Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Fortschritt statt Rückschritt

Lehrerinnen und Lehrer bei einem Seminar für kreativen Deutschunterricht am 25. November in Oppeln. Organisator war der Verein Pro Liberis Silesia
Lehrerinnen und Lehrer bei einem Seminar für kreativen Deutschunterricht am 25. November in Oppeln. Organisator war der Verein Pro Liberis Silesia

Das Thema Bildung wird in Polen gerade heiß diskutiert. Die Regierung will zurück zum alten Schulsystem. Der Verein Pro Liberis Silesiae setzt hingegen auf Fortschritt im Bildungswesen und bietet deshalb immer wieder Fortbildungen für Deutschlehrer an, die ihren Unterricht kreativ gestalten wollen. Zuletzt fand so ein Workshop am Freitag in Oppeln statt.

 

 

Es ist bewiesen, dass man etwas besser lernt, man sich dabei bewegt. Małgorzata Urlich-Kornacka, Mediatorin für kreativen Deutschunterricht, setzt in ihren Seminaren deshalb auf Musik- und Bewegungsspiele, die Lehrer mit ihren Schülern umsetzen können: „Swing in der Gasse“ heißt so ein Spiel“, erklärt sie. „Dabei stellt man sich in einer Gasse auf und hüpft mit einfachen Schrittkombinationen und Tanzfiguren durch den Raum und singt dabei ein paar simple Verse auf deutsch.“

 

Grundschullehrerin Elisabeth Kampa will durch solche Maßnahmen ihren Deutschunterricht attraktiver gestalten. Denn vor allem Grundschülern fällt es schwer, lange still zu sitzen, weiß Kampa. Das ist Bewegung genau das Richtige. Für die Lehrer bedeutet das einen erheblichen Mehraufwand, doch diese Zeit nimmt Kampa sich gern. Dass sie auf dem richtigen Weg ist, lassen ihre Schüler sie wissen: „Meine Schüler sagen, dass mein Deutschunterricht viel besser ist, als der, den sie zuvor hatten.“ Dass die Bewegungsspiele so gut bei den Kindern ankommen, war für die junge Lehrerin eine Überraschung. „Die Kinder wollen und brauchen das. Sie geben mir positives Feedback, das freut mich für mich sehr und deshalb werde ich dran bleiben.“

 

Das freut auch den Verein Pro Liberis Silesiae, der die Schulung organisiert hat. Vereins-Chefin Margarethe Wysdak, die bereits drei deutsch-polnischen Montessori-Schule und einen Kindergarten ins Leben gerufen hat, setzt sich gerade mit neuen Reform-Ideen auseinander. Ihr schwebt ein Schulmodell vor, wie es gerade Finnland auf den Weg gebracht hat: Ohne Schulfächer, dafür in Projekten. „Ich überlege schon, wie wir das in unser Montessori-System einfließen lassen können.“ Da das herkömmliche Bildungssysteme in Polen gegen solche Reformen immun ist und darüber hinaus einen Rückschritt statt Fortschritt macht, steht Wysdak mit ihren innovativen Ideen allein auf weiter Flur. „Das wird sich auch in den nächsten 100 Jahren in Polen nicht ändern“, bedauert sie. Dann immerhin will sie in kleinen Schritten kindgerechtes Lernen unterstützen – in ihren Montessori-Schulen und im Kindergarten natürlich, aber auch durch Lehrerseminare für kreativen Deutschunterricht.

 

Marie Baumgarten

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