Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gegen Diskriminierung

Kornelia Kurowska bei ihrem Vortrag Foto: Uwe Hahnkamp
Kornelia Kurowska bei ihrem Vortrag
Foto: Uwe Hahnkamp

Seit 2014 realisiert die Kulturgemeinschaft Borussia in Allenstein in Kooperation mit der Woiwodschafts-Kommandantur der Polizei und dem Fernsehsender TVP3 Olsztyn das Erziehungsprogramm „Sichere Vielfalt in Ermland und Masuren“. Am 12. April luden die Organisatoren zu einer Konferenz ein, um die bisherigen Aktivitäten zusammenzufassen und weitere Ideen zu diskutieren.

 

Das aus Fonds des Europäischen Wirtschaftsraums im Rahmen des Programms „Bürger für Demokratie“ sowie von der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Ermland-Masuren unterstützte Projekt „Sichere Vielfalt in Ermland und Masuren“ hatte zum Ziel, auf der lokalen Ebene Aktivitäten zur interkulturellen Erziehung, gesellschaftlichen Integration und Antidiskriminierung zu initiieren. In allen 21 Landkreisen und kreisfreien Städten der Woiwodschaft waren Schüler und Lehrer an diesem Programm beteiligt, die eine Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen, Organisationen nationaler und religiöser Minderheiten, Medien und der Polizei aufnahmen. TVP3 Olsztyn begleitete das Projekt mit der Kamera und verwirklichte Fernsehspots und thematische Sendungen.

 

Kornelia Kurowska, die Vorsitzende der Kulturgemeinschaft Borussia, wies in ihrem Vortrag im Rahmen der Konferenz am 12. April auf zwei Punkte hin: „Es ging uns um eine Sensibilisierung der Menschen gegenüber Anzeichen von Diskriminierung und gleichzeitig um ein Engagement von unten.“ Wie solche Anzeichen zu erkennen sind und wie etwas gegen sie getan werden kann, das war Thema von Konferenzen, die Borussia in den Kreisstädten für die teilnehmenden Lehrer veranstaltete. In die Entwicklung des Projekts, aber auch als Teilnehmer bei diesen Weiterbildungen eingebunden war die Polizei. Kommissar Sebastian Kajczyński, der Beauftragte der Woiwodschaft-Kommandantur der Polizei in Allenstein für den Schutz der Menschenrechte, freute sich über die rege Beteiligung an seinen Werkstätten: „Zum einen ging es um rechtliche Aspekte und die Reaktion auf mögliche Diskriminierung, etwa um die Frage, ob in einer bestimmten Situation eingegriffen werden muss. Zum anderen wollten wir mit den Lehrern phantasievolle, z.B. erzieherische, vorbeugende Maßnahmen erarbeiten.“ Wie notwendig solch ein Projekt heute ist, war vor zwei Jahren nicht abzusehen, betonte Wiktor Marek Leyk, der Bevollmächtigte des Marschalls von Ermland-Masuren für nationale und ethnische Minderheiten: „Damals hat mich der Titel etwas irritiert. Doch die Änderungen in Polen und Europa zeigen, dass man auf allen Ebenen Menschen auf die Gefährdung der Vielfalt aufmerksam machen muss.“ Wie solch ein Handeln für eine sichere Vielfalt an Schulen aussehen kann, war Thema einer Podiumsdiskussion mit verschiedenen kulturellen Akteuren, die sich wissenschaftlich und in Nichtregierungsorganisationen mit diesen Fragen auseinandersetzen.

 

Wesentlich konkreter waren die Aktionen der teilnehmenden Schulen. Eine ukrainische und chinesische Woche für die entsprechenden Mitschüler, die vergleichende Beschäftigung mit Juden, Masuren und Teilnehmern am Warschauer Aufstand, oder die Suche nach erhaltener Architektur als „Haus der Vorfahren“ zeigen eine interessante thematische Vielfalt. Die Geschichtslehrerin Joanna Mieszczyńska vom Gymnasium Nr. 13 in Allenstein präsentierte mit ihren Schülern sogar einen Ausschnitt aus ihrer Text-Musik-Montage unter dem Titel „Romeo und Julia in Auschwitz“, die die unmöglich erscheinende, authentische Geschichte einer Liebe im Konzentrationslager erzählt.

 

Und sie hat bereits eine weitere Projektidee zur Integration der lokalen Gesellschaft: sie will sich mit anderen daran interessierten Menschen unter anderem des 1913 angelegten Garnisonsfriedhofs in Allenstein annehmen, auf dem deutsche und russische Soldaten liegen. Solche und ähnliche Pläne tragen in Zukunft dazu bei, dass die Vielfalt in Ermland und Masuren weiterhin in den Köpfen der Menschen verankert bleibt.

 

Uwe Hahnkamp, jr

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