Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Es soll eine Spur von ihnen bleiben

Die Erinnerung an die Ereignisse des Jahres 1945 in Oberschlesien ist immer noch unzureichend: Das war der Tenor der Reden der Teilnehmer der Konferenz „80 Jahre danach“, die am 15. Januar in der Schlesischen Bibliothek in Kattowitz stattfand.

Zahlreiche Diskussionsteilnehmer versammelten sich an einem kalten Winternachmittag im Benedyktynka-Saal der Schlesischen Bibliothek, um Vorträge zu hören und über die Ereignisse zu diskutieren, die als Oberschlesische Tragödie bekannt sind. Wer war von dieser Tragödie am meisten betroffen? Was wird uns nach dem Jahrestag im Jahr 2025 bleiben? Welchen Einfluss haben die politischen Veränderungen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Oberschlesischen Tragödie? Die Vorträge wurden von Prof. Joanna Rostropowicz, Altphilologin und Forscherin zur schlesischen Kultur, und dem Aktivisten der deutschen Minderheit und AGDM-Vorsitzenden Bernard Gaida gehalten. An der Podiumsdiskussion nahmen auch Dr. Henryk Mercik und Marek Łuszczyna, Autor des Buches „Mała zbrodnia. Polskie obozy koncentracyjne” (Kleines Verbrechen. Polnische Konzentrationslager).

Was wird uns nach dem Jahrestag im Jahr 2025 bleiben? Foto: AB

„Die Oberschlesische Tragödie ereignete sich in Ober- und Niederschlesien. Es ist eine gemeinsame Tragödie für die Schlesier. Es ist die Tragödie von ganz Schlesien“, sagte Prof. Joanna Rostropowicz. „Die Phänomene, die sich hier vor 80 Jahren abgespielt haben, erschöpfen die Begriffe Völkermord und Ethnozid. Wir können hier also sowohl von Völkermord als auch von ethnischer Säuberung sprechen. Was 1945 in Schlesien geschah, wurde bereits von Euripides in ,Die Troerinnen’ im fünften Jahrhundert vor Christus beschrieben. Der gleiche Mechanismus war auch hier am Werk.“

Dr. Henryk Mercik, Architekt und Denkmalrestaurator, betonte die Notwendigkeit eines materiellen Gedenkens an die Opfer der Oberschlesischen Tragödie in Form eines Denkmals.

„Es ist höchste Zeit, dass ein solches Denkmal an der Stelle des Zwangsarbeitslagers in Eintrachthütte/Zgoda errichtet wird“, betonte Dr. Mercik. „Von den Konferenzen, Diskussionen, Konzerten und Turnieren, die aus diesem Anlass organisiert werden, wird es keine Spuren geben.“

Die Oberschlesische Tragödie ereignete sich in Ober – und Niederschlesien. Es ist die Tragödie von ganz Schlesien.

Bernard Gaida betonte in seiner Rede das Ausmaß der Nachkriegsverfolgung, Deportation und Umsiedlung der deutschen Bevölkerung im Gebiet zwischen Oder, Ural und Karpaten – fast 20 Millionen Menschen waren davon betroffen.

„Der nächste Schritt im Gedenken an die Oberschlesische Tragödie sollte darin bestehen, es auf die anderen Opfer von 1945 – Masuren, Kaschuben, Pommern – auszuweiten. Ähnliche Ereignisse wie in Schlesien haben sich auch in anderen Regionen abgespielt, die von Deutschen oder von Menschen, die für Deutsche gehalten wurden, bewohnt werden“, sagte Bernard Gaida.

Die Konferenz „80 Jahre danach“ war eine von vielen Veranstaltungen, die im Rahmen der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Oberschlesischen Tragödie in den Woiwodschaften Schlesien und Oppeln organisiert wurden. Die Konferenz wurde von der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in der Woiwodschaft Schlesien in Zusammenarbeit mit der Schlesischen Bibliothek organisiert. Moderiert wurde die Diskussion von Anita Pendziałek, Redakteurin der deutsch-polnischen Redaktion Mittendrin, und Marcin Zasada, Chefredakteur des „Dziennik Zachodni“. Die Veranstaltung wurde von Ausstellungen des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit und der Schlesischen Bibliothek begleitet.

Show More