Ein Fest der Gemeinschaft und des Engagements in Gogolin
Die Sporthalle in Gogolin war am vergangenen Sonntag (12. Oktober 2025) Schauplatz eines besonderen Ereignisses: einer Festgala anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD). Zahlreiche Gäste, darunter politische Persönlichkeiten und engagierte Mitglieder der deutschen Minderheit, feierten gemeinsam die ereignisreiche Geschichte und die Errungenschaften der SKGD.
Die Veranstaltung, geprägt von emotionalen Reden, musikalischen Darbietungen und der Ehrung verdienter Persönlichkeiten, unterstrich die Bedeutung der deutschen Minderheit als lebendigen Bestandteil der regionalen und europäischen Vielfalt.
SKGD-Jubiläumsgala in Gogolin: Ein Rückblick auf 35 Jahre Engagement
Die Jubiläumsfeier wurde von hochrangigen Vertretern gewürdigt. Miguel Berger, der neue deutsche Botschafter in Polen, gratulierte der SKGD zu ihren zahlreichen Projekten und lobte das Engagement der Mitglieder:
„Sie bereichern die kulturelle Vielfalt dieser Gesellschaft. Sie sind Teil der Brücke zwischen Deutschland und Polen und leisten einen unschätzbaren Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Versöhnung.“
Er betonte, dass die Arbeit der SKGD als Beitrag zur Vielfalt in Europa und zum Aufbau enger Beziehungen und Freundschaften zu begreifen sei.
Dr. Bernd Fabritius lobt SKGD: Einsatz für Sprache und Kultur im Oppelner Schlesien
Auch Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, unterstrich die Wichtigkeit der Arbeit der SKGD. Er erinnerte an das Kulturfestival in der Jahrhunderthalle in Breslau, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Spiegel der kulturellen Vielfalt und als Beitrag zur Vertiefung der zivilgesellschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen hervorgehoben hatte.

Foto: Mateusz Golomb
Fabritius lobte die Professionalität der SKGD, insbesondere im Umgang mit den staatlichen Kürzungen des Schulfachs Deutsch als Minderheitensprache:
„Alle Ihre Projekte werden mit Leben und Leidenschaft erfüllt. Dies erfolgt durch viele, meist ehrenamtlich tätige Landsleute und durch eine selbstbewusste und engagierte Interessenwahrnehmung.“
Rafal Bartek zur Zukunft der SKGD: Stolz auf deutsche Identität und europäische Realität
Rafal Bartek, Vorsitzender der SKGD, betonte die Vision für die Zukunft:
„Wir möchten, dass die kommenden Generationen stolz darauf sind, Teil der deutschen Gemeinschaft zu sein – und gleichzeitig verstehen, dass diese Identität Teil einer größeren, europäischen Wirklichkeit ist.“

Foto: Mateusz Golomb
Er hob hervor, dass das deutsche kulturelle und sprachliche Erbe keine Selbstverständlichkeit sei und kontinuierlich gepflegt werden müsse.
Kulturelle Höhepunkte: Musik und Tradition auf der SKGD-Jubiläumsgala
Nach den feierlichen Eröffnungsreden und einem Kurzfilm über die Geschichte der SKGD füllten zahlreiche Künstler die Bühne. Orchester, Chöre und Solisten der deutschen Minderheit, darunter der Chor Kupskie Echo, der kürzlich selbst sein 30-jähriges Bestehen feierte, präsentierten ihr Können. Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Stars Karolina Trela und der FestKapella.
Ehrungen für Verdienste: Maria Neumann und Maria Wodara im Fokus
Ein zentraler Bestandteil der Gala war die Verleihung der Auszeichnung der Woiwodschaft Oppeln „Für Verdienste für die Woiwodschaft Oppeln“ an 47 Personen, die sich in den vergangenen 35 Jahren besonders engagiert haben.

