Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Eine Zeit der Besinnung und des Andenkens

Zahlreiche Pilger versammelten sich zur letzten Wallfahrt dieses Jahres in Trebnitz (Trzebnica). Unter der Schutzpatronin Schlesiens begannen die Feierlichkeiten in der Basilika St. Hedwig und endeten beim Friedenspark und Soldatenfriedhof Groß Nädlitz (Nadolice Wielkie), wo alle der Opfer von Gewalt und Krieg gedachten. In Momenten des Schweigens und der Besinnung erinnerten sie an die Schrecken des Krieges und die Notwendigkeit von Frieden.

Um die 200 Menschen versammelten sich in der Klosterkirche für Gedenken und Innehalten, für Empathie und Mahnung, für Verständigung und Versöhnung.
Foto: VdG

Auftakt der Eucharistiefeier war eine Messe in der Basilika St. Hedwig, einer beeindruckenden Klosterkirche, die im 13. Jahrhundert erbaut und später im Barockstil erweitert wurde. Die Intrada übernahm dieses Jahr das Blasorchester „Oder-Blass-Band“ unter der Leitung von Andrzej Namysło. Dirigiert von Alicja Slaźińska sang anschließend der Chor „Freundschaft“ aus Waldenburg. Gemeinsam mit dem Organisten Hubert Prochota aus Oppeln verliehen sie mit ihrer musikalischen Umrahmung der Messe eine besondere Atmosphäre. Bischofsvikar Pfarrer Peter (Piotr) Tarlinski aus Oppeln gestaltete die Liturgie, mit Unterstützung von Pater Marian Arndt, der die Predigt hielt.

Krystyna Kadlewicz, Pfarrer Karol Długosz (links), Pater Marian Arndt und Pfarrer Peter Tarlinski (rechts) hören Jakob Zieglers (Mitte) Rede bei der Gedenkzeremonie zu.
Foto: VdG

Nach der Messe zog die Pilgergruppe weiter zum Soldatenfriedhof Groß Nädlitz (Nadolice Wielkie) zur zweiten Andacht, die Krystyna Kadlewicz, die Vorstandsvorsitzende der Deutsch Sozial-Kulturellen Gesellschaft Breslau, moderierte. Fast 21.000 Kriegstote sind hier begraben. Im Eingangsgebäude sind alle Soldaten und – soweit bekannt – auch Zivilisten namentlich aufgeführt, die im heutigen Polen ihr Leben ließen oder als vermisst gelten. Zu Beginn legte die Prozession drei Blumenkränze an der Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten und Zivilisten des Zweiten Weltkriegs nieder und entzündete Kerzen. Anschließend übernahm Jakob Ziegler vom Generalkonsulat in Breslau das Wort. In seiner Rede erinnerte er an die Schrecken der Reichspogromnacht 1938, in der die Nationalsozialisten Hunderte Jüdinnen und Juden ermordeten, Synagogen in Brand setzten und damit das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte gaben. Doch der 9. November steht auch im Zeichen der Hoffnung. „Denn es ist das Datum des Mauerfalls 1989, ein Erfolg der friedlichen Revolution in der DDR und ein Schritt hin zur deutschen Wiedervereinigung“, führte Jakob Ziegler fort. „Ein Erfolg, der sicherlich ohne die mutige Freiheitsbewegung in Polen nicht möglich gewesen wäre.“

Verena Handtke

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