In Oppeln zieht seit Kurzem ein neues Graffiti die Blicke auf sich. Mit dem Kunstwerk, das an der Außenwand der Garage des Sitzes der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) zu sehen ist, soll die deutsch-polnische Freundschaft akzentuiert werden.
Dicht beieinander stehen sie dort, drei junge Frauen, eng umschlungen unter einem großen Regenschirm, auf dem die deutsche und die polnische Flagge abgebildet ist. Die drei Freundinnen wirken fröhlich und entspannt, obwohl sie sich vor dem herabprasselnden Regen schützen müssen. Sie wissen: Solange sie zusammenhalten, sind sie alle gemeinsam vor den Widrigkeiten des Wetters geschützt, können ihnen die derzeitigen Umstände nichts anhaben, muss niemand von ihnen im Regen stehen.
Es ist eine Szene mit Symbolkraft, die seit Anfang Dezember in Form eines Graffiti-Kunstwerks den SKGD-Sitz in der Oppelner Konopnicka-Straße – in dessen Räumlichkeiten auch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), der Bund der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM) sowie die Deutsche Bildungsgesellschaft (DBG) ihre (Regional-)Büros haben – schmückt. Unweit eines kleinen Spazierwegs an der Oder zieht es mit seinen lebendigen Farben unweigerlich die Aufmerksamkeit der vorbeischlendernden Menschen auf sich – und vermittelt eine vielsagende Botschaft.

Foto: Lucas Netter
Entworfen und gemalt beziehungsweise gesprayt wurde das Graffiti von der Illustratorin und Street-Art-Künstlerin Patrycja Kostyra, die auch an der Fakultät für Kunst der Universität Oppeln beschäftigt ist. Unterstützt wurde sie bei den Arbeiten, die innerhalb weniger Tage durchgeführt wurden, von ihrem Künstlerkollegen Kamil „StyleWithEasy“ Kowalski aus Breslau. Beide sind Teil des unabhängigen Künstlerkollektivs „Murki“, das vorrangig in Oppeln und Umgebung aktiv ist.
Das Zwischenmenschliche in den Mittelpunkt stellen
Das Wandbild der drei Frauen, die sich gemeinsam vor dem Regen schützen, stehe symbolisch für die Freundschaft zwischen Deutschland und Polen, die mehr umfasse als lediglich die mitunter schwierigen politischen Beziehungen, erklärt Patrycja Kostyra. „Mir war es wichtig, die zwischenmenschliche Ebene darzustellen, auf der die Dinge oft anders laufen als in der Politik“, so die Künstlerin, die ursprünglich aus Tichau (Tychy) in der Woiwodschaft Schlesien stammt.

Foto: Lucas Netter
Sie erzählt, dass sie viele Freunde in Deutschland und erst kürzlich an einem Street-Art-Workshop in Berlin teilgenommen habe. Als sie dann erfahren habe, dass die deutsche Minderheit in Oppeln ein neues Graffiti an ihrer Hauswand anbringen möchte, sei sie sofort interessiert gewesen – und habe bei den Verantwortlichen sogar mehrere Motivvorschläge eingereicht. Der SKGD-Vorstand entschied sich nach eingängiger Beratung letztlich für ebenjenes Bild, das die deutsch-polnische Freundschaft in den Mittelpunkt stellt.
Ein positives Zeichen setzen
Initiiert wurde das Graffitiprojekt von Barbara Stoklossa-Braems, ifa-Regionalkoordinatorin für Polen, Tschechien und die Slowakei. „Im Moment wird viel über die Diskriminierung der deutschen Minderheit in Polen gesprochen, dieses Thema ist sehr präsent. Umso wichtiger fand ich es deshalb, ein Zeichen für Freundschaft und Zusammenhalt zu setzen“, sagt sie. „Die Idee war, auf dem Bild nicht die Diskriminierung ins Zentrum zu stellen, nicht das Negative hervorzuheben, sondern die positiven Aspekte im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen sowie im Besonderen zwischen der deutschen Minderheit, die in dieser Region eine lange Geschichte hat, und der Mehrheitsgesellschaft zu betonen.“

Foto: Lucas Netter
Dieses Vorhaben ist allen Beteiligten geglückt. Am Rande der Oppelner Altstadt vermittelt das Wandbild nun für alle sichtbar eine starke Botschaft der deutsch-polnischen Partnerschaft, sorgt für Abwechslung im Stadtgebiet und bringt ein bisschen Farbe in den Alltag der Menschen in Oppeln. „Und es ist eine Erinnerung daran, dass wir alle zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen können, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern“, unterstreicht Barbara Stoklossa-Braems.
Lucas Netter
Das Projekt wurde finanziert durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.