Zehn Tore in einem Spiel – dies bedeutet, dass es eine Menge zu sehen gab. Dass neun davon auf das gleiche Tor entfielen, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass das traditionelle Spiel zwischen Naterki Polen und Nattern Deutschland stattgefunden hat. Und das zum 31. Mal.
Nattern ist ein kleines Dorf in der Nähe von Allenstein (Olsztyn). Ende der 1970er-Jahre verließ eine große Zahl von Einwohnern Nattern wie auch andere Dörfer im Ermland in Richtung Deutschland. Es ist jedoch das einzige Dorf, dessen ehemalige und heutige Einwohner sich einmal im Jahr zu einem Fußballspiel treffen, das einzige, das zwei Nationalmannschaften hat – eine polnische und eine deutsche.
Das diesjährige Spiel fand am 30. Juli statt. Am Ende hieß es 9:1 für Naterki Polen. Der Sieg der polnischen Mannschaft war vorhersehbar, da die Gastgeber über ein breites Spektrum an Spielern verfügten, die hauptsächlich in Fußballvereinen ausgebildet werden und vor dem Spiel mehrere Tage lang trainierten. Die Besucher aus Deutschland haben nicht ein einziges Mal trainiert.
„Wir haben uns nur auf dem Spielfeld getroffen, und jeder, der konnte, hat in der Mannschaft gespielt. Der jüngste Spieler ist 11 Jahre alt und der älteste 73“, sagt Michał Majewski, Kapitän der deutschen Mannschaft, einst aus Nattern, jetzt aus Wiesbaden.
Die meisten Spieler der deutschen Mannschaft leben in Rietberg, einer kleinen Stadt in der Nähe von Gütersloh in Nordrhein-Westfalen. Auch Elżbieta Schulz, die Managerin der deutschen Mannschaft, und ihr Mann Heinrich wohnen dort. Elżbieta verließ Nattern 1990 und ist diejenige, die die Spieler anruft, die Reise organisiert und andere Angelegenheiten regelt, einschließlich des Kontakts mit dem Bürgermeister von Rietberg, der gelegentlich bei den Spielen anwesend ist. Sie hilft auch bei der Durchführung der Spiele in Rietberg. Das diesjährige Spiel fand am 27. Juni statt und endete mit einem 3:3.
„Es gibt keinen Mangel an Spielwilligen, aber das Problem ist die Auswahl der Zeit, in der die meisten Spieler Urlaub haben. Deshalb laden wir auch unsere Freunde ein, die nicht in Nattern wohnen, aber in unserem Team mitspielen wollen“, sagt Elżbieta Schulz. Es war die Familie Schulz, die die Zusammenarbeit zwischen Rietberg und der Gemeinde Dietrichswalde (Gietrzwałd), in der sich Nattern befindet, initiierte. Sie hat sich auch aktiv für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren der beiden Gemeinden eingesetzt.
Ursprünglich spielten sogar fünf Schulz-Söhne und ihr Vater Heinrich in der deutschen Mannschaft, in diesem Jahr jedoch nur einer. Ein Freund der Mannschaft ist Norbert Nykiel aus Bochum.
„Ich komme aus Neidenburg (Nidzica) und spiele wohl bereits zum 20. Mal in Nattern. Wenn ich gefragt werde, lehne ich nicht ab. Ich habe schon immer gern Fußball gespielt, und auch jetzt laufe ich gern mal dem Ball nach.“
Norbert Wornowski stammt aus Schönbrück (Sząbruk), lebt seit 1980 in Deutschland und ist das dienstälteste Mitglied des deutschen Teams. Er ist 73 Jahre alt.
„Ich habe auf demselben Platz gespielt, als ich 16 war. Bei uns gab es keine Mannschaft und wir spielten im Diamet Naterki. Ich komme immer zu dem Spiel. Zwar bin ich nicht mehr so fit wie früher, aber es ist schön, die alte Heimat immer wieder zu besuchen. Mein Bruder wohnt hier und ich treffe immer mit Freunden zusammen“, versichert er.
Nach dem Spiel gibt es immer ein Fest auf dem Spielfeld mit Attraktionen für Erwachsene und Kinder. Und eine Party am Abend. Das Spiel ist zu einem wichtigen Ereignis in der Gegend geworden, nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich. Die Sprachen Deutsch und Polnisch, die sich überall vermischen, erinnern daran, dass in den 1970er-Jahren in Dörfern wie Nattern im Ermland das deutsche Element vorherrschte.
Lech Kryszałowicz