Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Einheit ist nicht Einheitlichkeit

Szymon Hołownia (2.v.r.) sprach u.a. mit (v.l.) Waldemar Świerczek und Martin Lippa aus dem DFK Schlesien sowie Rafał Bartek (Oppelner SKGD) und Bernard Gaida (VdG). Foto: R.Urban

 

Szymon Hołownia, einer der Kandidaten für das Amt des polnischen Staatspräsidenten, besuchte gestern und heute die Oppelner Woiwodschaft. Sein Treffen mit den Bewohnern Gogolins heute nutzte er auch zu einem Gespräch mit Vertretern der deutschen Minderheit.

 

Szymon Hołownia sprach in Gogolin von kultureller und nationaler Vielfalt Polens.
Foto: R.Urban

 

Auf dem Benediktinerplatz in Gogolin kamen mehrere zig Anhänger des außerparteilichen Präsidentschaftskandidaten Szymon Hołownia zusammen und er widmete seine Rede der kulturellen Vielfalt in Polen als Bereicherung für das Land und seine Bürger. „Für mich ist es wichtig, dass nationale und ethnische Minderheiten in Polen sich als vollwertige Bürger des Landes fühlen können, dass wir das multikulturelle und -nationale Potenzial unserer Bürger nutzen. Wir dürfen aber auch die Mitglieder der nationalen und ethnischen Minderheiten nicht als Geiseln internationaler Prozesse betrachten und Rechte für sie davon abhängig machen, wie es Polen in anderen Ländern geht, denn die Minderheiten hierzulande als polnsiche Staatsbürger sind nicht schuld an der Politik anderer Länder“, sagte Szymon Hołownia vor den Gogolinern.

 

Gespräch im kleinen Kreis

Kurz vorher traf sich der Präsidentschaftskandidat mit Vertretern der deutschen Minderheit aus beiden oberschlesischen Woiwodschaften, wo er ebenfalls eindeutig in Richtung der Volksgruppe sagte: „Ich werde als Präsident kein Gesetz unterzeichnen, das die Minderheiten betrifft, mit ihnen aber nicht konsultiert wurde. In einem solchen Fall lege ich mein Veto ein“.

 

Die Vertreter der deutschen Minderheit zeigten sich erfreut über das Gespräch im Sitz des DFKs in Gogolin. So unterstich der Vorsitzende des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen Bernard Gaida, dass Szymon Hołownia bislang der einzige Präsidentschaftskandidat ist, der auf die von der Minderheit gestellten Fragen geantwortet hat. „So stellte er z.B. fest, er stehe auf unserer Seite, wenn es um den Streit mit dem Bildungsministerium geht wegen des faktisch geringer ausfallenden Deutschunetrrichts in der 7. und 8. Klasse der Grundschule. Es gab auch eine Reihe allgemeiner Antworten seinerseits, die wir heute näher besprechen konnten. Es hat mir sehr gefallen, dass Herr Hołownia gezeigt hat, er wolle die Thematik der Minderheiten näher kennenlernen“, sagte nach dem Treffen Bernard Gaida. Auch der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien Rafał Bartek unterstrich: 

 

„Uns fehlt in der aktuellen Debatte, nicht bei der Präsidentschaftswahl, eine Diskussion über programmatische Inhalte. Die Emotionen und der Streit über Kleinigkeiten überwiegen, dabei ist es doch wichtig zu erfahren, was der jeweilige Kandidat für die Menschen, auch für die Minderheiten, konkret erreichen will. Das heutige Treffen gehörte zu solchen Gesprächen über die Inhalte“.

 

Bei seinem Treffen mit der Deutschen Minderheit sagte Szymon Hołownia abschließend, es gebe noch viel zu tun im Bereich Minderheitenrechte, das Treffen in Gogiolin diente aber einem Kennenlernen, das in Zukkunft ausgebaut werden solle. „Einheit ist nicht Einheitlichkeit, wie es uns manche einprägen wollen. Für mich bedeutet Einheit eine in sich versöhnte Vielfalt“, sagte Hołownia.

 

Keine offizielle Unterstützung

Das Treffen selbst sollte allerdings nicht bedeuten, die Minderheit gebe diesem Kandidaten ihre offizielle Unterstützung, was auch alle unterstrichen haben. „Unsere Mitglieder haben unterschiedliche politische Ansichten, deshalb ist das einzige, was wir als Organisationen tun können, Diskussionen anregen und das ist heute geschehen“, sagte Bernard Gaida und Rafał Bartek fügte hinzu, die Organisationen der Minderheit würden auch mit anderen Präsidentschaftskandidaten sprechen, wenn diese den Wunsch äußern würden. Szymon Hołownia meinte zu einer offiziellen Unterstützung: „Ich erwarte keine seitens der Minderheit als Organisation, das würde ich nicht wagen. Ich würde mich aber freuen, wenn einzelne Mitglieder mir ihre Stimme geben“.

 

Anhänger Hołownias und Medienvertreter auf dem Benediktinerplatz in Gogolin, wo sich der Präsidentschaftskandidat mit den Einwohnern getroffen hat
Foto: R.Urban

Wie die Sejmmarschällin Elżbieta Wittek letzte Woche bekannt gegeben hat, werden die erneuetn Präsidentenwahlen am 28. Juni stattfinden, eine eventuelle Stichwahl folgt dann zwei Wochen später.

 

Rudolf Urban

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