Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Erinnerungen an die letzten Kriegstage 1945

Rechts erstrecken sich Ausblicke auf das Oppagebirge mit der Bischoffskoppe und Silberkoppe.
Foto: Łukasz Malkusz
Rechts und links sieht man nun Gräben, die für einfache Straβengräben etwas zu tief und zu steil sind.
Foto: Łukasz Malkusz

Das bei Neustadt (Prudnik) gelegene Kunzendorf (Trzebina) ist auf den ersten Blick ein relativ uninteressanter Ort. Wer sich aber ein wenig Mühe gibt, wird mit der überraschenden Geschichte des Dorfes belohnt. Nicht anders ist es mit dem Kunzendorfer Wald, der die nahegelegenen Hänge des Lindenbergmassives bedeckt.

Auf den Gipfel des Lindenbergs führt keine markierte Wanderroute, doch das heißt nun auf keinen Fall, dass die Bergspitze schwer zu erreichen wäre. Wenn man am Parkplatz an der Kirche angelangt ist und das Gotteshaus vor sich hat, muss man der Dorfstraße, die nach rechts führt, folgen. Der Weg führt nach unten und nach einigen Minuten sieht man links eine Brücke, hinter der die Straße einen kurzen Anstieg hinaufführt. Dort sollte man jetzt abbiegen. Wenn man das Dorf verlässt, langsam an Höhe gewinnt und nach zirka zehn Minuten am Sportplatz vorbeigeht, ist man auf dem richtigen Weg.

 

 

Mittelalterliche Handelsroute

Diese einfache Landstraße dient heute den hiesigen Bauern, Wanderer sind hier eine absolute Seltenheit. So war es nicht immer – im Mittelalter war das der Haupthandelsweg von Breslau nach Olmütz, der täglich von dutzenden Reisenden benutzt wurde. Rechts erstrecken sich Ausblicke auf das Oppagebirge mit der Bischofskoppe und Silberkoppe. Nach einer Viertelstunde sind wir im Kunzendorfer Wald angelangt. Rechts und links sieht man nun Gräben, die für einfache Straβengräben etwas zu tief und zu steil sind. Dies sind Überreste von Schützengräben aus dem Jahr 1945. Die Wälder in dieser Umgebung waren stumme Zeugen der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges.

Nach einer halben Stunde gelangt man dann an eine Kreuzung. Diese ist nicht zu übersehen, man kann von hier rechts abbiegen und diese Straße ist in einem viel besseren Zustand als die alte Handelsroute. Nachdem man rechts abbiegt, sieht man in einigen hundert Metern Überreste von Steinbrüchen. Diese werden seit langem nicht mehr betrieben, denn es wurden tiefer und bequemer gelegene entdeckt. Schließlich sieht man am linken Wegrand einen Holzzaun und rechts einen nicht zu steilen Berghang. Jetzt muss man rechts abbiegen und den Hang besteigen.

Ein vergessener Gipfel

Wenn man am höchsten Punkt angelangt und eine Holztafel mit der Aufschrift „Lipowiec“ erblickt, ist man am Ziel. Bei bequemen Tempo sollte man die ganze Wanderung in deutlich unter einer Stunde schaffen. Schwer ist der Weg nicht, man ist nun auf 370 Metern, ein wenig über 100 Meter höher als Kunzendorf.

Der Lindenberg selber hat auch seine Geheimnisse. Auf der Spitze findet man Steinhaufen, die Überreste eines Gebäudes sind, das noch auf Landkarten aus der Zwischenkriegszeit als „Barbakane“ bezeichnet wird und 8 Meter hoch gewesen sein sollte. Am wahrscheinlichsten diente es als Aussichtspunkt oder Jagdhaus. Im 19. Jahrhundert wurde auf dem Lindenberg auch ein hölzerner Aussichtsturm errichtet, der allerdings nicht lange stand. Der Gipfel ist ganz mit Wald bewachsen, eine gute Aussicht gibt es von hier also leider nicht.

Ein Ausflug nach Kunzendorf und auf den Lindenberg ist keine lange oder schwere Wanderung, und eine gute Idee für einen freien Nachmittag. Wer Ruhe und Erinnerungen an unsere fast vergessene Geschichte schätzt, wird auf keinen Fall enttäuscht sein.

Łukasz Malkusz

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