasst die Außenwirtschaftsförderung, die kulturelle Zusammenarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Birgit Fisel-Rösle. „Das bedeutet, wir beobachten die Lage in diesen Feldern und berichten dann nach Berlin und Warschau.“ Der enge Austausch mit der deutschen Minderheit sei eine weitere wichtige Aufgabe. „Dadurch kriegen wir die Sorgen und Nöte dieser Volksgruppe mit“, erzählt die Konsulin. Mit Mitteln des Auswärtigen Amts fördert das Konsulat außerdem Kultur- und Sprachprojekte. Dabei ist das Konsulat nicht nur für die Region um Oppeln zuständig. „Der Amtsbereich für die Förderung der deutschen Minderheit umfasst die Woiwodschaften Schlesien, Niederschlesien und Lebuser Land“, erklärt Birgit Fisel-Rösle. „Also überall da, wo im Süden Polens Organisationen der deutschen Minderheit angesiedelt sind.“ Besonders bekannt ist das Konsulat aber wohl für seine Passstelle.

29 Jahre im Konsulat
In die Passstelle kommt man von der Rückseite des Gebäudes. Dort im Garten treffen wir Leonard Malcharczyk. Er arbeitet schon fast von Beginn an am Konsulat, ganze 29 Jahre. Erst war er nur für drei Monate angestellt. „Ich habe mich ungeheuer gefreut, als dann feststand, es geht weiter“, erzählt er uns. In seiner Zeit am Konsulat hat er schon einiges erlebt. Eine unschöne Erinnerung ist die Flutkatastrophe vor 25 Jahren. „Wir haben hier im Warteraum auf den Tischen die wichtigsten Dokumente aufgebaut, weil wir geglaubt haben, höher kommt das nicht“, erinnert sich Malcharczyk. Schlussendlich erreichte das Wasser fast die erste Etage des Hauses.

Für ihn sei das Konsulat eine besondere Arbeitsstelle. „Wenn man ein Teil dieser kleinen Familie hier ist, dann ist man schon stolz darauf und auch darauf, für die Bundesrepublik Deutschland zu wirken“, sagt Malcharczyk.

Birgit Fisel-Rösle im Gespräch mit unserem Chefredakteur Dr. Rudolf Urban
Foto: Louisa Hoffmann

Die größte deutsche Passstelle Polens
Über die kleine Treppe auf der Rückseite des Gebäudes gelangt man in die Passstelle. Die Mitarbeiterinnen, die wir dort treffen, sind noch nicht da und so nutzen wir die Chance, der Konsulin noch ein paar weite Fragen zu stellen.

Zu einem Zeitpunkt war die Passstelle in Oppeln die größte außerhalb Deutschlands, ist das heute auch so? Die Zahlen seien inzwischen rückläufig, informiert uns die Konsulin. Wo 2008 noch deutlich mehr als 10.000 Pässe und Reisepässe ausgestellt wurden, seien es 2010 nur noch 8.000 gewesen und während der Corona-Jahre 2020 bzw. 2021 knappe 2.100. „Aber wir sind immer noch die größte Passstelle in ganz Polen“, merkt Birgit Fisel-Rösle an.

Auch während der Corona-Pandemie war die Passstelle geöffnet. Natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln. „Uns war es sehr wichtig, den hier lebenden Deutschen die Möglichkeit anzubieten, einen Pass zu beantragen. Die Bundestagswahlen standen ja an“, erklärt Birgit Fisel-Rösle. Denn um sich in das Wählerverzeichnis einzutragen, braucht man ein gültiges Ausweisdokument.

Kritisiert wird immer wieder die Online-Terminvergabe der Passstelle. „Das ist ein weltweites System für alle Auslandsvertretungen“, sagt die Konsulin. Die Termine können einen Monat vorher beantragt werden, dies ist auch polenweit einheitlich. „Und wenn die Termine ausgebucht sind, werden am nächsten Tag, sprich nach Mitternacht, wieder neue Termine freigegeben.“ Frau Fisel-Rösle gibt den Tipp, auch einmal am nächsten Tag um 6 oder 7 Uhr morgens zu schauen. Teilweise werden Termine noch kurzfristig abgesagt, die man dann buchen kann.

Christine Mrohs und Violetta Brzozowski, die hier normalerweise hinter dem Schalter sitzen, können uns noch mehr über den Alltag in der Passstelle erzählen. Ob der Job stressig ist? Manchmal schon, bestätigt Violetta Brzozowski. „Die Arbeit ist sehr interaktiv und wir bekommen viel Feedback“, fügt sie hinzu. Früher mussten alle Anträge analog ausgefüllt werden, heute arbeiten die beiden aber komplett digital. Gedruckt werden die Pässe dann aber in der Bundesdruckerei in Deutschland, erzählt uns Christine Mrohs.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
Neben dem 30-jährigem Jubiläum stand dem Konsulat noch ein Abschied bevor. Nach vier Jahren verlässt Birgit Fisel-Rösle Oppeln und geht nach Berlin. „Es war etwas ganz Wunderbares und was ganz Besonderes“, sagt die Konsulin mit einem Lächeln im Gesicht. Sie habe viel gelernt über die Region und interessante Gespräche gehabt. In ihre Amtszeit fielen auch einige besondere Ereignisse wie die runden Jahrestage der Volksabstimmung 1921 und der Grenzziehung 1922 in Oberschlesien. Auch die Einblicke in die Projektarbeit der deutschen Minderheit seien etwas Tolles gewesen, erzählt sie. „Das war vor meiner Zeit in Oppeln etwas ganz Unbekanntes für mich.“

Leider hatte sie nicht nur sonnige Tage hier in Oppeln. Die Corona-Pandemie fällt ihr da direkt ein. „Da fehlen mir zwei Jahre, wo man weniger Leute treffen und auch selbst weniger aktiv sein konnte“, sagt sie.
Auch die Sadterweiterung Oppelns 2018 sei ein großes Thema gewesen. Es kam zum Verlust der deutschen Ortsschilder, und Deutsch als Hilfssprache auf den Ämtern fiel für die Bewohner der eingemeindeten Dörfer weg. Auch im deutschen Sprachunterricht kam es zu einigen Änderungen während ihrer Amtszeit, die es der Minderheit erschwerten.

Die gebürtige Bayerin sagt, sie werde Oppeln vermissen: „Allerdings gehört das zu unserem Job, der regelmäßige Wechsel.“ Nach Hesse, zitiert sie, wohne jedem Anfang ein neuer Zauber inne und so sei sie auch gespannt auf ihre Zeit in Berlin.

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei bei allen Mitgliedern der deutschen Minderheit für ihr hohes Engagement zu bedanken.“ Sie fügt hinzu: „Ein ganz großes Dankeschön an meine Kolleginnen und Kollegen, die mich vier Jahre lang unterstützt haben, ohne die ich meinen Job eigentlich gar nicht hätte machen können.“ Seit dem 3. August hat nun ihr Nachfolger Peter Herr das Amt des Konsuls übernommen.

Video: 30 Jahre Deutsches Konsulat in Oppeln

Seit 30 Jahren gibt es das Deutsches Konsulat Oppeln (Konsulat Niemiec w Opolu). Zum Jubiläum schauen wir hinter die Kulissen des Hauses auf der Pascheke-Insel, sprechen mit einigen Mitarbeitern und der ehemaligen Konsulin Birgit Fisel-Rösle, die nach vier Jahren nun Abschied von Oberschlesien nehmen musste.

Louisa Hoffmann

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