Foto: Manuela Leibig
Unter den Geehrten befand sich Maria Neumann vom DFK Comprachtschütz, die ihre Auszeichnung als eine große Überraschung empfand. Sie beschrieb ihre Tätigkeit in der deutschen Minderheit seit 1992 als Herzensangelegenheit:
„Ich habe mich immer als Deutsche gefühlt, und deshalb pflege ich diese Sprache, unsere Kultur und unsere Bräuche. Das ist wirklich eine Liebe und macht mir immer Freude.“
Für sie ist die Arbeit für andere Menschen eine Belohnung, die man nicht bezahlen kann:
„Wenn man die leuchtenden Augen bei den anderen sieht – die Hilfe, die Zufriedenheit, besonders bei der Jugend – das kann man nicht bezahlen. Das ist wunderbar.“
Rafal Bartek schloss seine Rede mit der Zeile eines Gedichts : „Und in jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Und ermutigte dazu, weiterhin neue Herausforderungen anzunehmen, damit das deutsche Erbe nicht nur fortbesteht, sondern weiter erblüht.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Maria Wodara vom DFK Bodland. Als Schatzmeisterin der SKGD-Gemeinde Kreuzburg, Mitglied der Revisionskommission im Kreis Kreuzburg und Vorsitzende der Wohltätigkeitsgesellschaft im Kreis Kreuzburg ist sie seit 35 Jahren ehrenamtlich tätig. Trotz gesundheitlicher Herausforderungen möchte sie weitermachen:
„Solange ich kann.“

Foto: Manuela Leibig
Die Wohltätigkeitsgesellschaft in der gesamten Gemeinde Kreuzburg ist für sie von großer Bedeutung. Sie betont die Wichtigkeit der Kontakte zu den Menschen:
„Es ist die Zufriedenheit, dass ich Menschen helfen kann. Und vor allem diese Kontakte – ich kenne fast die ganze Gemeinde.“
Deutsche Minderheit in Polen: Herausforderungen und Hoffnungen für die Zukunft
Henryk Kroll, ehemaliger Abgeordneter der deutschen Minderheit, erinnerte an die schwierigen Anfänge. Damals war es gefährlich, sich als Deutscher zu bekennen. Er selbst habe Drohungen erhalten, dies aber nicht zu ernst genommen:
„Jemand musste das damals machen,“ so Kroll, dessen Aufgabe es war, den politischen Teil zu führen.
Heute sei es gut, dass Deutsch gesprochen und Projekte organisiert werden dürften, bedauerte aber gleichzeitig, dass die Zahl der Deutschen abnehme. Er sieht jedoch Hoffnung in der jüngeren Generation, die immer mehr Deutsch spricht.

Foto: Mateusz Golomb
Helmut Paździor aus Leschnitz, ehemaliger Abgeordneter im polnischen Sejm, blickt ebenfalls auf die Zukunft der deutschen Minderheit und die Rolle der Jugend:
„Heutzutage entstehen vielfältige Möglichkeiten für die gesamte Bevölkerung, vor allem für die jüngere Generation. Sie suchen für sich neue Wege, sich auszutauschen.“
Trotzdem äußert er große Hoffnung:
„Ich hoffe sehr, dass die jüngere Generation auf die Idee kommt, die eigene Kultur in den Reihen der deutschen Minderheit zu pflegen. Wir müssen doch unsere Vergangenheit bewahren und den nächsten Generationen übergeben, dass wir waren, wir sind und wir werden hier als Deutsche funktionieren.“
Paździor ist überzeugt, dass mit wachsender Lebenserfahrung und wenn die eigenen Kinder größer sind, sich wieder mehr Menschen ihrer Verantwortung bewusst werden:
„Ich hoffe, dass das entstehen wird und wir weiter funktionieren. Und wenn wir dazu unseren Glaube an Gott bewahren, dann wird das schon passieren.“
35 Jahre SKGD: Ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und kulturelles Erbe
Die Feier in Gogolin war ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt und die Vitalität der deutschen Minderheit in Polen. Rafal Bartek schloss seine Rede mit dem Vers eines Dichters:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Und ermutigte dazu, weiterhin neue Herausforderungen anzunehmen, damit das deutsche Erbe nicht nur fortbesteht, sondern weiter erblüht.

