Obwohl die deutsche Unterstützung für die Ukraine zu den größten gehört, die westliche Länder anbieten, werden Unternehmen aus der Bundesrepublik Deutschland selten in Ausschreibungen für Projekte einbezogen, die in der Ukraine umgesetzt werden. Diese Schlussfolgerung wurde Anfang Oktober dieses Jahres anhand einer Umfrage des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft erarbeitet und veröffentlicht.
Der Verband vertritt die Interessen deutscher Unternehmen in der Region Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien. Das Problem besteht nach Ansicht der Teilnehmer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft darin, dass die deutsche Förderung nicht an die Bedingung geknüpft ist, dass sich auch Bieter aus der Bundesrepublik Deutschland an den Projekten beteiligen.
Distanzierter Umgang
Nach Angaben des Ost-Ausschusses gehen die Bestellungen daher häufig an türkische oder chinesische Lieferanten, da in der Regel das günstigste und nicht das beste Angebot gewinnt. Generell sind deutsche Unternehmen bei einem Engagement in der Ukraine eher zurückhaltend, trotz des Wachstums der ukrainischen Wirtschaft und der deutlichen Zunahme des deutsch-ukrainischen Handels. Der Ost-Ausschuss stellt fest, dass trotz des Krieges infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine die Zahl der Geschäftsreisen von Vertretern deutscher Unternehmen in die Ukraine, insbesondere nach Kiew oder in die westliche Region um Lemberg, zunimmt. Die Branchen, in denen der Ausschuss das größte Potenzial für Unternehmen aus Deutschland sieht, sind Baugewerbe, Rüstungsindustrie, Landwirtschaft, IT-Branche und erneuerbare Energien. Die Haupthemmnisse für die Geschäftstätigkeit in der Ukraine sind nach Ansicht der Unternehmen nach wie vor die Unsicherheit über den Versicherungsschutz bei persönlichen Reisen und fehlende Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionsprojekte.
Eine ukrainische Wiederaufbaubank nach dem Vorbild der deutschen KfW-Bank wurde bisher nicht gegründet.
Ein besseres Klima für Investitionen, aber…
„Aufgrund der negativen Bewertung der Ukraine durch internationale Ratingagenturen aufgrund der Kriegssituation ist es für private Finanzinstitute immer noch sehr schwierig, Projektfinanzierungen zu erhalten“, sagte Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Bemühungen der Bundesregierung, Investitionen zu sichern, bisher wenig erfolgreich waren. Eine ukrainische Wiederaufbaubank nach dem Vorbild der deutschen KfW-Bank wurde bisher nicht gegründet. Nach Angaben des Ost-Ausschusses sind fast nur solche Unternehmen aktiv, die in der Lage sind, Projekte mit Eigenkapital zu finanzieren oder in das Schema einer der internationalen Entwicklungsbanken passen. Trotz der in Berlin veranstalteten Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine und dem Versprechen, die Geschäftsbedingungen im Land zu verbessern, gaben nur 15 von 68 befragten Unternehmen an, dass sich das Investitionsklima in der Ukraine seit Anfang 2024 spürbar verbessert habe. Im Gegenzug wurden sichtbare Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung hervorgehoben.