Kurz vor dem verlängertem Maiwochenende kam zum ersten Mal in Form einer virtuellen Sitzung der „Fachbeirat Deutsche Sprache“ zusammen, der von der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland ins Leben gerufen wurde. Augenmerk des Fachbeirats soll die deutsche Sprache und ihre Rolle für die einzelnen Minderheiten sein.
Als Mittlerorganisation und Kompetenzzentrum im Themenfeld der deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften auf der ganzen Welt ist die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland von Bayreuth und Berlin aus aktiv. Sie ist bestrebt, beratende und impulsgebende Gremien von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu bilden, die für die Stiftungsarbeit relevante Themenbereiche bearbeiten. Neben der Kultur, den Traditionen und der Geschichte, die die einzelnen Minderheitengruppen in den jeweiligen Ländern charakterisieren, ist es besonders die deutsche Sprache, die alle Menschen mit deutschem Hintergrund verbindet und sie miteinander in Kontakt hält. Dieser Aspekt der deutschen Sprache und seine Wichtigkeit für die einzelnen Minderheiten wird nun im „Fachbeirat Deutsche Sprache“ der Stiftung Verbundenheit genauer betrachtet.
Große Herausforderungen
Am Donnerstag, den 25. April, kam der „Fachbeirat Deutsche Sprache“ zum ersten Mal in Form einer virtuellen Sitzung zusammen. Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk betonte in seinem Grußwort die entscheidende Rolle der deutschen Sprache, die in Mittel- und Osteuropa für die deutschen Minderheiten als „Minderheitenmuttersprache“, für die deutschsprachigen Gemeinschaften in Nord- und Südamerika als „Sprache der Herkunft“, aber für viele Menschen in der Welt als die „Sprache der Wertschätzung und Chancen“ gelte. Der Stiftungsratsvorsitzende dankte allen Persönlichkeiten, die sich bereiterklärt haben, an der Arbeit des Fachbeirats aktiv mitzuwirken. Die deutsche Sprachförderung stehe vor großen Herausforderungen und sei ein hochaktuelles Thema, so Koschyk weiter.
Der „Fachbeirat Deutsche Sprache“ soll ein Konzeptpapier entwickeln, welches neben einer Bestandsaufnahme auf die aktuellen Herausforderungen des Sprachenlernens eingeht
Wichtigkeit des Spracherwerbs
Für die Leitung des Fachbeirats konnte Dr. Olga Martens gewonnen werden, die sich als Spätaussiedlerin mit russlanddeutschen Wurzeln für den Erhalt und die Weitergabe von Deutsch als Minderheitensprache einsetzt. Dr. Martens unterstrich die Wichtigkeit des Spracherwerbs innerhalb der Familie und in der Schule bzw. ihre einander ergänzende Funktion. In den Fachbeirat wurden des Weiteren Expertinnen und Experten berufen wie z. B. Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer, Leiterin des Lehrstuhls für interkulturelle Germanistik an der Universität Bayreuth und Präsidentin der internationalen Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik (Deutschland); Prof. Dr. Renate v. Ludanyi, Professorin der Western Connecticut State University und Präsidentin der German Language School Conference in den Vereinigten Staaten; Dr. Liana Regina Iunesch, Universitätsdozentin an der Lucian-Blaga-Universität (Rumänien); Theresia Szauter, Beauftragte des Vorstandes der Gemeinnützigen Stiftung des Ungarndeutschen Bildungszentrums und Mitglied des Bildungsausschusses der LdU (Ungarn); Prof. Dr. Ildikó Erika Stephanie Risse, Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen (Italien, Südtirol); Claudia Knauer, Büchereidirektorin des Verbandes Deutscher Büchereien in Nordschleswig (Dänemark); Florencia Agozino, Deutschlehrerin an der Goethe-Schule in Buenos Aires (Argentinien) sowie Luis Bastidas, Wissenschaftler an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth (Kolumbien). Aus der Deutschen Minderheit in Polen ist Sybilla Dzumla, die Projektkoordinatorin des seit Jahren erfolgreichen Projektes „Deutsch-AG“ und der Begegnungsstättenarbeit im VdG, als Mitglied im „Sprachbeirat Deutsche Sprache“ als Mitglied aktiv.
Einschätzung der Lage
Die Fachbeiratsmitglieder schilderten in der konstituierenden Sitzung ihre Einschätzungen über die aktuelle, die Sprache betreffende Lage in ihren jeweiligen Ländern bzw. in ihren Arbeitsbereichen vor Ort. Trotz der weiterhin hohen Stellung der deutschen Sprache und der guten Beispiele aus mehreren Ländern muss im Allgemeinen ein Rückgang des Interesses am Erlernen der Sprache festgestellt werden. Dem soll gegengewirkt werden, indem die jeweilige Sprachsituation sowie die Sprachbedürfnisse in den einzelnen Länderbereichen erkundet und Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Der „Fachbeirat Deutsche Sprache“ hat den Auftrag, ein Konzeptpapier zu entwickeln, welches neben einer Bestandsaufnahme auf die aktuellen Herausforderungen des Sprachenlernens eingeht, die Bedürfnisse ermittelt und auch Förderziele aufzeigt. Das Konzept soll im vierten Quartal dieses Jahres im Rahmen einer Tagung in der rumänischen Botschaft in Berlin vorgestellt werden.
Dominik Duda