Die Minderheitenmedien im Elsass werden systematisch benachteiligt. Ihnen werden Fördergelder vorenthalten, die in anderen EU-Ländern üblich sind.
Bis heute hat die Pariser Regierung nicht die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen ratifiziert. Das hat Folgen: In Ostfrankreich versuchen staatliche Stellen zu verhindern, dass die über eine Millionen deutschsprachigen Elsässer rein muttersprachliche Medien publizieren. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die von Minderheiten in Polen oder auch Rumänien und Ungarn, wo die Regierungen deutschsprachige Zeitungen, deutsche Hörrundfunk- und Fernsehsendungen und Schulen finanzieren. Erst kürzlich hat die repressive französische Sprachpolitik zwei Opfer gefordert: Das elsässischsprachige Radioprogramm “France Bleu Elsass” verlor seine Frequenz und die letzte weitgehend deutschsprachige Zeitung in Ostfrankreich musste ihr Erscheinen einstellen. Die Redaktion habe sich bis zuletzt nicht getraut, auch Sportnachrichten, Jugendseiten oder Familienanzeigen auf Deutsch zu veröffentlichen. Die Tageszeitung wurde 1877 unter dem Titel “Straßburger Neueste Nachrichten” gegründet und hieß zuletzt “DNA-Dernieres Nouvelles d’Alsace” (Elsässische Neueste Nachrichten). Besonders tragisch: Gerade Straßburg ist die Wiege der deutschsprachigen Presse. 1605 gründete der Drucker Johann Karolus in der elsässischen Hauptstadt die “Relation”. Es war die erste Zeitung in deutscher Sprache und zugleich die erste Zeitung der Welt.
Internationale Medienhilfe/mb